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Neues Gebäudeenergiegesetz Bremer Wärmeplanung soll bis 2025 vorliegen

Ein Jahr früher als es der Kabinettsbeschluss in Berlin für Großstädte ab 100.000 Einwohnern vorsieht, will Bremen seine kommunale Wärmeplanung vorlegen. Die Stadt kann auf vorhandenen Analysen aufbauen.
22.08.2023, 05:00 Uhr
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Bremer Wärmeplanung soll bis 2025 vorliegen
Von Timo Thalmann

Beim Thema kommunale Wärmeplanung sieht sich die Stadt Bremen gut vorbereitet. Nach jetzigem Stand wird sie laut Ramona Schlee, Sprecherin der Umweltsenatorin, wahrscheinlich im Jahr 2025 eine solche Planung vorlegen. So steht es auch im neuen Koalitionsvertrag. Bremen wäre damit ein Jahr früher fertig, als es der jüngst vom Bundeskabinett beschlossene Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz vorsieht

Danach soll eine kommunale Wärmeplanung flächendeckend für alle Bundesländer Pflicht werden. Großstädte ab 100.000 Einwohnern müssen dann spätestens ab Juli 2026 eine entsprechende Planung vorlegen, kleinere Städte und Gemeinden ab Juli 2028. Für Kommunen mit weniger als 10.000 Einwohnern sollen großzügigere Vorgaben gelten. Benachbarte Gemeindegebiete dürfen dabei zusammenarbeiten. Die Idee der Planung: Bürger und Gewerbetreibende erhalten so Informationen über die künftige Wärmeversorgung, beispielsweise ob ein Ausbau der Fernwärme im jeweiligen Wohnquartier zu erwarten ist. Auf dieser Grundlage könnten sie dann über eine Modernisierung der eigenen Heizung entscheiden.

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„Die Planung dafür hat in Bremen längst begonnen und schreitet voran“, sagt Schlee. So habe noch Maike Schaefer (Grüne) als Umweltsenatorin im Frühjahr ein zentrales Gutachten beauftragt, um bis 2024 geeignete Gebiete in der Stadt Bremen für eine Fern- oder Nahwärmeversorgung zu ermitteln. Politische Grundlage dafür war unter anderem der Vorschlag der Klima-Enquetekommission der Bürgerschaft, bis 2025 eine auf Klimaneutralität ausgerichtete kommunale Wärmeplanung für die Städte Bremen und Bremerhaven zu erarbeiten.

Zugleich fängt Bremen durch diese Enquetekommission nicht bei null an: Ein von ihr beauftragtes Gutachten zur „Analyse der zukünftigen CO2-neutralen Wärmeversorgungsoptionen und politisch-rechtlichen Handlungsoptionen im Land Bremen“ hat aufgezeigt, welche Potenziale für Fern- und Nahwärmenetze existieren. Diese Untersuchung konnte wiederum auf dem schon zuvor existierenden Wärmeatlas aufbauen, den das Umweltressort als „wichtigen Teilschritt einer kommunalen Wärmeplanung“ bewertet. Der Wärmeatlas nimmt auf der Basis realer Verbrauchsdaten für Strom und Wärme eine Ist-Analyse des Wärmebedarfs vor. Er wurde in Kooperation von SWB, Wesernetz und den Städten Bremen und Bremerhaven 2019 erstellt.

Allerdings ist der Wärmeatlas mit seinen Angaben in einem Hundert-mal-Hundert-Meter Raster noch zu ungenau, um daraus Rückschlüsse zu ziehen, ob und wie sich der Bau einer Fernwärmeversorgung wirtschaftlich lohnt. Deswegen wurden in dem von der Klima-Enquetekommission angestoßenen Gutachten erste Fortschreibungen vorgenommen.

Zum einen wurden unterschiedliche Szenarien von Gebäudesanierungen durchgerechnet, also danach geguckt, wie sich der Energiebedarf bis 2030 und 2040 ändert, wenn verschiedene Anteile der Gebäude modernisiert werden.

Zum Zweiten wurden die erwähnten hektargroßen Rasterzellen in sogenannte Wärmelinien umgerechnet, die den Wärmebedarf je Straßenmeter angeben. Das berücksichtigt die Dichte der Bebauung und simuliert prinzipiell mögliche Verläufe und Längen von Fernwärmeleitungen, wobei die Gutachter davon ausgingen, dass solche Versorgungsleitungen mehr oder weniger dem Straßennetz folgen. Je dichter das Netz der Wärmelinien ausfällt, umso effizienter wird theoretisch eine Versorgung mit Fernwärme. In Bremen trifft das vor allem auf die Kernbereiche der Stadt zu, aber auch Industriegebiete, die Neustadt und weitere Bereiche südlich der Weser, unter anderem in Kattenturm, stechen hervor. Auch der Bremer Norden und Farge zeigen teilweise eine hohe Dichte dieser Wärmelinien.

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Weil für einen wirtschaftlich lohnenden Ausbau zusätzlich eine Reihe weiterer Faktoren eine Rolle spielt wie etwa die Länge von Hausanschlussleitungen oder die Frage, ob Mehr- oder Ein- bis Zweifamilienhäuser dominieren, hat man auch diese Umstände berücksichtigt, um bevorzugte Ausbaugebiete zu identifizieren. Dadurch fallen beispielsweise Walle, Findorff oder die Neustadt in eine eher kritische Kategorie, in der Wärmenetze nur mit günstigen Wärmequellen als wirtschaftlich umsetzbar eingeschätzt werden – wohlgemerkt allein unter dem Blickwinkel des Wärmebedarfs, weniger unter dem Aspekt des jeweils notwendigen technischen und baulichen Aufwandes.

Deshalb legt Umweltressort-Sprecherin Ramona Schlee Wert auf die Feststellung, dass die bisherigen Analysen das Ergebnis einer kommunalen Wärmeplanung und der anschließenden Umsetzung der Wärmewende nicht vorwegnehmen können. Es gelte, eine Vielzahl von Aspekten zu einer Gesamtbewertung zu vereinen. „Dazu braucht es unter anderem das im Frühjahr in Auftrag gegebene Gutachten“, so Schlee.

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