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Kinder- und Jugendbericht 2024 Kein Bundesland gibt so viel für Kinder und Jugendliche aus wie Bremen

Bremen investiert am meisten in Kinder und Jugendliche, sagt der entsprechende Bericht der Bundesregierung. Was die Kommission sonst noch über Kinder und Jugendliche herausgefunden hat.
18.09.2024, 20:59 Uhr
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Kein Bundesland gibt so viel für Kinder und Jugendliche aus wie Bremen
Von Markus Peters

Kein Bundesland gibt so viel Geld für Kinder und Jugendliche aus wie Bremen. Das wurde am Mittwoch bei der Vorstellung des 17. Kinder- und Jugendberichtes der Bundesregierung deutlich. Während in Deutschland im Durchschnitt von der öffentlichen Hand rund 4223 Euro pro Minderjährigem in der Bevölkerung ausgegeben wurden, lag dieser Beitrag im Jahr 2021 in Bremen bei 8677 Euro. Das ist mehr als doppelt so viel, als zum Beispiel im benachbarten Niedersachsen dafür aufgewendet wurde (4029 Euro).

Die Mehrausgaben liegen unter anderem an den Leistungen, die Bremen für junge, unbegleitete Flüchtlinge aufbringe, machte die Vorsitzende der Kommission, Professorin Karin Böllert von der Universität Münster, deutlich. "Tendenziell werden in Stadtstaaten mehr Hilfen zur Erziehung in Anspruch genommen als in Flächenländern", heißt es dazu in dem Bericht. Allerdings variieren auch hier die Ausgaben stark. Während in Berlin dafür pro Kopf 874 Euro ausgegeben werden, zahlt Bremen dafür 1557 Euro pro Kopf.

Durchschnittlich entfallen laut Bericht mehr als zwei Drittel der Ausgaben in der Kinder- und Jugendhilfe auf die Kindertagesbetreuung, etwa zwanzig Prozent fließen in Hilfen zur Erziehung, rund fünf Prozent werden für Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit ausgegeben. Die Gesamtausgaben von Bund, Ländern, Landkreisen und Städten für Kinder- und Jugendarbeit beliefen sich im Jahr 2023 auf 85,8 Milliarden Euro. In den vergangenen 25 Jahren habe sich diese Summe mehr als verdoppelt, sagte Familienministerin Lisa Paus (Grüne).

Kinderrechte sollen ins Grundgesetz

Weiteres zentrales Ergebnis des Berichts: Viele junge Menschen fühlen sich in Politik und Gesellschaft nicht ausreichend beteiligt. Sie drohten in einer alternden Gesellschaft „ins Hintertreffen zu geraten“ und hätten in zentralen Bereichen das Gefühl, nicht vorzukommen, sagte Paus. Ihr Haus arbeite daher an einem nationalen Aktionsplan, der eine „verbindliche und wirksame Beteiligung“ junger Menschen fördern solle. „Junge Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Rechte und Stimmen bei politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen Gewicht haben“, erklärte die Ministerin.

Dabei gehe es nicht nur darum, das Wahlalter auf 16 Jahre herunterzusetzen und Kinder- und Jugendrechte im Grundgesetz zu verankern. Es müsse auch mehr Beteiligungsmöglichkeiten in den Schulen und bei Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen werden, forderte Paus. Auch Deutschlands First Lady, Elke Büdenbender, machte sich am Mittwoch dafür stark, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Je höher die Kinderrechte angesiedelt seien, desto stärker werde es Auftrag des Gesetzgebers in der Debatte über neue Gesetze sein, den Kinderschutz mitzudenken, sagte die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch im Schloss Bellevue im Berlin.

Einsamkeit nimmt zu

SPD, Grüne und FDP hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag 2021 darauf verständigt, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Einen entsprechenden Gesetzentwurf gibt es aber noch nicht. Für eine solche Grundgesetzänderung bräuchte es eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag.

Einen weiteren Aspekt, den Kommissionsleiterin Karin Böllert hervorhob, sind die Erfahrungen, die junge Menschen während der Coronapandemie gemacht hätten. Besonders in dieser Phase hätten sich viele nicht ausreichend berücksichtigt gefühlt und nun nach dem Ende der Pandemie mit psychischen Folgen zu kämpfen, erklärte die Expertin für den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Ein großes Problem sei dabei Einsamkeit. „Wir haben noch nie so viele junge Menschen gehabt, die sich einsam fühlen.“ Dieser Missstand müsse benannt werden. Die Kinder- und Jugendhilfe könne hier einen Beitrag leisten, aber auch nicht alle Probleme alleine lösen, betonte Böllert.

Positiv sei es, dass Kinder und Jugendliche sich in ihren Familien geborgen fühlten und dort Sicherheit und Orientierung erlebten, erklärte die Professorin aus Münster. Es gebe keinen Generationenkonflikt, so die Wissenschaftlerin. Das sei auch für die Elterngeneration ein "großes Kompliment".

Für den Bericht, der im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt wurde, wurden aktuelle Studien ausgewertet. Erstmals wurden rund 5.000 Kinder und Jugendliche unter anderem durch Workshops an dem Bericht beteiligt. Nach Angaben des Ministeriums leben rund 22 Millionen Kinder und junge Erwachsene in Deutschland.

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