Derzeit fehlen in der Stadt Bremen laut Bildungsressort insgesamt 1457 Kita-Plätze, davon 1212 für Kindergartenkinder und 245 für Krippenkinder. Das geht aus dem sogenannten Statusbericht I hervor, der einen ersten Überblick zu den Kita-Plätzen in Bremen gibt. Die Zahlen des Berichts stammen von Ende Januar. Hier beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema:
In welchen Bremer Stadtteilen ist die Kita-Betreuungslücke am größten?
Die meisten Kindergartenplätze fehlen in Bremen-Nord. Am stärksten betroffen ist Vegesack mit 332 fehlenden Plätzen, danach folgen Burglesum (201 Plätze), Blumenthal (143 Plätze), Osterholz (140 Plätze), Walle (115 Plätze) und die Neustadt (99 Plätze). Krippenplätze fehlen insbesondere in Obervieland (83), Huchting (77) der Neustadt (49), Schwachhausen (49) und Findorff (46).
Was ändert sich noch bis zum Sommer?
Bis zum Start des Kita-Jahres am 1. August kann sich noch einiges bewegen. Der Statusbericht I sei nur ein erster Fingerzeig, er zeige eine Tendenz, betont man im Bildungsressort. Einerseits können noch weitere Kinder hinzukommen, denn Anmeldungen sind auch nach der Hauptanmeldephase im Januar jederzeit möglich. Zum anderen sollen bis August noch 131 Kindergarten-Plätze geschaffen werden.
Ist das Kita-Problem in diesem Jahr größer?
Es ist absehbar, dass in diesem Jahr mehr Kita-Plätze fehlen werden als im Vorjahr. Ende Januar 2021 fehlten 744 Kindergartenplätze, in den Krippen waren da sogar noch 216 Plätze frei. Bis zum Start des Kita-Jahres wuchs das Loch: Ende August 2021 wurden vom Bildungsressort 986 Kinder als unversorgt gemeldet. Dass sich in diesem Jahr eine größere Lücke als 2021 abzeichnet, bestätigt auch die Bildungsbehörde. Allerdings gehe man davon aus, dass in diesem Jahr viele Eltern ihr Kind frühzeitig im Januar angemeldet hätten, so dass bis zum Sommer nicht mehr so viele Anmeldungen hinzukommen dürften.
Warum wächst die Lücke trotz Kita-Ausbau?
Bremen hat die Kitas stetig ausgebaut. Doch die Zahl der Anmeldungen stieg schneller als die Zahl der Plätze. In den vergangenen vier Jahren wuchs die Zahl der angemeldeten Kinder um rund 2200. „Über tausend zusätzliche Kitaplätze sind in den letzten Jahren entstanden, und trotzdem fehlen viele Kita-Plätze", stellt Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) fest.
Der Bau von Räumen gehe nicht schnell genug voran, Fachkräfte fehlten, und die Nachfrage nach Kitaplätzen sei deutlich gestiegen. Das sei zum Beispiel in Vegesack zu beobachten: Immer mehr Eltern wünschten sich, dass ihre Kinder früh in die Kita gehen. Das bewertet man im Bildungsressort positiv, denn so könnten Kinder früh Erfahrungen in einer Gruppe sammeln.
Was will die Bildungssenatorin tun?
"Ich möchte die Situation für unsere Kinder schnell deutlich verbessern", kündigt Aulepp an. Gebraucht würden nun ehrgeizige Ausbauziele, mehr Personal für die Kitas und kurzfristige Angebote, um mit dem Mangel umzugehen. Bei der Planung müsse stärker als bisher berücksichtigt werden, dass auch viele Sechs- und Siebenjährige noch in die Kita gehen.
Der Ausbau müsse noch mehr forciert werden. Zudem sollten benachteiligte Stadtteile Vorfahrt beim Ausbau haben. Um das zu schaffen, will Aulepp die Kitas stärker für Berufsgruppen ohne pädagogischen Abschluss öffnen, die sich parallel zu ihrem Einsatz in der Kita weiter qualifizieren sollen. Außerdem will das Bildungsressort mit dem Fachdienst Pflegekinder in Bremen (PIB) stärker um Tagesmütter und -väter werben.
Was wird kurzfristig für Kinder ohne Kita-Platz gemacht?
Unversorgte Kinder sollen zumindest an einem Spielkreis teilnehmen können, um erste Gruppenerfahrungen zu sammeln. Kitas, Horte und Gemeinden sollen prüfen, ob sie Räume haben, die stundenweise noch frei sind. In diesen Räumen soll es Spielkreise mit 9,5 Wochenstunden geben, die zum Beispiel von Studierenden durchgeführt werden könnten. Das kündigt Aulepp an. Diese Art von Angeboten wird als "Soziales Lernen im Quartier" bezeichnet und soll unkompliziert umsetzbar sein. Zudem sollen alle Mobilbauten, die derzeit noch stehen, nicht abgebaut werden, sondern weiter für Kitas und Schulen genutzt werden.
Wie sieht es bei den Hortplätzen in Bremen aus?
Ende Januar waren noch 472 Hortplätze in der Stadt frei. In den vergangenen Jahren sank die Zahl der Hort-Anmeldungen von 3080 im Jahr 2019 auf zuletzt 1873. Ein Grund könnte sein, dass jetzt mehr Schulen Ganztagsangebote machen und Eltern diese nutzen. Zudem geht man in der Behörde davon aus, dass noch Hort-Anmeldungen hinzukommen, die in den Daten von Januar noch nicht enthalten sind.