Die Leitplanken für die Innenstadtentwicklung sind mit der ressortübergreifenden "Strategie Centrum Bremen 2030+" gesetzt, der Geschäftsführer der "Projektbüro Innenstadt Bremen GmbH“ berufen. Er und die Fachressorts haben die herausfordernde Aufgabe, die Perspektiven, Ideen und Ansätze für die Innenstadt zu sichten und in die fachlich-politische Entscheidungsfindung einzubringen. Innenstädte sind komplexe vielschichtige Gebilde, über Jahrhunderte gewachsen und sich permanent verändernd zwischen dem Erhalt historisch wertvoller Bausubstanz als kollektivem Gedächtnis, ökonomischen Interessen und dem Alltagsnutzen für die Stadtgesellschaft.
Bremen ist nicht nur Dom, Rathaus, Schnoor und Böttchergasse als „gute Stube“. Auch die anderen Räume sind in ihren Funktionen werthaltig zu gestalten. Die ökonomische Tragfähigkeit der privaten und öffentlichen Investitionen (technische Infrastruktur liegt so viel unter wie über dem Asphalt) braucht neue Formen des Einzelhandels, der Gastronomie und vor allem für das Wohnen an lärmarmen Orten im Zentrum. Die Rückkehr stadtverträglicher Produktionsstätten in leer stehende Gebäudehüllen ist ein aktuelles planerisches Leitbild.
Welche Nutzungsbausteine benötigen welche Form der Erreichbarkeit (räumlich, zeitlich, infrastrukturell)? Welche Erreichbarkeit prädestiniert neue Nutzungen? Kann man die Verlegung der Straßenbahn diskutieren ohne alternative Szenarien für ein solches Zukunftsbild? Investitionsentscheidungen solcher räumlichen und zeitlichen Tragweite für die Planung, die Bauzeit, die Umsetzung und die spätere Nutzung müssen im Zusammenhang gedacht werden.
Für "Digital Natives" interessant
Das Rückgrat der Innenstadtentwicklung sollte der öffentliche Raum für vielfältige Nutzungsgruppen und –zeiten bilden, mit viel Grün, Wasser, Sitz- und Bewegungsmöglichkeiten, Trinkwasserbrunnen, öffentlichen Toiletten, Räumen für barrierefreie Alltagsmobilität, Freizeit, Sport. Kurzum: Ein Stadtzentrum, das auch für "Digital Natives" interessant wird. Wie beispielsweise das Forum in Groningen, die Idea Stores in London, das Dokk1 in Aarhus, sie sind als öffentliche vielfältig nutzbare städtische Begegnungsräume konzipiert.
Stadtentwicklung braucht Stadtgesellschaft, lokale Initiativen ebenso wie (regionale) Investoren. Es gilt, über den Tellerrand den Austausch mit anderen zu suchen, Interessenskonflikte – auch zwischen den Ressorts! – zukunftsorientiert auszuhandeln. Der wahrlich komplexe Prozess, in dem auch experimentiert werden muss, braucht eine kritische, aber unbedingt konstruktive Begleitung, um ergebnisorientiert gestaltet werden zu können.