Lachgas kursiert zunehmend als Partydroge unter Jugendlichen in Bremen – davon ist nach Angaben des Gesundheitsressorts auszugehen. "Wir wissen, dass auch Jugendliche in Bremen Lachgas konsumieren, denn es ist einfach, zu beschaffen", teilt Sprecherin Diana Schlee mit. Lachgas wird im Handel in Dosen angeboten und aus Ballons inhaliert. Klingt nach Kindergeburtstag, birgt aber Experten zufolge erhebliche Gesundheitsrisiken. Ein bundesweites Verkaufsverbot an Minderjährige stand nach Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Raum, wurde aber bisher nicht durchgesetzt. Hamburg verbietet die Abgabe seit Anfang Januar, in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wird eine landesweite Regelung geprüft. Wie das Bundesland Bremen ein Verkaufsverbot umsetzen könnte.
Wie sehr hat der Konsum von Lachgas als Partydroge in den vergangenen Jahren zugenommen?
Der Polizei Bremen liegen keine Zahlen zur Verbreitung vor, aber es sei durch Rauschgiftdelikte und den Austausch mit Schulen ein steigender Trend im Konsum von Lachgas zu erkennen. "Auch auf Tiktok verbreiten sich gefährliche Trends und Challenges, welche Nachahmer finden", teilt Sprecherin Franka Haedke mit. So sei auch das Inhalieren von Lachgas als Mutprobe verbreitet. Das Giftinformationszentrum (GID) Nord in Göttingen, das neben Niedersachsen für Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein zuständig ist, hat einen deutlichen Anstieg der Vergiftungen durch Lachgas festgestellt. Während es bis 2022 im Durchschnitt zwei bis drei Anrufe im Jahr im Zusammenhang mit Lachgas-Vergiftungen gegeben habe, sei die Zahl der Anfragen 2023 auf 19 gestiegen. 2024 waren es bereits 47 Anrufe zu Lachgas – Tendenz weiterhin steigend. Insgesamt 150 bis 200 Anrufe gingen beim GIZ Nord täglich ein, sagt dessen Leiter Andreas Schaper. Laut Gesundheitsressort beschäftigt der Lachgas-Missbrauch aber noch nicht vermehrt Suchthilfe-Einrichtungen in Bremen: "In den Beratungsstellen ist das Thema bis auf wenige Einzelfälle noch nicht angekommen", sagt Diana Schlee.
Was sind die gesundheitlichen Risiken von Lachgas-Missbrauch?
"Gerade für junge Menschen, bei denen sich das Gehirn noch entwickelt, ist der Konsum hochriskant. Je häufiger hintereinander inhaliert wird, desto größer ist das Risiko, körperliche oder geistige Schäden davonzutragen", sagt Ressortsprecherin Schlee. Nebenwirkungen seien etwa Übelkeit, Erbrechen, Blutdruckabfall und Herzrhythmusstörungen. Bei längerfristigem Konsum, also wiederkehrend über Wochen oder Monate, könne es zu Nervenschädigungen kommen, sagt Toxikologe Schaper vom GIZ Nord. "Problematisch ist, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene die erheblichen Gesundheitsgefahren unterschätzen", erläutert Schlee.
Wie könnte man ein Verbot in Bremen kurzfristig umsetzen?
Hamburg hat das Verbot in Form einer Gefahrenabwehrverordnung eingeführt, die zunächst bis Ende 2026 wirksam sein soll. In Bremen stehen die beiden Ressorts Gesundheit und Inneres sowie das Ordnungsamt über ein Verbot im Austausch. "Anders als eine Allgemeinverfügung wäre das Verfahren über eine Polizeiverordnung des Ordnungsamtes auf Grundlage des Polizeigesetzes allerdings etwas aufwendiger, auch die Stadtbürgerschaft müsste zustimmen", teilt Innenressort-Sprecherin Karen Stroink mit. Im Gegensatz zu Hamburg könne Bremen dann aber etwaige Verstöße als Ordnungswidrigkeit ahnden. Laut Polizei sei nach einem Verbot die Verbreitung auf dem Schwarzmarkt zwar nicht auszuschließen. "Das Verbot gibt jedoch mehr Handlungsspielraum für die Polizei und Ordnungsbehörden und könnte dadurch ebenso eine abschreckende Wirkung auf die Verkäufer mit sich bringen", sagt Haedke. Die Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) hält ein Verkaufsverbot von Lachgas auf Landesebene für unterstützenswert. "Grundsätzlich ist es aber wünschenswert, ein Verkaufsverbot bundesweit umzusetzen“, sagt Bernhard.
Warum reicht ein Verkaufsverbot allein nicht aus?
Laut Gesundheitsressort ist es genauso wichtig, Jugendliche gezielt über die möglichen Risiken aufzuklären. "Zur Aufklärung wurde durch das Landesinstitut für Schule, in Abstimmung mit dem Koordinierungsausschuss Sucht in Berlin, entworfenes Präventionsmaterial für Bremen angepasst", erklärt Schlee. Die Flyer seien an Polizei, Ordnungsdienst, Awareness-Teams, Beratungsstellen, Schulen und Freizeitheimen verteilt worden, damit sie an Kinder und Jugendliche sowie Kioskbesitzer bei Aufklärungsgesprächen weitergegeben werden könnten. Die Polizei Bremen weist darauf hin, dass der Missbrauch von Lachgas als Rauschmittel unter Jugendlichen "ein besorgniserregender und lebensgefährlicher Trend" ist. "Eltern sollten mit ihren Kindern über die Gefahren sprechen und sie für einen bewussten Umgang mit solchen Substanzen sensibilisieren", sagt Sprecherin Franka Haedke.