Der Kofferraum oder der Fahrradanhänger sind gut gefüllt: mit Altglas, Grünschnitt, einem ausgedienten Toaster oder einer kaputten Lampe. Das Ziel ist die Recycling-Station. Doch wer Pech hatte, ist seine Ladung in dieser Woche später oder auch gar nicht losgeworden. Am Montag waren die Stationen Hastedt und Blockland geschlossen, am Dienstag war die Station Hohentor eingeschränkt geöffnet. Der Grund dafür: Es fehlt immer noch Personal, und es gibt einen hohen Krankenstand bei der Bremer Stadtreinigung (DBS). Dass es zu Engpässen kommen kann, darauf hatte das kommunale Unternehmen bereits Anfang Juli aufmerksam gemacht.
Wird eine der 15 Recycling-Stationen geschlossen oder sind die Öffnungszeiten kurzfristig eingeschränkt, dann werde das tagesaktuell auf der Homepage der Stadtreinigung mitgeteilt, sagte eine Sprecherin. Auf der Startseite können die Öffnungszeiten geprüft werden, auch dort ist von Personalengpässen zu lesen.
Im Juni waren nach Angaben der Stadtreinigung 85 Personen auf den Recycling-Stationen beschäftigt. „Es gibt offene Nachbesetzungsverfahren, die auf Urlaube und tagesaktuelle Krankenstände treffen“, sagte die Sprecherin. Den Angaben zufolge können die Stationen daher auch weiterhin kurzfristig geschlossen werden oder die Öffnungszeiten verkürzt werden. Das diene der Arbeits- und Betriebssicherheit der Beschäftigten und der Kunden der Stationen.
Prognose nicht möglich
Eine Prognose zu künftigen Öffnungszeiten sei aufgrund kurzfristig auftretender Krankheitsfälle nicht möglich. Aber die Entsorgungssicherheit sei jederzeit gewährleistet: Dafür sorgten neben den 15 Recycling-Stationen die mehr als 270 Stellplätze, an denen die Verbraucher Glas, Textilien, Schuhe oder kleine Elektrogeräte in Containern entsorgen könnten. „Es stehen immer andere Abgabestellen zur Verfügung.“
Neben Krankheit und Urlaub nannte Daniela Enslein, Vorständin der Stadtreinigung, jüngst offene Stellen als weitere Ursache für die Einschränkungen. Es gebe derzeit 5,6 vakante Vollzeitstellen, das sei bei einer Personalstärke von 72,2 Vollzeitstellen für alle 15 Bremer Recycling-Stationen ein normaler Zustand. Die Besetzung neuer Stellen unterliege dem Einstellungsverfahren im öffentlichen Dienst. Das nehme vergleichsweise mehr Zeit in Anspruch.
Der Personalratsvorsitzende Bernd Hillmann machte einen anderen Grund für die offenen Stellen aus: Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretung liegen seinen Angaben zufolge im Clinch über eine angemessene Eingruppierung in eine Entgeltgruppe des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes. Die aktuelle Eingruppierung entspricht aus Sicht des Personalrats nicht den Arbeiten, die unter anderem Kundenberatung und Kassieren umfasse. „Wir haben deshalb Anfang des Jahres dieser Eingruppierung bei einer Stellenausschreibung widersprochen“, sagte Hillmann.
Der Streit ging zuletzt bis vor eine Einigungsstelle. Laut Hillmann hat der Vorsitzende Verwaltungsrichter der Arbeitnehmervertretung zugestimmt, die eine Eingruppierung in eine bessere Entgeltgruppe verlangt. „Weil wir das Verfahren gewonnen haben, stimmen wir Einstellungen nach der niedrigen Entgeltgruppe nicht mehr zu“, sagte der Personalratsvorsitzende weiter. Die Geschäftsleitung vertrete dagegen die Ansicht, dass das Thema zwischen dem kommunalen Arbeitgeberverband und der Gewerkschaft Verdi geregelt werden müsste. Wie es weitergeht, kann Hillmann nach eigenen Angaben nicht einschätzen.
Unzufriedenheit gibt es offenbar aber auch an anderer Stelle: Mitarbeiter der Recycling-Station Burglesum hatten, wie berichtet, zuletzt von Dienstplänen berichtet, die erst kurzfristig erstellt und in denen Kollegen aufgeführt worden seien, die urlaubsbedingt gar nicht vor Ort gewesen sind. Außerdem würden Absprachen nicht eingehalten, beispielsweise zu Diensten am Sonnabend, die eigentlich nur einmal im Monat sein sollten.
Daniela Enslein sagte, es gebe bei den Einsätzen der Stammbelegschaft an Sonnabenden keinen Anspruch der Mitarbeiter, jeden dritten Sonnabend zu arbeiten. Das werde angestrebt, „ist aber in Zeiten hoher Abwesenheit wegen Urlaub und Krankheit nicht immer möglich“. Nach ihren Angaben soll die personelle Situation schnell wieder verbessert werden. „Wir gehen nach der Urlaubszeit davon aus.“