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Neustädter Hafen in der Diskussion Ein unsicheres Geschäft

Der Neustädter Hafen steckt in Schwierigkeiten: In den vergangenen beiden Jahren hat die Betreiberin des Hafens, die BLG Cargo Logistics, dort keine positiven Ergebnisse erwirtschaften können.
06.03.2017, 00:00 Uhr
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Ein unsicheres Geschäft
Von Maren Beneke

Der Neustädter Hafen steckt in Schwierigkeiten: In den vergangenen beiden Jahren hat die Betreiberin des Hafens, die BLG Cargo Logistics, dort keine positiven Ergebnisse erwirtschaften können.

Hintergrund ist, dass in dem stadtbremischen Hafen auf der linken Weserseite vor allem mit sogenannter Projektladung Geld verdient wird. Dieses Geschäft unterliegt Schwankungen und ist eng mit den Entwicklungen der Weltwirtschaft verbunden.

Wie hoch das Minus unterm Strich ausgefallen ist, dazu will die BLG Logistics Group, zu der BLG Cargo Logistics gehört, keine genauen Angaben machen. Generell würde das Unternehmen Einzelergebnisse nicht veröffentlichen. Fest steht: Der Betrieb eines Hafens ist kostenintensiv. Mitarbeiter müssen bezahlt, die Flächen und Schuppen permanent instand gehalten, die Gleisanlagen und die Technik – auch für bessere Zeiten – vorgehalten werden. Dagegen stehen die Umsätze aus den Geschäften, die die BLG im Hafen macht. Und diese waren zuletzt offensichtlich niedriger ausgefallen als die Kosten.

Das defizitäre Geschäft der BLG-Tochter ist einer der Gründe, warum sich nun auch die Politik in die Diskussion rund um den Neustädter Hafen einschaltet. Weil es in Bremen an Gewerbeflächen fehlt, sagt Dieter Reinken, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: „Der Hafen muss in Richtung Gewerbegebiet weiterentwickelt werden.“ Gewerbe am seeschifftiefen Hafen nennt er diese Perspektive. Einen konkreten Plan gebe es noch nicht, „aber es ist wichtig, dass jetzt der Dialog darüber beginnt, was mit den Flächen passieren soll.“

Hafennahe Gewerbenutzung wäre plausibe Lösung

Schon im Koalitionsvertrag des rot-grünen Senats wurde festgeschrieben, dass sich die Regierung mit dem gut 1,1 Millionen Qua­dratmeter großen Gebiet auf der linken Weserseite auseinandersetzen will. Die Formulierung, dass noch in dieser Legislaturperiode mit „den Vorarbeiten für eine Planung“ begonnen werden solle, findet sich im Kapitel Hafen und im Kapitel Wohnungsbau.

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„Wir wollen Wohnbebauung nicht ausschließen“, sagt ein Sprecher von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). „Aber wir müssen schauen, ob solch ein Vorhaben vor Ort auch wirklich sinnvoll ist.“ Wegen der Wasserlage und der damit zusammenhängenden Schiffsanbindung ist eine hafennahe Gewerbenutzung aus Sicht des Sprechers eine plausiblere Lösung. Eine Arbeitsgruppe, die sich mit den unterschiedlichen Möglichkeiten auseinandersetzen soll, ist bereits beim Ressort angedockt. Nach Angaben des Sprechers zählen dazu Vertreter des Wirtschaftssenators, des Bauressorts und der BLG. Getagt hat die Arbeitsgruppe bislang allerdings noch nicht.

Eine Möglichkeit, den Neustädter Hafen weiterzuentwickeln, wäre, die Flächen auch für andere Unternehmen zu öffnen. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Robert Bücking, nennt den Industriehafen als ein mögliches Vorbild. Dort gibt es nicht nur Umschlag, sondern auch Firmen, die die umgeschlagene Ware direkt weiterverarbeiten. Bezogen auf neue Arbeitsplätze würde laut Bücking dadurch mehr Wertschöpfung in den Neustädter Hafen kommen, als wenn ein Teil des Areals – ebenfalls eine Idee – für weitere Logistiker freigegeben würde.

Vertrag zwischen BLG und Linde AG

Ein erster Schritt in die Richtung ist bereits gemacht: Die BLG hat nach eigenen Angaben einen mehrjährigen Vertrag mit der Linde AG abgeschlossen, die Gasproduktionsanlagen auf dem Gelände montiert und die anschließend vor Ort auf die Schiffe verladen werden. 2015 wurden im Neustädter Hafen wasserseitig 1,08 Millionen Tonnen umgeschlagen, 2016 waren es 1,13 Millionen Tonnen. Anfang des neuen Jahrtausends lag der Umschlag bei deutlich über zwei Millionen Tonnen.

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„Das Geschäft ändert sich permanent“, sagt Sven Riekers, BLG-Cargo-Logistics-Geschäftsführer. Werden wegen des niedrigen Ölpreises etwa weniger Fracking-Anlagen in die USA verschifft, bricht ein Teil des Geschäftes im Neustädter Hafen weg. Auch Stahlverladungen in den Iran spielten eine wichtige Rolle für den Umschlag. Die Sanktionen haben dieses Geschäft wegfallen lassen. „Auf solche Entwicklungen haben wir keinen Einfluss“, sagt Riekers.

Für dieses Jahr ist der Geschäftsführer indes wieder optimistischer: Der Ölpreis ist zuletzt gestiegen, der Umschlag zieht an. Außerdem habe sich das Geschäft mit Windkraftkomponenten gut entwickelt. Riekers würde sich wünschen, dass der Neustädter Hafens in Bremen stärker wahrgenommen wird. „Die Stadt muss sich ganz grundsätzlich fragen: Will sie ein Hafenstandort sein – oder eben nicht.“

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