Was im November schon angekündigt wurde, wurde nun vollzogen: Der Bremer Schokoladenhersteller Hachez baut Arbeitsplätze ab. Erneut. Dieses Mal müssen insgesamt 89 Mitarbeiter gehen.
„Das war keine schöne Botschaft“, sagt Hachez-Chef Martin Haagensen. Der Däne hat am Mittwochmittag die Mitarbeiter auf einer Versammlung über die Pläne informiert. Doch dieser Schritt sei notwendig gewesen. „Unser Ergebnis ist negativ“, sagt er. Irgendetwas musste passieren.
Mit den verringerten Kosten für Personal hofft Haagensen, die Traditionsfirma wieder besser am Markt positionieren zu können. In den vergangenen Jahren habe das Unternehmen unter ungünstigen Marktsituationen gelitten, aber auch unter einem veralteten Maschinenpark. „Wir haben Maschinen, die teilweise älter als 25 Jahre sind“, sagt der Geschäftsführer. Mitbewerber sind da klüger gewesen. „Sie haben in neue Maschinen investiert und haben so ihre Produktion günstiger gemacht.“
Weihnachtsgeschäft lief schlecht
Hinzu kämen die gestiegenen Kosten für Rohstoffe. Allein der Preis für Kakaobutter hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht. Mandeln und Haselnüsse – wichtig für die Herstellung von Marzipan und Nugat – sind ebenfalls deutlich teurer geworden. „Deswegen mussten wir unsere Preise erhöhen“, sagt Haagensen. Die Folge: Viele Verbraucher griffen zur Schokolade der günstigeren Konkurrenz. Besonders das Weihnachtsgeschäft sei schlecht gelaufen: „Die letzten drei Monate eines Jahres sind aber besonders wichtig für uns.“ Wie hoch die Verluste von Hachez sind, will Haagensen nicht sagen. Mit dem Abbau von Personal hoffe er aber, nun mehr Spielraum für die Zukunft zu haben.
Dieter Nickel, Geschäftsführer bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Bremen, ist da skeptisch. „Ich traue mich nicht zu sagen, dass ich optimistisch bin“, sagt er erst. Dann wird er konkreter: „Ich mache mir Sorgen.“ Denn auch wenn nun 89 Hachez-Mitarbeiter gehen müssen, ist der Erhalt des Standortes Bremen nicht langfristig garantiert. „Es gibt kurzfristig keine Überlegungen, den Standort zu schließen“, so Haagensen. „Eine Garantie für immer kann ich aber nicht geben.“ Er sieht den Schokoladenhersteller nun aber auf einem besseren Weg. „Wir haben in eine neue Ausstattung investiert, mit der wir ab September arbeiten werden.“ Dadurch könne man mit weniger Personal produzieren. Durch die Einsparungen sei dafür das nötige Kapital frei geworden.
Lager der Firma in Huchting betroffen
Von den jetzt veröffentlichten Stellenstreichungen ist besonders das Lager der Firma in Huchting betroffen. Laut Haagensen fallen hier 20 Stellen weg. Die Arbeit wird komplett vom Logistikdienstleister Uhlhorn aus Twistringen übernommen. Auch wenn es sich nach Unternehmensangaben nicht um einen Betriebsübergang handelt, hätten sich schon viele der Lagerarbeiter bei der Firma beworben. Eingespart wird auch in der Produktion, speziell bei der Verpackung. Hier werden 61 Stellen gestrichen. Auch in der Verwaltung des Traditionsunternehmens müssen Mitarbeiter gehen. Bereits im November war bekannt geworden, dass Hachez Einsparungen beim Personal plant. Damals war noch von 99 Jobs die Rede. In Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat habe man sich nun auf 89 Arbeitsplätze geeinigt. „Die Verhandlungen waren fair“, sagt Nickel von der NGG. „Das Problem ist aber: Wenn eine Firma in einem solchen Ausmaß Verluste macht, wird es schwierig, zu verhandeln. Uns ist nicht viel eingefallen.“
Bremer Standort soll erhalten bleiben
Zudem hat Geschäftsführer Haagensen mit Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) über den bevorstehenden Arbeitsplatzverlust gesprochen. „Wir haben geprüft, ob die Wirtschaftsförderung einspringen und helfen kann“, sagt Behörden-Sprecher Holger Bruns. Das Ergebnis sei jedoch negativ gewesen. Nach seinen Angaben hat Haagensen jedoch glaubhaft versichert, dass es ihm um den Erhalt des Bremer Standortes gehe.
Es ist nicht das erste Mal, dass Hachez Arbeitsplätze abbaut. Bereits im Sommer 2014 war bekannt geworden, dass der Schokoladenhersteller einen Teil seiner Verpackungsabteilung nach Polen verlagert. Auch damals ging es darum, die Kosten zu senken. Nachdem zuerst 71 Arbeitsplätze im Gespräch waren, sind am Ende 33 weggefallen.
2012 wurde das Bremer Unternehmen an die dänische Toms-Gruppe verkauft. Haagensen führt seit 2013 die Geschäfte. Kommentar Seite 2
Schokolade mit Tradition
1890 haben Joseph Emile Hachez und Heinrich August Friedrich Gustav Linde die Bremer Chocolade-Fabrik Hachez & Co. gegründet. Wenige Jahre nach der Gründung zieht das Unternehmen an seinen heutigen Standort in der Neustadt. Im Ersten Weltkrieg muss die Firma, die seit 1911 von Linde sowie von dessen Söhnen Hans und Friedrich Otto Hasse geführt wird, auf die Herstellung von Bonbons umsteigen. Im Zweiten Weltkrieg muss die Produktion schließlich unterbrochen werden.
1953 steigt die Zuckerraffinerie Tangermünde ein, fortan produziert Hachez auch Produkte unter dem Label Feodora. 100 Jahre nach der Gründung von Hachez wird Hasso Nauck neuer Geschäftsführer. Zehn Jahre später übernimmt er mit Wolf Kropp-Büttner das Unternehmen. 2012 verkaufen sie es an die dänische Toms-Gruppe. Seither soll Hachez rote Zahlen schreiben. 2013 legen Nauck und Kropp-Büttner ihre Posten vorzeitig nieder, der Däne Martin Haagensen wird zum alleinigen Geschäftsführer des Schokoladenherstellers. Schon 2014 fallen 33 Stellen weg. MIJ