Gelernt hat Devon Fay eigentlich Versicherungskaufmann. Und später auch in einer Bank gearbeitet. Ausgefüllt hat ihn das nicht, sagt der 32-Jährige. "Mir hat der Sinn im Handeln gefehlt." Deshalb jetzt der Wechsel zur Bremer Polizei. Für ihn eine Herzensangelegenheit, sagt er. "Bremen ist meine Heimatstadt." Luisa Büsing war schon immer klar, dass sie zur Polizei wollte. Ein Kindheitstraum, der noch einmal einen ordentlichen Schub durch ihr zweiwöchiges Schulpraktikum bei der Polizei bekam. "Nur noch eben schnell das Abi machen", habe es danach für sie geheißen, lacht die 19-Jährige.
Herzensangelegenheit und Kindheitstraum sind in Erfüllung gegangen. Fay und Büsing stehen an diesem sonnigen Vormittag auf den Stufen des Bremer Doms. Zusammen mit 185 anderen Polizeianwärtern – das traditionelle Gruppenfoto anläßlich der Vereidigungsfeier des Bremer Polizeinachwuchses.

Devin Fay
Wäre es nach der Innenbehörde gegangen, hätten es durchaus noch ein paar mehr junge Frauen und Männer sein dürfen. Genaugenommen 225, denn so groß hätte er eigentlich werden sollen, der aktuelle Einstellungsjahrgang der Polizei. Doch letztlich blieben drei Dutzend Ausbildungsplätze unbesetzt. "Wie auch alle anderen Bundesländer haben wir Probleme, ausreichend Nachwuchs für die Polizei zu finden", räumt Behördensprecherin Rose Gerdts-Schiffler ein.
Die Zahlen des Bewerbungsverfahrens hierzu lesen sich wie ein Abzählreim: 1073 Bewerbungen gab es auf die 225 Stellen. Davon erfüllten 807 die formalen Qualifikationen und wurden zum schriftlichen Test eingeladen – 324 Frauen und 483 Männer. Von diesen schafften 127 die Prüfung nicht, weitere 226 waren gar nicht erst erschienen. Die verbliebenen 454 Bewerberinnen und Bewerber erhielten eine Einladung zur Sportprüfung.
An der Sportprüfung scheiterten 116 der Kandidaten. Ein Bewerber erschien nicht zu der Prüfung, sodass zum mündlichen Auswahlverfahren noch 337 Bewerber und Bewerberinnen eingeladen werden konnten. Von ihnen konnten "leider 36 nicht überzeugen", heißt es seitens der Innenbehörde. Und da zudem auch hier drei Kandidaten nicht erschienen waren, verblieben für die letzte zu nehmende Hürde, die polizeiärztliche Untersuchung, noch 298 Bewerber. Von denen erwiesen sich 36 als polizeidienstuntauglich, weitere sieben brachten nicht die geforderten Unterlagen mit.
255 von 1073 Bewerbern tauglich
"Damit standen bei Abschluss des gesamten Verfahrens 255 taugliche Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung", bilanziert Gerdts-Schiffler, "76 Frauen und 179 Männer." Von denen sagten dann aber 56 den Studienplatz wieder ab, sodass für diesen Jahrgang insgesamt 199 Einstellungen erfolgen konnten. Aus Sicht der Innenbehörde noch eine "vergleichsweise gute Zahl". Allerdings beendeten zwischen Einstellung im Oktober und Vereidigung im Mai noch einmal zwölf der jungen Leute aus unterschiedlichen privaten Gründen das eben erst begonnene Studium. Zu wenig qualifizierte Bewerber führten dazu, dass die Liste der geeigneten Kandidaten letztlich nicht groß genug war, fasst Behördensprecherin Gerdts-Schiffler die Entwicklung zusammen. "Wenn dann noch Bewerber absagen, gelangt man unter das Soll."
Der jüngste vereidigte Anwärter ist 18 Jahre alt, die älteste neue Polizistin 39. Der Großteil von ihnen kommt aus dem niedersächsischen Umland oder aus Bremen. Aber auch Schleswig-Holstein, Hessen, Bayern und Hamburg sind vertreten. "Die neuen Kolleginnen und Kollegen bringen sehr unterschiedliche Lebenserfahrungen und Hintergründe mit", sagte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bei der Vereidigungsfeier. Einige der Anwärter hätten familiäre Wurzeln in der Türkei, in Pakistan, in den USA, in Russland, Japan, Afghanistan oder im Libanon. "Diese Vielfalt ist absolut wertvoll für uns."
Dass die geplanten Einstellungszahlen nicht voll ausgeschöpft werden konnten, werde sich natürlich auch auf die Zielzahlen bei der Polizei auswirken, sagt Rose Gerdts-Schiffler auf Nachfrage. Man hoffe dennoch weiterhin, dass die angepeilten 3100 Stellen bei der Polizei Bremen und 580 bei der Ortspolizeibehörde Bremerhaven 2027 erreicht würden.

Luisa Büsing
Luisa Büsing und Devon Fay sind am Tag ihrer Vereidigung Lichtjahre von derlei Problemen entfernt. Sie freuen sich einfach nur, als Polizisten arbeiten zu dürfen. "Ich hatte schon immer einen starken Gerechtigkeitssinn", nennt die 19-Jährige einen der Gründe, der für ihre Berufsauswahl entscheidend war. "So kann ich meinen Teil dazu beitragen." Er freue sich auf die Herausforderung, sagt Devon Fay. Morgens nicht sicher zu sein, was den Tag über passiert.
Dass ihr Beruf Gefahren mit sich bringt, ist beiden bewusst. Angst bereitet ihnen das aber nicht. "Ich finde das eher aufregend", sagt Fay. Und man werde ja durch die Ausbildung gut vorbereitet, ergänzt Büsing. "Außerdem wächst man gerade dadurch als Team zusammen."