Mit einer umfassenden Strategie will sich das Land Bremen gegen Cyberkriminalität wappnen. Geplant sei unter anderem die Einrichtung einer Zentralstelle für Cybersicherheit, kündigten Vertreter des Senats am Dienstag bei einer Pressekonferenz an. Die beim Innenressort angesiedelte Zentralstelle soll im Mai ihre Arbeit aufnehmen und dann Schritt für Schritt aufgebaut werden.
"Es ist eine Binse, dass die Welt immer digitaler wird", sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). Ebenso verlagere sich die kriminelle Energie zunehmend ins Netz. Erst am Dienstag sei ein bekanntes Bremer Unternehmen Opfer einer Cyberattacke geworden, berichtete Bovenschulte. Gemeint war die Lürssen-Werft (siehe Bericht Seite 13). Um solche Angriffe künftig besser abwehren zu können, habe der Senat die Bremische Cybersicherheitsstrategie verabschiedet.
Das fast 70 Seiten starke Papier umfasst neun Handlungsfelder, darunter eine bessere Vernetzung der relevanten Akteure, die Förderung der digitalen Kompetenzen der Bürgerinnen und Bürger sowie die Gewinnung gut ausgebildeter Fachkräfte. Bremen sei das dritte Bundesland, das eine Cybersicherheitsstrategie erarbeitet habe.
Laut Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) handelt es sich bei der Cyberkriminalität um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das nicht nur die Wirtschaft betreffe. Hackerangriffe ereigneten sich auch in Haushalten, die zunehmend auch Smarthome-Technik einsetzten. Damit lassen sich per Computer, Tablet oder Smartphone elektronische Geräte passend zu den täglichen Bedürfnissen programmieren. In 43 Prozent der Haushalte in Bremen sei diese Technik im Jahr 2020 bereits im Einsatz gewesen.
"Mit der Cybersicherheitsstrategie setzt das Land Bremen Vorgaben der Europäischen Union um, nach denen Bund und Länder dafür sorgen müssen, dass wichtige gesellschaftliche Akteure sich vernetzen", sagte Finanzstaatsrat Martin Hagen. Auch eine Vernetzung der Zentralstelle Cybersicherheit mit Bundesbehörden sei wichtig. "Wir befinden uns erst am Anfang. Wir können nicht von heute auf morgen eine neue Behörde aufbauen", betonte Mäurer. So gehöre etwa Prävention und Aufklärung an Schulen zu den ersten Schritten.
Die Bremer Landesverwaltung sei digitalisiert, sagte Hagen. "Darum ist ein wirkungsvoller Schutz von existenzieller Bedeutung für das Land Bremen." Die aktuelle Gefährdungslage sei "so hoch wie nie". Auch über die Osterfeiertage habe es Hacker-Attacken auf das Verwaltungsnetz gegeben. Es sei notwendig, die digitale Resilienz zu stärken, also Computersysteme so aufzustellen, dass sie im Falle eines erfolgreichen Angriffs den Schaden schnell beheben und ohne dauerhafte Beeinträchtigung überstehen können.
Um Cybersicherheit künftig gewährleisten zu können, wollen Finanz- und Innenressort gemeinsam dem Fachkräftemangel entgegenwirken, etwa durch Ausbildung und Fortbildung von Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Zudem müsse dieses Berufsfeld für Frauen attraktiver werden. Zwei Mitarbeiter sollen sofort bei der Zentralstelle für Cybersicherheit eingestellt werden, weitere sollen folgen: "Wir wollen das in der neuen Legislaturperiode fortsetzen", so Hagen.