- Wie viele Menschen benötigen ein Spenderorgan?
- Wie hat sich die Zahl der Organspender in Bremen entwickelt?
- Warum gibt es zu wenige Organspenden?
- Was ist zu einer Einführung der Widerspruchslösung geplant – wie steht Bremen dazu?
- Seit März 2024 gibt es das Online-Organspenderegister, um den persönlichen Willen zu dokumentieren. Wie wird es genutzt?
Jeder Bundesbürger gilt als potenzieller Organspender – sofern zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen wird: Ende September soll es einen erneuten Anlauf für die Widerspruchslösung geben, wie es sie in den meisten europäischen Ländern bereits gibt. Tausende Menschen in Deutschland stehen derzeit auf der Warteliste für eine lebensrettende Transplantation, Hunderte sterben jedes Jahr, weil sich kein passendes Organ findet.
Wie viele Menschen benötigen ein Spenderorgan?
"Die Lage der Patientinnen und Patienten, die dringend auf eine Organspende warten, bleibt dramatisch", sagt der Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Axel Rahmel.
Die Situation in Zahlen: Aus Bremen stehen 58 Menschen auf der Warteliste der Stiftung Eurotransplant (Stand: Ende April 2025), 46 warten auf eine Niere, sechs auf ein Herz, vier auf eine Leber und zwei auf eine Lunge. Aus Niedersachsen sind 731 Patienten registriert. Bundesweit sind laut DSO etwa 8150 schwer kranke Patienten gemeldet, 679 Menschen auf der Warteliste sind im vergangenen Jahr gestorben. Die Wartezeit etwa auf eine Niere liege zwischen sechs und neun Jahren, mitunter auch darüber. Eurotransplant ist für die Verteilung von Spenderorganen in acht europäischen Staaten zuständig.
Wie hat sich die Zahl der Organspender in Bremen entwickelt?
Für 2024 zeigt die DSO-Statistik acht postmortale Organspender in Bremen, im Vorjahr waren es 14. In Niedersachsen gab es einen Rückgang von 82 auf 72 Spender. Auch bundesweit ist die Zahl leicht gesunken – von 965 auf 953. Mit 11,4 Spendern pro Million Einwohner nehme Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin einen der hinteren Plätze ein, so die DSO. In Spanien liege die Quote bei 46 Spendern.
Warum gibt es zu wenige Organspenden?
Bisher gilt in Deutschland die Zustimmungslösung: Nur derjenige kommt als Spender infrage, der zu Lebzeiten einer Organentnahme ausdrücklich zustimmt. Auffällige Diskrepanz: Laut repräsentativer Befragung des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit stehen 85 Prozent der Bundesbürger der Organspende positiv gegenüber, aber nur 45 Prozent der Befragten haben ihre Entscheidung auch dokumentiert – ob für oder gegen eine Spende.
In der überwiegenden Zahl würden daher die Angehörigen zu einer Entscheidung gefragt: "Nur bei 15,3 Prozent der möglichen Organspender war 2024 ein schriftlicher Wille vorhanden, bei diesen lag die Einwilligungsrate bei 75,4 Prozent. Mussten die Angehörigen hingegen nach eigenen Wertvorstellungen entscheiden, lag die Zustimmungsrate wohl aus Unsicherheit in der belastenden Situation nur bei 25,4 Prozent", erklärt DSO-Vorstand Rahmel.
Was ist zu einer Einführung der Widerspruchslösung geplant – wie steht Bremen dazu?
In der vergangenen Legislaturperiode war auf Initiative einiger Bundesländer eine Änderung des Transplantationsgesetzes angestoßen worden. Der Bundesrat hatte Anfang Juli der Einbringung eines Gesetzentwurfs zur Widerspruchslösung zugestimmt – Bremen hatte sich bei der Abstimmung enthalten. Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemes Hoch (SPD) kündigte vor wenigen Tagen an, gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen die Widerspruchslösung erneut über den Bundesrat einzubringen, voraussichtlicher Termin ist der 26. September. Ein erneuter Vorstoß ist wegen der vorgezogenen Bundestagswahl notwendig.
Wie Bremen im Bundesrat abstimmen wird, stehe noch nicht fest: "Erst wenn es eine konkrete Vorlage gibt, wird sich der Senat dazu verhalten", sagt Veit Svoboda, Sprecher beim Bevollmächtigten der Freien Hansestadt Bremen beim Bund und für Europa in Berlin.
Auch Ärzteverbände machen sich für eine Widerspruchslösung stark: Deutschland sei seit Jahren Importland für menschliche Organe – aus Ländern, in denen die Widerspruchslösung gelte, sagte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna.
Seit März 2024 gibt es das Online-Organspenderegister, um den persönlichen Willen zu dokumentieren. Wie wird es genutzt?
Mehr als 330.000 Deutsche haben laut Jahresbericht eine Erklärung hinterlegt. Mehr als 90 Prozent sprechen sich für eine Spende aus – teilweise beschränkt auf bestimmte Organe oder Gewebe. Der Eintrag in das Register (organspende-register.de) ist freiwillig und kostenlos, und er kann jederzeit geändert oder gelöscht werden. Als weitere Möglichkeiten gibt es den Organspendeausweis oder auch die Erklärung in einer Patientenverfügung.