Flusswärmepumpen könnten in den kommenden Jahren einen wachsenden Beitrag zur Wärmeversorgung im Stadtgebiet leisten. Davon geht die Umweltbehörde aus, die für die kommende Sitzung der Umweltdeputation einen entsprechenden Fragenkatalog der CDU beantwortet hat. Bremen habe „durch seine Lage entlang der Weser gute Voraussetzungen“ für diese Art der Energiegewinnung, so die Einschätzung des Ressorts von Senatorin Kathrin Moosdorf (Grüne).
Wie funktionieren Flusswärmepumpen?
Letztlich wie alle Wärmepumpen mit einem Wärmetauscher als zentralem Element. Er entnimmt die im Flusswasser enthaltene Wärme. Das dann um circa zwei bis drei Grad abgekühlte Flusswasser geht zurück in das Gewässer. Die entnommene Wärme wird in der Wärmepumpe komprimiert und kann nun – in einem weiteren Kreislauf – das Wasser eines Fernwärmenetzes auf bis zu 99 Grad erhitzen. Damit kann dann geheizt werden.
Sind konkrete Projekte geplant?
Im Bereich der Überseeinsel ist nach Darstellung der Umweltbehörde bereits eine Flusswärmepumpe installiert, aber noch nicht in Betrieb genommen worden. Der örtliche Energieversorger SWB arbeitet gerade an einer Machbarkeitsstudie, die den Bereich der Vorderen Neustadt in den Blick nimmt (wir berichteten). Geprüft wird dabei der Einsatz von Großwärmepumpen, die der Weser beziehungsweise dem Werdersee Wärme entziehen. Konkret untersucht werden dabei die Standorte Martinshof und Friesenwerder. Auch für den Bereich der Airport-Stadt lässt die SWB den Einsatz einer Flusswärmepumpe untersuchen. Sie würde das Wasser der Ochtum nutzen.
Gibt es begrenzende Faktoren?
Noch ungeklärt ist, wie stark sich eine großmaßstäbliche Nutzung der Wärme der Weser auf die Flussökologie auswirken könnte, denn das entnommene und dann wieder eingeleitete Wasser ist kühler. Die thermische Nutzung der Weser würde also in den Lebensraum von Fischen und anderen Organismen eingreifen. Eine Senkung der Flusstemperatur könnte beispielsweise Auswirkungen auf das Wanderverhalten von Fischen haben. Wichtig sei deshalb die „Ermittlung des ökologisch verträglichen Potenzials für die Flusswärmenutzung“, heißt es in dem Papier der Umweltbehörde. Bremen werde hierzu im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung eine eigene Untersuchung in Auftrag geben.
Wie sieht der rechtliche Rahmen aus?
Für die Zulassung einer Flusswärmepumpe kann eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich sein. Das entscheidet die Umweltbehörde auf der Basis einer Vorprüfung. Ergibt sie, dass das Vorhaben „erhebliche Umweltauswirkungen“ haben kann, ist ein förmliches Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung erforderlich. Ein normaler Genehmigungsprozess unterhalb dieser Schwelle würde nach Einschätzung der Umweltbehörde drei bis sechs Monate in Anspruch nehmen.
Wo gibt es bereits Pilotanlagen?
In Mannheim nahm im vergangenen Jahr Deutschlands größte Flusswärmepumpe ihren Betrieb auf. Sie erzeugt 20 Megawatt thermische Leistung und versorgt rund 3500 Haushalte mit emissionsfreier Wärme. In Köln wird aktuell eine Anlage konzipiert, die dem Rhein 150 Megawatt Leistung entzieht. Auch Berlin treibt ein Projekt voran.