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Spezialeinsatzkommando Zahl der SEK-Einsätze in Bremen nimmt zu

Immer, wenn es besonders gefährlich wird, wird das Spezialeinsatzkommando der Polizei angefordert. In Bremen hat die Zahl dieser Einsätze zuletzt zugenommen. Dafür gibt es bestimmte Gründe.
24.06.2024, 05:00 Uhr
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Zahl der SEK-Einsätze in Bremen nimmt zu
Von Ralf Michel

Anfang Juni dieses Jahres: In einem Wohnheim in der Bahnhofsvorstadt streiten sich zwei Männer. Einer von ihnen zückt ein Messer, verletzt den anderen am Oberkörper. „Alarmierte Spezialeinsatzkräfte nahmen den Tatverdächtigen noch im Wohnheim fest“, wird es später in der Polizeimeldung heißen. Und so ist es häufig: Ein mit einer Eisenkette bewaffneter Mann randaliert in Hemelingen und versucht, seine Wohnung in Brand zu setzen - „Alarmierte Spezialeinsatzkräfte überwältigten ihn mithilfe eines Tasers.“ Ein alkoholisierter 34-Jähriger schießt in seinem Garten in Sebaldsbrück mit einer Pistole um sich – „Spezialeinsatzkräfte nahmen den Schützen fest.“

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Immer, wenn es um besonders gefährliche Situationen geht, bei denen spezielle Fähigkeiten und Ausrüstungen erforderlich sind, die über die Möglichkeiten regulärer Polizeikräfte hinausgehen, wird das Spezialeinsatzkommando (SEK) angefordert, erklärt Polizeisprecher Nils Matthiesen. Beispiele seien die Festnahme von gefährlichen Straftätern, bewaffneten Personen, Geiselnahmen oder Bedrohungslagen. Die Alarmierung des SEK erfolgt in der Regel durch die Leitstelle, wenn sie feststellt, dass die Situation vor Ort es erfordert.

"Steigende Gewaltbereitschaft"

Die Zahl der Einsätze, bei denen SEK-Kräfte angefordert wurden, hat in Bremen zuletzt zugenommen, bestätigt Matthiesen. „Die Sicherheitslage hat sich in verschiedenen Bereichen verschärft.“ Dies habe mehrere Ursachen wie beispielsweise Bedrohungslagen, die steigende Gewaltbereitschaft und immer mehr Einsätze wegen psychisch kranker Personen, wie etwa im Juni vergangenen Jahres, als ein psychisch kranker Mann durchs Viertel lief und andere Menschen mit einer Machete bedrohte. „Aufgrund dieser Faktoren ist die Nachfrage nach hoch spezialisierten Einsatzkräften wie dem SEK gestiegen, da sie in der Lage sind, effektiv auf diese komplexen und gefährlichen Situationen zu reagieren.“ Unter anderem auch durch den Einsatz von Elektroimpulswaffen, den sogenannten Tasern. Das SEK darf sie einsetzen, die Bremer Polizei nicht.

Konkrete Angaben zu Zahlen, Daten und Fakten rund um das SEK, etwa zur personellen Stärke dieser Einheit, zu ihren genauen Einsatzkriterien oder der Einsatzhäufigkeit, gibt die Polizei Bremen nicht heraus. „Das SEK ist eine multifunktionale Organisationseinheit, die rund um die Uhr an 365 Tage im Jahr zur Verfügung steht“, sagt Matthiesen. Mehr könne „aus polizeitaktischen Gründen nicht kommuniziert werden“.

Das SEK Niedersachsen absolviert etwa 100 bis 150 Einsätze jährlich.
Josephine Diederichs, LKA Niedersachsen

Die Polizei in Niedersachsen hält sich da weniger bedeckt: „Das SEK Niedersachsen absolviert etwa 100 bis 150 Einsätze jährlich“, berichtet Josephine Diederichs aus der Pressestelle des Landeskriminalamtes (LKA) auf Anfrage des WESER-KURIER. Wie in Bremen ist das SEK auch in Niedersachsen beim Landeskriminalamt angegliedert und auf die beiden Standorte Hannover und Oldenburg verteilt. „Von hier aus stehen die Einsatzkräfte für das gesamte Bundesland zur Verfügung“, erläutert Diederichs.

Dass es diese Spezialeinheiten überhaupt gibt, geht auf den Terroranschlag bei den Olympischen Spielen 1972 in München zurück, erklärt Nils Matthiesen. Als Reaktion darauf beschloss die Innenministerkonferenz die Einrichtung von Spezialeinheiten zur Terrorbekämpfung. In Bremen wurde daraufhin im November 1974 das gemeinsame Einsatzkommando aus Schutz- und Kriminalpolizei ins Leben gerufen. Vier Monate später wurde dieses Einsatzkommando dann in das Mobile Einsatzkommando (MEK) überführt, nach dessen Umstrukturierung entstand am 1. Juli 1983 das SEK Bremen.

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Und wie wird man als Polizist SEK-Beamter? „Der Dienst im Spezialeinsatzkommando ist in besonderem Maße anspruchsvoll und erfordert besondere Leistungsmerkmale“, sagt Matthiesen. Polizeivollzugsbeamte können sich nach mindestens einem Jahr Dienstzeit zum SEK bewerben. „Das Auswahlverfahren prüft charakterliche Eignung, Teamfähigkeit, Stressstabilität und Belastbarkeit.“

Mehrtägiges Auswahlverfahren

In Niedersachsen können ausschließlich ausgebildete Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte SEK-Beamte werden, die sich im gehobenen Polizeivollzugsdienst befinden und ein anspruchsvolles, mehrtägiges Auswahlverfahren bestanden haben, berichtet Josephine Diederichs. „Im Anschluss an das Auswahlverfahren beginnt der mehrmonatige, psychisch und physisch anspruchsvolle Ausbildungslehrgang, der ebenfalls bestanden werden muss, um Dienst im SEK versehen zu können.“ Alle angehenden Einsatzbeamtinnen und -beamte durchlaufen einen SEK-Grundausbildungslehrgang. An diese Ausbildung schließen sich unterschiedliche Aus- und Fortbildungsmaßnahmen an.

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