Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

BSAG-Streik Alle Räder stehen still ...

Nach den harten Corona-Jahren kommt ein hoher Tarifabschluss für das BSAG-Management zur Unzeit - trotzdem ist er nötig, wenn man es mit der Verkehrswende ernst meint, findet Joerg Helge Wagner.
28.04.2023, 19:58 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Alle Räder stehen still ...
Von Joerg Helge Wagner

Dreimal ist Bremer Recht, heißt es - und das nehmen offenbar auch die Beschäftigten der BSAG in Anspruch: Anfang und Ende März streikten sie, nun zum Beginn des "Wonnemonats" abermals. Das Timing ist perfekt: Ab Montag ist das Deutschland-Ticket für den ÖPNV im ganzen Land gültig, ab Dienstag startet der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen eine große Telefonumfrage zur Kundenzufriedenheit - die Streikleitung weiß offenbar genau, wie sie den Druck auf den Arbeitgeber maximieren kann.

Der Umstand, dass die BSAG-Mitarbeiter nicht nach dem jüngst erzielten Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst bezahlt werden, ist schon schwer genug nachzuvollziehen: Das Unternehmen befindet sich schließlich komplett im Besitz der Stadtgemeinde Bremen, hat jedoch faktisch eine Art Haustarifvertrag. Selbstverständlich orientiert sich die Gewerkschaft Verdi, die für die rund 2400 BSAG-Beschäftigten verhandelt, aber am Abschluss für die 2,5 Millionen Beschäftigten beim Bund und in den Kommunen - und der ist der höchste der Nachkriegszeit.

Lesen Sie auch

Nicht nur wegen der Inflation haben die Arbeitnehmer gute Argumente. Ihr stärkstes erscheint zunächst für einen Arbeitskampf paradox: Sie sind zu wenige. Schon jetzt kann das Bremer Verkehrsunternehmen sein ehrgeiziges Ziel, durch eine engere Taktung attraktiver zu werden, nicht erreichen. Es fehlt an Personal, und das wird eher noch weniger als mehr werden, wenn die Bezahlung nicht stimmt. Sprich: wenn sie in der Nachbarschaft besser ist.

Sicher, die BSAG hat allein im Corona-Jahr 2021 Verluste von 27 Millionen Euro gemacht, und das Sozialprojekt Neun-Euro-Ticket hat die Bilanz weiter verhagelt. Auch das 49-Euro-Billett wird kaum kostendeckend sein. Und ein Elektro-Bus - die BSAG hat 50 geordert - ist dreimal so teuer wie die Diesel-Variante. Eingeführt und beschafft wird trotzdem, im Namen von Klimaschutz und Verkehrswende. Die erste Investition muss jedoch dem Personal gelten, wenn all die sauberen neuen Busse wie Straßenbahnen oft genug fahren sollen, damit die Kunden ihr Auto öfter stehen lassen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)