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Gutachten liegt vor Bremer Fernwärmenetz soll deutlich ausgebaut werden

13 Prozent aller Gebäude in Bremen werden zurzeit über Fern- oder Nahwärmenetze versorgt, langfristig könnte es mehr als ein Drittel sein. Das besagt ein Gutachten, das die kommunale Wärmeplanung vorbereitet.
30.09.2024, 14:46 Uhr
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Bremer Fernwärmenetz soll deutlich ausgebaut werden
Von Jürgen Theiner
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Ein gutes Drittel des Bremer Wärmebedarfs könnte im Jahr 2038 durch Nah- und Fernwärmenetze gedeckt werden. Dazu müssten die vorhandenen Netze um rund 300 Trassenkilometer ausgebaut werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, das die kommunale Wärmeplanung für das Stadtgebiet fachlich vorbereitet. Die Expertise zeigt nach Ansicht von Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf, dass es in Bremen "ein erhebliches Potenzial" gibt. "Wir wollen es heben", kündigt die Grünenpolitikerin an.

Welchen Zweck hat die Wärmeplanung?

Anfang des Jahres trat auf Bundesebene das Wärmeplanungsgesetz in Kraft. Es verpflichtet Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern, bis Mitte 2026 eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen. Ziel ist jeweils ein konkreter Pfad zur weiteren Reduzierung des Treibhausgasausstoßes. Auch Bremen muss also ein solches Konzept erarbeiten. Ziel ist ein Bürgerschaftsbeschluss Ende 2025.

Was war Aufgabe der Gutachter?

Die Experten der Qoncept Energie GmbH – einer Ausgründung der Uni Kassel – sollten Gebiete im Stadtgebiet identifizieren, die sich für eine Versorgung über Nah- oder Fernwärmenetze eignen. Bei der Betrachtung der 88 Ortsteile wurden jeweils die Kosten für die Erzeugung und Verteilung der Wärme ins Verhältnis gesetzt zur sogenannten Wärmeliniendichte, also zur transportierten Wärmemenge je Meter Leitungsnetz. Wenn die Wege zwischen den angeschlossenen Gebäuden kurz sind, fallen die Wärmeverluste gering aus. Man spricht dann von einer hohen Wärmeliniendichte.

Wie lautet der Befund?

Wenig überraschend: Besonders in dicht besiedelten Räumen gibt es einen vergleichsweise hohen Anteil an Gebäudebestand, der mit Nah- und Fernwärmenetzen wirtschaftlich erschließbar ist. Insgesamt liegt er bei 34 Prozent. Gegenwärtig werden 13 Prozent des Bedarfs auf diese Weise gedeckt. Als für den weiteren Ausbau gut oder besonders gut geeignet gelten der Bremer Westen, der Huchtinger Raum, die Vahr und Vegesack. Eher ungeeignet sind das südöstliche Stadtgebiet und der ländliche Rand (Niedervieland, Seehausen, Blockland). Dort würden künftig vorzugsweise Luft-Wärmepumpen oder Geothermie zum Einsatz kommen, also dezentrale Strukturen zur Versorgung einzelner oder einiger weniger Haushalte.

Wie soll Fernwärme gewonnen werden?

Ein großes Potenzial sehen die Gutachter zum Beispiel bei den Kläranlagen in Seehausen und Farge. So könnte etwa dem Abwasser in Seehausen jährlich eine Wärmeleistung im Umfang von fast 270 Gigawattstunden entzogen werden. Zum Vergleich: Der Gesamtwärmebedarf Bremens (Wohngebäude, gewerbliche Gebäude und Industrie ohne Stahlwerke) liegt bei rund 5400 Gigawattstunden pro Jahr. Wärme ließe sich auch aus der Weser gewinnen. Entsprechende Großpumpen könnten nach Einschätzung der Fachleute 70 bis 90 Megawatt Leitung pro Entnahmestandort liefern.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein?

Der Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze steht und fällt mit den Bundeszuschüssen. Aktuell subventioniert Berlin einschlägige Projekte mit 40 Prozent. Entfiele diese Förderung oder würde sie in den kommenden Jahren zurückgefahren, würde sich das unmittelbar auf die Wirtschaftlichkeit und damit auch auf die Machbarkeit der Vorhaben auswirken.

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Soll es einen Anschlusszwang geben?

Diese Frage ist nicht zuletzt für die zahlreichen Geothermie-Initiativen interessant, die gerade überall im Stadtgebiet entstehen und in Nachbarschaften kleine private Nahwärmenetze aufbauen wollen. Es wäre denkbar, dass solche Modelle großräumigen Versorgungsstrukturen von SWB/Wesernetz in die Quere kämen, deren Rentabilität ja auf einer möglichst hohen Anschlussdichte entlang der Pipeline fußt. Senatorin Moosdorf sieht solche Konflikte nicht kommen. An einen Anschlusszwang – wie er etwa bei Müllabfuhr und Abwasserentsorgung existiert – sei deshalb bei neuen Fernwärmenetzen "zum gegenwärtigen Zeitpunkt" nicht gedacht.

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