Rund 300 Menschen haben am Sonnabend in der Innenstadt gegen die umstrittenen Affenversuche an der Universität Bremen demonstriert. Hirnforscher um den Neurobiologen Andreas Kreiter führen dort seit mehr als zwei Jahrzehnten Experimente mit Makakenaffen durch – und werden dafür von Tierschutzorganisationen massiv kritisiert. Am Sonnabendvormittag zogen die Demonstranten durch die Bremer Innenstadt, Auftakt- und Abschlusskundgebung fanden auf dem Marktplatz statt.
Behörde muss über Genehmigung entscheiden
Zu den Organisatoren gehörte wie in den Vorjahren der Bremer Tierschutzverein. Dessen Vorsitzende Brigitte Wohner-Mäurer forderte die politisch Verantwortlichen in Bremen in ihrer Rede auf, sich konsequent gegen die Fortführung der Tierversuche einzusetzen. Ihr zufolge hat Kreiter bei Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) einen Antrag gestellt, die Versuche auch in den kommenden Jahren fortsetzen zu dürfen. Die aktuelle Genehmigung läuft Ende November aus. Nach Auskunft der Behörde wird Anfang November über den Antrag entschieden.
Bei Kreiters Arbeit handele es sich um "reine Grundlagenforschung ohne praktischen Bezug", sagte Wohner-Mäurer. Die Affen seien großen Qualen ausgesetzt. "Bei uns Menschen würde man das Folter nennen", so die Tierschützerin weiter. Bei einige Versuchen wird den Makaken der Schädel geöffnet. Die Experimente seien für die Universität und die Stadt Bremen "ein Makel, den es zu löschen gilt", sagte Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundesverbandes. Er sprach von einem "Neandertal der Forschung". Zudem argumentierten die Redner, dass Erkenntnisse aus Tierversuchen größtenteils nicht auf den Menschen übertragbar seien.
Mehrere Gerichtsurteile
An der Demo waren auch das Bündnis Ärzte gegen Tierversuche und die Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht beteiligt. Über die Affenversuche wird seit Jahren juristisch gestritten. Vorstöße der Bremer Politik und Behörden, Kreiters Versuche an den Affen zu beenden, scheiterten wiederholt vor Gerichten. Im November 2022 hatte die Bremer Gesundheitsbehörde dem Verlängerungsantrag Kreiters stattgegeben – wenn auch nicht ganz freiwillig. Ein Jahr zuvor hatte Bernhards Ressort die Genehmigung noch verweigert, weshalb der Neurowissenschaftler vor das Bremer Verwaltungsgericht gezogen war. Dort fiel die Entscheidung zu seinen Gunsten aus. In der Urteilsbegründung hieß es unter anderem, der Antragsteller habe nachvollziehbar erläutern können, warum Alternativmethoden nicht für sein Forschungsvorhaben geeignet seien.
Die Universität Bremen sieht durch die Gerichtsurteile die Wissenschaftsfreiheit sichergestellt. Oft würden in der Debatte sachliche und emotionale Argumente vermischt, hatte die Uni nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts bemängelt. Man halte sich an gesetzliche Auflagen. Selbst wenn dem so sei, argumentierte Schröder bei der Demonstration am Sonnabend, ändere das nichts an der ethischen Verantwortung. Es dürfe nicht alles erlaubt sein, was nicht verboten sei. Ein Einlenken der Universität erwartet Schröder indes nicht. Dass man bald wieder zusammenkomme, um zu demonstrieren, sei wohl zu erwarten.