Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Teil-Umzug der Bremer Uni Erste Schritte zum Campus am Brill

Die Überlegungen für einen Teil-Umzug der Bremer Uni in die City werden konkreter. Eine Machbarkeitsstudie steht an, auch die Zusammenarbeit mit den Eigentümern soll in eine konkrete Form gegossen werden.
06.09.2021, 17:53 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Erste Schritte zum Campus am Brill
Von Jürgen Theiner

Ein Teilumzug der Universität Bremen auf das verwaiste Sparkassengelände am Brill ist politischer Wille der rot-grün-roten Koalition. Doch welche Bedingungen müssen dafür erfüllt sein? Welche Art von Kooperation mit den Eigentümern der Immobilie ist anzustreben? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Senat an diesem Dienstag.

In einer noch vertraulichen Vorlage wird das Modell einer Entwicklungsgesellschaft für die Brill-Immobilie entworfen. Stadt und gegenwärtige Eigentümer wären darin Partner. Der Senat strebt also eine langfristige Verbindung mit den Investoren Samuel und Pinchas Schapira an, denen das Areal zwischen Innenstadt und Stephaniviertel seit dem vergangenen Jahr gehört.

Über eine neue Nutzung des Sparkassengeländes wird im politischen Raum diskutiert, seit das Kreditinstitut Ende 2016 seinen Umzug in den Technologiepark angekündigt hatte. Vollzogen wurde der Standortwechsel im Herbst vergangenen Jahres. Nun gilt es, das 11.000 Quadratmeter große Gelände mittelfristig mit neuem Leben zu erfüllen. Dass dabei die Universität einen wesentlichen Beitrag leisten könnte, ist Konsens über die Regierungskoalition hinaus.

Im Gespräch ist bereits seit einiger Zeit, dass bestimmte Uni-Fachbereiche, die nicht auf Labore, Großgeräte und Ähnliches angewiesen sind, an den Brill wechseln könnten. Als denkbare Größe gilt eine Zahl von rund 9000 Studenten (knapp die Hälfte aller an der Uni Eingeschriebenen) und etwa 1000 Mitarbeitern.

Dafür müsste der vorhandene Gebäudebestand grundlegend saniert und den Bedürfnissen der Uni angepasst werden, was einen hohen zweistelligen Millionenbetrag erfordern würde. Um dieses Projekt gemeinsam mit den Schapiras zu schultern, wird im Senat die Gründung einer gemeinsamen Entwicklungsgesellschaft erwogen. In dieses Konstrukt würden die Eigentümer ihre Immobilie und die Kosten für eine "Basismodernisierung" einbringen, die Stadt die erforderlichen Ausbauinvestitionen für eine universitäre Nutzung der Gebäude.

Die Stadt und die Schapiras wären dann künftig gemeinsam Eigentümer des Areals, die Mietzahlungen der Universität würden sie sich teilen. Der Senat wird am Dienstag voraussichtlich beschließen, 20.000 Euro für eine juristische Expertise zur rechtlichen Ausgestaltung einer Entwicklungsgesellschaft bereitzustellen.

Lesen Sie auch

Ein Betrag von 100.000 Euro soll zudem für eine Machbarkeitsstudie ausgegeben werden. Gegenstand wäre vor allem eine genauere Klärung des Umbaubedarfs und seiner konkreten Kosten. Außerdem soll es in der Expertise um eine langfristige Wirtschaftlichkeitsberechnung und ein Finanzierungskonzept für den Innenstadtcampus gehen.

Im Rathaus erwartet man, dass nach der Auftragsvergabe für die Studie in sechs bis neun Monaten mit Ergebnissen zu rechnen ist. Ob die Schapiras sich mit der Beteiligung an einer Entwicklungsgesellschaft anfreunden können? Angeblich gibt es positive Signale, doch gegenüber dem WESER-KURIER hielten sie sich am Montag bedeckt. "Grundsätzlich sind verschiedene Modelle einer Nutzung des Am-Brill-Quartiers durch die Universität Bremen denkbar", ließen sie über eine Sprecherin mitteilen.

Ein Umzug von Teilen der Uni an den Brill hätte aus Sicht von Rathaus und Wissenschaftsressort nicht nur eine belebende Wirkung für die Innenstadt, die sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel befindet. Auch der Technologiepark in Horn-Lehe, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft des bisher einzigen Universitätsstandortes in Horn-Lehe befindet, würde profitieren. Die Uni hat dort in diversen Gebäuden insgesamt rund 27.000 Quadratmeter angemietet, jährlich zahlt sie dafür rund 2,5 Millionen Euro an Miete.

Der Technologiepark ist seit vielen Jahren eine Erfolgsgeschichte bremischer Wirtschaftsförderung, rund 500 zumeist im High-Tech-Bereich tätige Firmen haben dort ihren Sitz. Sie stehen für 12.000 Arbeitsplätze. Die Flächen im Technologiepark sind allerdings knapp, Erweiterungsmöglichkeiten kaum vorhanden. Würde die Universität ihre Mietflächen aufgeben, könnten sie ansiedlungs- oder erweiterungswilligen Betrieben zur Verfügung gestellt werden. Ein Teil-Umzug der Uni, so glaubt man im Rathaus, hätte also gleich mehrere Vorteile.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)