Die erste Hitzewelle mit Temperaturen knapp unter 30 Grad Celsius ist in Bremen überstanden. Allerdings: Der Sommer hat gerade erst begonnen, weitere heiße Tage und Nächte, die kaum Abkühlung verschaffen, dürften demnach anstehen. Laut Forschern wird der Klimawandel generell zu mehr und längeren Hitzewellen führen, vor allem Städte und dicht bebaute Quartiere heizen sich auf. Bereits in den vergangenen Jahren gab es immer wieder ungewöhnlich starke Hitzephasen. Das hat Folgen: In den Jahren 2018 bis 2020 sind in Deutschland etwa 19.300 Menschen an den Folgen von Hitze gestorben, wie das "Deutsche Ärzteblatt" berichtete.
Mit Hitzeschutzplänen in Städten und Kommunen sollen besonders gefährdete Menschen künftig vor den Gefahren geschützt werden, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) jetzt angekündigt hat. Bremen will Ende dieses Jahres einen solchen Plan vorlegen. Einige deutsche Städte sind schon weiter. Auf der Suche nach Strategien gegen die drückende Hitze lohnt sich auch ein Blick auf Länder, die hohe Temperaturen längst gewohnt sind – was die Hansestadt sich abschauen kann.
Kühle Orte in der Stadt: "Abkühlung gefällig?" – unter dieser Überschrift hat die Stadt Düsseldorf eine digitale Karte zu kühlen Orten im ganzen Stadtgebiet veröffentlicht. Angezeigt werden schattige Grünanlagen, Wasserspielplätze, Trinkbrunnen, Stationen zum kostenfreien Nachfüllen von Wasser, Bademöglichkeiten und klimatisierte oder kühle Gebäude wie Museen, Bibliotheken und Kirchen. Auch in anderen Städten wie Erfurt oder seit wenigen Tagen in Heidelberg ("Kühle Karte") sind digitale Karten als Bestandteil des jeweiligen Hitzeaktionsplans im Internet veröffentlicht.
Nebelduschen, Sommerspritzer und mobile Trinkbrunnen: Als Vorreiter beim Hitzeschutz in der Stadt gilt Wien: Im vergangenen Jahr hat die österreichische Hauptstadt einen umfassenden Hitzeaktionsplan vorgelegt. Der Schwerpunkt liegt auf akuten und kurzfristigen Maßnahmen, diese reichen von kühlen Orten bis hin zu Hitzestandards für Kliniken und Pflegeeinrichtungen.
Die Planer waren besonders kreativ: Neben Trinkbrunnen, Nebelduschen und -stelen sorgen sogenannte Sommerspritzer für Abkühlung in der Stadt – hierbei werden Hydranten mit einem Aufsatz zu Sprühduschen umfunktioniert. An mehreren Standorten sorgen "Coole Stelen" für Erfrischung: Diese schalten sich bei hohen Temperaturen automatisch ein und verteilen feinste Wassertröpfchen. Bei sinkenden Temperaturen stoppt der Sprühnebel automatisch. Durch die extrem feine Vernebelung sei der Wasserverbrauch gering, heißt es. An der Rückseite der Stelen kann auf Knopfdruck kühles, quellfrisches Trinkwasser abgezapft werden, wie die Stadt Wien auf ihrer Internetseite "Cooles Wien" mitteilt. Die Stelen sind außerdem mit breiten Sitzflächen versehen. Das feste Angebot an Trinkbrunnen wird in den heißen Monaten zusätzlich durch mobile Anlagen ergänzt: Diese werden an besonders frequentierten Plätzen und bei Großereignissen aufgestellt – und sind ebenfalls mit einer Sprühnebelfunktion ausgestattet.
Hitzepatenschaften: Vor allem für ältere Menschen sind hohe Temperaturen eine gesundheitliche Belastung. Die bayerische Stadt Straubing hat gemeinsam mit einem Freiwilligenzentrum Hitzepatenschaften etabliert. Ehrenamtliche übernehmen in den Sommermonaten alltägliche Besorgungen oder unterstützen die Betroffenen bei Einkäufen oder Arztbesuchen. Hitzepatenschaften sehen vor, dass Personen aus Nachbarschaftshilfen, dem familiären Umfeld und sozialen Einrichtungen bei extremer Hitze Unterstützung durch Telefonate oder Besuche für hilfsbedürftige Personen anbieten. In Frankreich haben Städte nach der extremen Hitzewelle im Sommer 2003 Register mit älteren, alleinstehenden Menschen eingeführt, die bei Hitze Hilfe und Beratung von Sozialarbeitern bekommen. Bei der höchsten Hitzewarnstufe werden unter anderem auch Sportveranstaltungen und Open-Air-Termine abgesagt. Die Behörden richten zudem Krisenstäbe für Pflegeheime und Krankenhäuser ein.
Hitzeberatung: In der Schweiz setzen Städte unter anderem auf gezielte Ansprache und Aufklärung älterer Menschen. Der Kanton Basel-Stadt hatte vor drei Jahren sogenannte Hitze-Flyer an etwa 20.000 Menschen über 75 Jahre verschickt. Der Inhalt: Informationen über mögliche körperliche Folgen von Hitze, Tipps zur Prävention und Erste-Hilfe-Maßnahmen. Die Informationen wurden laut einer Mitteilung größtenteils mit Bildern und Icons dargestellt, damit auch die fremdsprachige Bevölkerung unabhängig von Sprache, Kultur und individueller Erfahrung den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen könne, wie es hieß. Außerdem wurde eine telefonische Hotline zur Beratung eingerichtet.