Es gibt zu wenig qualifiziertes Erziehungspersonal, um den steigenden Bedarf in den Bremer Kitas zu decken. Dieser Befund ist unbestritten. Aber was folgt daraus? Wie weit dürfen Qualitätsstandards abgesenkt werden, damit eine möglichst große Zahl von Kindern überhaupt ein Betreuungsangebot bekommt? Über diese Frage ist zuletzt politisch mit großer Leidenschaft diskutiert worden, und das war am Mittwoch in der Bürgerschaft nicht anders. In einer Aktuellen Stunde – beantragt von Bündnis Deutschland (BD) – prallten die unterschiedlichen Ansichten erneut hart aufeinander.
BD-Bildungspolitiker Holger Fricke kritisierte den Ansatz von Bildungssenatorin Sascha Aulepp, in den Tagesstätten auch nicht einschlägig qualifiziertes Personal einzustellen, also etwa Musiker und Gärtner, die Kinder bei kreativen Prozessen anleiten könnten. "Erziehung muss in den Händen pädagogischer Fachkräfte bleiben", mahnte Fricke. Der Einsatz pädagogisch gänzlich unbeleckter Betreuungspersonen sei "nicht zu verantworten". Ganz ähnlich sah das Sandra Ahrens (CDU). Es komme ja auch niemand auf die Idee, handwerkliche Laien Gasleitungen reparieren zu lassen. Fynn Voigt (FDP) rief Aulepp auf, von ihren Vorstellungen Abstand zu nehmen, denn diese bedeuteten den Verzicht auf pädagogische Arbeit mit den Kindern. "Wir dürfen nicht in das reine Betreuen zurückfallen", warnte Voigt.
Heike Kretschmann (SPD) warb für einen differenzierten Ansatz. Angesichts des massiven Fachkräftemangels sei es legitim, über zeitlich befristete Übergangslösungen für die Betreuung in den Kindertagesstätten nachzudenken. Viele neue Fachkräfte seien gerade in der Ausbildung, aber noch nicht verfügbar. Für diese zeitliche Lücke müssten Lösungen her, so wie von Sascha Aulepp vorgeschlagen. Wer das nicht wolle, müsse sagen, wie es anders gehen soll. Miriam Strunge (Linke) bekannte sich zu der Notwendigkeit, Qualitätsstandards befristet abzusenken. Man könne gänzlich unqualifiziertes Personal jedoch nicht unbeaufsichtigt mit Kindern arbeiten lassen.