Frau Dreizehnter, die Zahl der Betten an den vier Geno-Kliniken Mitte, Links der Weser (LDW), Ost und Nord soll von jetzt 2082 auf 1500 reduziert werden – etwa jedes vierte Bett wird abgebaut. Wird damit die Patientenversorgung eingeschränk t?
Dorothea Dreizehnter: Nein. Als kommunaler Klinikverbund werden wir weiterhin bei unserem Versorgungsauftrag bleiben. Bei der Patientenversorgung und dem Fächerspektrum wird es keine Einschnitte geben. Wir sind jedoch beauftragt, in die Zukunft zu schauen, was die demografische, wirtschaftliche, infrastrukturelle und auch personelle Entwicklung betrifft – vor allem auch, wie viele Pflegekräfte momentan und künftig zur Verfügung stehen. Schon heute betreiben wir nur noch etwa 1500 Betten. Und das ist die Zahl, die wir auch in der Zukunft für die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten im sogenannten somatischen Bereich, also ohne Psychiatrie und Forensik, vorsehen.
Wie viele Betten gibt es an den einzelnen Geno-Kliniken – und wo ist dieser Leerstand am größten?
Im LDW gibt es aktuell 377 Planbetten, in Mitte 859, in Nord 415 und in Ost 431. Davon stehen insgesamt etwa 1500 Betten für die Patientenversorgung zur Verfügung. Der Leerstand verteilt sich gleichmäßig auf alle vier Standorte. Das heißt: Wir haben hier kein Thema der Geno, eines speziellen Standortes oder einer besonderen Fachabteilung. Der Fachkräftemangel in der Pflege wird sich laut Experten allerdings auch künftig nicht wesentlich verbessern. Das ist der bestimmende Faktor und zieht sich über alle Standorte gleichmäßig hinweg.
An einigen Standorten gibt es bereits eine Schrumpfkur: Vom Klinikum Links der Weser etwa wurden die Geburtshilfe und die Pädiatrie an das Klinikum Mitte verlagert, vom Klinikum Ost sind die Unfall- und die Thoraxchirurgie an die St.-Jürgen-Straße verlegt worden. Werden damit nicht bereits Standorte infrage gestellt?
Die bisherigen Verlagerungen waren Teil unserer Medizinstrategie. Das heißt: Es ging nicht darum, einen Standort infrage zu stellen, sondern wir haben Bereiche dort zusammengelegt, wo es medizinisch sinnvoll ist. Ab nächster Woche gehen wir an jedem Standort mit den Betriebsräten und den Führungskräften in die Erörterung, um uns die jeweilige Versorgungssituation genau anzusehen. Bis zur Aufsichtsratssitzung am 30. Juni soll genau festgelegt werden, welche Standortkonzepte für die Versorgung der Bremer Bevölkerung sinnvoll und zukunftssicher betreibbar sind.
Können Sie eine Garantie geben, dass alle vier Standorte erhalten werden?
Das kann ich nicht. Die Geschäftsführung wird eine Entscheidungsgrundlage liefern, und der Aufsichtsrat wird dann zu einer Empfehlung kommen. Letztendlich entscheiden wird dann aber der Gesellschafter, also die Stadt Bremen als Träger.
Die Geno macht seit Jahren Verluste, die Stadt muss immer wieder einspringen. Für 2023 plant der Klinikverbund nach eigenen Angaben ein Minus von 18 Millionen Euro ein, wie bestimmt das die Standortfrage?
Sicherlich geht es hier jetzt auch um ein Konzept, wie die Geno betriebswirtschaftlich stabil aufgestellt werden kann. In den vergangenen zwei Jahren haben wir bereits einen Sanierungsbeitrag von 55 Millionen Euro erwirtschaftet. Durch die anhaltende Pandemie, weniger Patienten und die massiven Kostensteigerungen wurde dieser Effekt leider neutralisiert. Aber wir haben unser Ergebnis ohne Zuschüsse fast konstant gehalten – allerdings auf einem nicht akzeptablen Niveau.
Wird es einen Personalabbau in patientenfernen Bereichen geben? Auch die Logistik, Speisenversorgung und die Aufbereitung von medizinischen Instrumenten sollen zentralisiert werden.
Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Auch bisher haben wir Personal nur über Fluktuation abgebaut. Vor diesem Hintergrund werden wir in ein paar Jahren sicherlich auch diese Bereiche in einer zentralisierten Struktur mit einem effizienteren Personalkonzept betreiben können. In der Pflege werden wir kein Personal abbauen.
Das Gespräch führte Sabine Doll.