Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Wohnplätze fehlen in Bremen Weitere 370 Flüchtlinge sollen am Hulsberg unterkommen

Bei der Unterbringung von Flüchtlingen gerät Bremen immer mehr an die Grenze des Machbaren. Weil es keine anderen Möglichkeiten gibt, soll jetzt der neue Standort am Hulsberg ausgeweitet werden.
05.12.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Weitere 370 Flüchtlinge sollen am Hulsberg unterkommen
Von Jürgen Theiner

Die weiter ansteigenden Zugangszahlen bei den Flüchtlingen setzen die Sozialbehörde unter massiven  Druck. Weil andere Unterbringungsmöglichkeiten nicht zu finden sind, sollen in Kürze weitere Leichtbauhallen auf dem Krankenhausareal an der St.-Jürgen-Straße errichtet werden. Erst im vergangenen Monat wurden dort provisorische Kapazitäten in Betrieb genommen. 416 Plätze sind auf dem Hulsberg-Areal aktuell belegbar, 370 weitere sollen in Kürze hinzukommen. Einen entsprechenden Vorschlag von Sozialsenatorin Claudia Schilling (SPD) wird der Senat voraussichtlich am Dienstag aufgreifen.

Schon das ganze Jahr über suchen die Fachleute der Sozialbehörde nach geeigneten Räumlichkeiten. Die 416 Plätze am Hulsberg gehören zum Erstaufnahmesystem des Landes. Dessen zentrale Einrichtung befindet sich in Vegesack, es kann wegen laufender Umbauarbeiten bis 2024 aber nur eingeschränkt belegt werden. Bei den Landeskapazitäten fehlen derzeit rund 600 Plätze. Bisher konnte "weder ein geeignetes Grundstück für einen Neubau noch eine geeignete Bestandsimmobilie akquiriert
werden", heißt es in der Vorlage für die Senatssitzung.

Ähnlich angespannt sieht es bei den kommunalen Einrichtungen aus, die Flüchtlinge aus dem Erstaufnahmesystem des Landes übernehmen sollen. Die Hoffnungen der Sozialbehörde ruhten hier vor allem auf dem Umbau eines Speditionsgebäudes an der Hans-Böckler-Straße. Doch dieses Projekt mit fast 300 Plätzen hat sich aus wirtschaftlichen Gründen vorerst zerschlagen. Ähnliches gilt für ein Objekt auf dem Friedehorst-Gelände in Lesum. Insgesamt konnten 430 Plätze, die Claudia Schillings Mitarbeiter eingeplant hatten, nicht realisiert werden. Zusammen mit weiteren 250 noch zu schaffenden Plätzen summiert sich der aktuelle Fehlbestand auf fast 700 Unterbringungsmöglichkeiten – und das in einer Zeit, in der die Zugangszahlen weiter steigen und das Versorgungssystem "bereits jetzt an seiner absoluten Kapazitätsgrenze operiert", wie es in der Senatsvorlage mahnend heißt.

Verschärft wird das Problem durch die Flaute beim Wohnungsbau. Unter normalen Bedingungen könnte ein Teil der ankommenden Flüchtlinge nach einer Übergangszeit in privaten Wohnraum umziehen. Das gilt insbesondere für Menschen aus der Ukraine mit gesichertem Aufenthaltsrecht. Doch weil es angesichts der allgemeinen Wohnungsknappheit immer weniger Fluktuation gibt, müssen viele Bewohner kommunaler Einrichtungen dort verweilen.

Lesen Sie auch

Geplant ist nun neben dem Ausbau des Standortes auf dem Klinikgelände die Wiederinbetriebnahme des sogenannten "Roten Dorfes" in Osterholz. Die Stadt hatte dieses Container-Ensemble 2014 in Betrieb genommen. Als die Flüchtlingszahlen nach dem ersten Höhepunkt in 2015/16 wieder zurückgingen, wurden die Mobilbauten eingelagert. Bei einer Sichtung des Materials hat sich nun herausgestellt, dass hoher Instandsetzungsbedarf besteht, unter anderem bei den Elektroinstallationen. Statt der zunächst veranschlagten zwei Millionen Euro für den Wiederaufbau des "Roten Dorfes" ist jetzt von 5,4 Millionen Euro die Rede. Auch zum Standort "Deutsche Eiche" (Lilienthaler Heerstraße) macht das Senatspapier eine Aussage. Der noch bis 2027 laufende Mietvertrag soll um weitere zehn Jahre verlängert werden, da er sich nach Einschätzung der Sozialbehörde bisher "sehr gut bewährt hat". 

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)