Es ist ein allererster praktischer Schritt, der den Erdwärme-Pionieren im Viertel viel bedeutet: Anfang Februar sollen auf dem Bürgersteig der Humboldtstraße und mehrerer Nebenstraßen sogenannte Suchschachtungen beginnen. Zweck ist die Erkundung des Untergrundes, in dem in den nächsten Jahren ein Geothermienetz entstehen soll – mit Pilotcharakter für eine ganz Reihe ähnlicher Vorhaben im Stadtgebiet.
Wie berichtet, sind in den vergangenen Jahren mehrere Erdwärme-Initiativen gegründet worden. Sie eint das Ziel, für ganze Nachbarschaften eine Heizenergieversorgung auf die Beine zu stellen, die CO2-neutral und zugleich wirtschaftlich ist. Seit 2024 existiert mit der Erdwärmedich Anergienetze eG eine Genossenschaft als unternehmerische Plattform für erste Projekte. Am Mittwochabend haben die Mitglieder auf ihrer Generalversammlung 90.000 Euro freigegeben. Mit diesem Geld sowie Mitteln aus dem Bundesförderprogramm effiziente Wärmenetze können die Planungen für das erste Erdwärmenetz weiter vorangetrieben werden.
Entstehen soll es im Bereich Humboldstraße / Vagtstraße / Lessingstraße / Stedinger Straße. Das Prinzip ist denkbar einfach. Die Struktur wird aus einer Reihe von Erdsonden bestehen, die mit einem Ring aus Vor- und Rücklaufleitungen verbunden sind. In den Leitungen zirkuliert dann etwa 15 Grad warmes Wasser. Wärmepumpen in den angeschlossenen Häusern entziehen dieser Sole die Heizenergie für die Wohnungen. Klingt simpel, muss aber erst einmal gründlich geplant und mit einigem finanziellen Aufwand realisiert werden. Erster Schritt sind Anfang Februar die eingangs genannten Suchschachtungen. Sie dienen dazu, die Beschaffenheit des Untergrundes zu untersuchen und zu klären, welche Leitungen oder sonstigen denkbaren Barrieren im Erdreich liegen.
In einem zweiten Schritt soll eine Probebohrung in den Untergrund vorgenommen werden – immerhin werden die Erdsonden (nicht die Ringleitungen) rund 300 Meter in die Tiefe reichen. Sobald genügend Daten zur Machbarkeit des Projektes vorliegen, kann es mit der konkreten Entwurfsplanung für das Erdwärmenetz samt Kostenberechnung losgehen. Für das Einbringen der Sonden und Ringleitungen in das Erdreich braucht die Genossenschaft außerdem einen Gestattungsvertrag mit der Stadt. Schließlich spielen sich die Bauarbeiten auf dem Bürgersteig ab, mithin im öffentlichen Raum. Genossenschaftsvorstand Philipp Metz ist optimistisch, dass all diese Etappen ohne größere Probleme bewältigt werden können. "Wir wissen, wie es geht, und wir werden es beweisen", sagt der Diplom-Physiker. Das Geld für das erste Planungsmodul sei vorhanden. 2026 könne man in die Realisierung des Pilotprojektes eintreten.
Der Kreis um Metz hofft, dass ein erfolgreiches Demonstrationsobjekt im Bereich Humboldtstraße viele Nachahmer in den Stadtteilen findet. Die sogenannte kalte Nahwärme, die wie im Fall der Geothermie mit geringen Übertragungstemperaturen arbeitet, könnte dann ein wichtiger Baustein der Energiewende sein. Ziel ist die Dekarbonisierung der Wärmenetze, also der weitestgehende Verzicht auf das Verbrennen fossiler Energieträger.