- Was bewirkt Lachgas?
- Wo liegen die Gefahren?
- Gab es in Bremer Kliniken schon Notfälle?
- Warum ist Lachgas in den Fokus gerückt?
- Wie soll der Handel unterbunden werden?
- Wie schnell kann das funktionieren?
Der freie Handel mit Lachgas soll möglichst schnell unterbunden werden. Das hat jetzt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt. Das chemisch als Distickstoffmonoxid (N2O) bezeichnete Gas dient in der Medizin als Narkosemittel. Verbreitet ist sie auch in der Gastronomie als Sahnebereiter. Zunehmend ist sie in den vergangenen Jahren aber auch als Partydroge missbraucht worden.
Was bewirkt Lachgas?
Nach der Inhalation sind schwache Halluzinationen möglich, es werden Wärme- und Glücksgefühle empfunden. Konsumenten berichten von einem traumähnlichen Zustand, in dem sie Raum und Zeit verändert wahrnehmen. Der Rausch dauert nur einige Minuten.
Wo liegen die Gefahren?
Zu den unmittelbaren Gefahren gehören Bewusstlosigkeit oder sogar Atemstillstand durch eine Überdosierung. Auch möglich: Wenn sich das in der Gaskartusche komprimierte Lachgas ausdehnt, sinkt seine Temperatur auf bis zu -55 Grad, sodass die Finger an der Gaskartusche festfrieren. Durch die schmerzstillende Wirkung von Lachgas spüren die Konsumenten davon aber nichts, was schwere Frostbeulen an den Händen verursachen kann. Zu den langfristigeren Konsequenzen eines häufig wiederholten Gebrauchs gehören schwere Schädigungen des Nervensystems. Das kann bis zu dauerhaften Lähmungen reichen.
Gab es in Bremer Kliniken schon Notfälle?
„In unseren Notaufnahmen gab es bisher keine Patienten, die wegen des Konsums von Lachgas eingeliefert worden sind“, berichtet Karen Matiszick, Sprecherin des größten Bremer Krankenhausbetreibers Gesundheit Nord. Nur nach einer Zahn-OP mit Lachgas als Narkosemittel sei eine Patientin in die neurologische Klinik zur stationären Behandlung eingeliefert worden. Auch in anderen Bremer Kliniken mussten nach Sprecherangeben bislang keine Patienten als Notfälle behandelt werden, weil sie Lachgas als Partydroge genutzt haben: „Einigen unserer Ärzte sind solche Fälle zwar aus anderen Krankenhäusern bekannt, bei uns hat es aber bisher keine Zwischenfälle mit Lachgasintoxikation gegeben“, teilt Diako-Sprecherin Vicky Janßen mit.
Warum ist Lachgas in den Fokus gerückt?
Ausgelöst wurde die aktuelle Diskussion durch einen Automatenverkauf von Lachgas in Gifhorn. Dass die Substanz als Partydroge dient, ist aber schon länger bekannt. Ein Bericht der Europäischen Union datiert den Beginn eines „besonders besorgniserregenden Konsums“ auf die Jahre ab 2017. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich die Hersteller in ganz Europa gezielt auf den Freizeitmarkt ausgerichtet. Inzwischen hat die Politik in anderen Ländern darauf reagiert: In Großbritannien ist der Besitz von Lachgas seit Ende vergangenen Jahres illegal. Auch in Dänemark und den Niederlanden gibt es strenge Vorgaben. In den USA ist der Missbrauch von Lachgas als gefährliche Partydroge ebenfalls im Visier von Behörden und Politikern. In New York etwa dürfen Supermärkte Sprühsahne nicht an unter 21-Jährige verkaufen. Der Grund: Die Kartuschen für Sprühsahne enthalten Distickstoffmonoxid, also Lachgas.
Wie soll der Handel unterbunden werden?
Lauterbach greift den Vorschlag einer von Niedersachsen angekündigten Bundesratsinitiative auf, Lachgas in die Liste der psychoaktiven Stoffe aufzunehmen, mit dann sehr strengen Regeln für den Handel. Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) begrüßte die Unterstützung seines Bundeskollegen sowie anderer Gesundheitsminister aus den Ländern. Auch Bremen will dem grundsätzlich zustimmen, so das Gesundheitsressort..
Wie schnell kann das funktionieren?
„Wenn es nach Philippi geht, sehr schnell. Er kann sich einen Beschluss im Bundesrat bereits auf der nächsten Sitzung am 14. Juni vorstellen. Diese Sicht führt im Bremer Gesundheitsressort allerdings zu Irritationen. „Bislang gibt es ja nicht einmal einen konkreten Entwurf, über den man beraten könnte“, sagt Sprecherin Kristin Viezens. Die aktuell anstehende Novelle des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes, durch die regelmäßig neue Substanzen in die Liste der streng regulierten Betäubungsmittel aufgenommen werden, sei zwar bereits in Arbeit, wurde bislang aber ausschließlich von den Fachleuten der Gesundheitsministerien diskutiert.