In Bremen und Niedersachsen hat es im vergangenen Jahr weniger Staus gegeben als vor der Pandemie. Während in Niedersachsen die Zahl der Staukilometer 2021 etwa ebenso hoch war wie 2020, stockte es auf Bremer Autobahnen seltener als im Vorjahr. Im Vergleich zu 2019, berichtet der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC), haben sich die Staukilometer halbiert. Aktuelle Daten des Navigations- und Kartenanbieters „Tom-Tom“ zeigen außerdem, wie es auf den innerstädtischen Straßen aussah.
Demnach lag die höchste Staubelastung in Bremen am Freitagnachmittag zwischen 14 und 15 Uhr – wie in den beiden Vorjahren. In Hannover war es donnerstags zwischen 16 und 17 Uhr am vollsten. Und in beiden Städten waren die Straßen montags bis freitags gegen 16 Uhr besonders ausgelastet. Insgesamt ist laut „Tom-Tom“ der Verkehr an Arbeitstagen im Vergleich zu 2020 und 2019 zurückgegangen. Auch die Anzahl der Staus zu den typischen Pendlerzeiten am Morgen und Abend hat abgenommen, in Bremen stärker als in Hannover. Mit einer durchschnittlichen Fahrzeitverlängerung von 19 Prozent, bedingt durch Staus, steht Bremen laut „Tom-Tom“ im bundesweiten Vergleich besser da als Hannover (20 Prozent), Kiel (22) oder Spitzenreiter Hamburg (31).
Staus setzen sich meist aus mehreren Faktoren zusammensetzen, erläutert Nils Linge, Sprecher des ADAC Bremen: „Es gibt den Einkaufsverkehr, den Urlaubs-, Reise- und Arbeitsverkehr. Wenn dann noch eine Baustelle oder ein Unfall dazukommt und das alles auf eine Straße trifft, deren Kapazität das nicht tragen kann, dann habe ich einen Stau." Die Verkehrsforschung spricht von Engstellen. Ihre geringe Anzahl habe im vergangenen Jahr zu der geringen Stauanzahl auf den Autobahnen beigetragen, meint Linge.
Wie sieht es 2022 in Bremen und im Nordwesten aus: Wo sind Baustellen und damit wahrscheinlich auch Staus zu erwarten? Rund um Hamburg will sich die Autobahn GmbH, die seit Anfang 2021 für sämtliche Autobahnen in Deutschland zuständig ist, auf die A 7 konzentrieren, erklärt Christian Merl, Leiter des Stabsbereichs Kommunikation Nord. Südlich des Elbtunnels bis zum Kreuz Hamburg-Hafen wird die A 7 derzeit auf acht Fahrstreifen erweitert. Zwischen dem Dreieck Hamburg-Stillhorn und der Anschlussstelle Südwest soll die Autobahn ebenfalls auf acht Fahrstreifen verbreitert und saniert werden. Auch der Abriss und Neubau von zwei Brücken ist Teil des Pakets. Noch bis 2027, schätzt Merl, wird dieses Großprojekt bis zum Abschluss brauchen.
Wann es mit zwei anderen Vorhaben auf der A 7 los- beziehungsweise weitergeht, lässt Merl offen. Laut Projektübersicht der Autobahn GmbH soll die Autobahn zwischen Soltau-Ost und dem Dreieck Walsrode sechsspurig ausgebaut werden, auf knapp 32 Kilometern. Als Nächstes steht ein 9,5 Kilometer langer Abschnitt zwischen Dorfmark und Bad Fallingbostel an. Zusätzlich soll eine neue Anschlussstelle Allertal gebaut und die Rastanlage Allertal (Landkreis Heidekreis) erneuert werden.
Noch bis Ende des Jahrzehnts wird es dauern, bis ein weiteres Großprojekt in der Region verwirklicht wird: der Ausbau von vier auf sechs Fahrstreifen zwischen dem Dreieck Ahlhorner Heide und dem Dreieck Stuhr auf der A1. Davon geht Ansgar Behrens von der Autobahn GmbH aus. Auf dem gut 35 Kilometer langen Abschnitt liegen 35 Brücken, die „wahrscheinlich alle abgerissen werden müssen“. In diesem Jahr könnten die Arbeiten an der Raststätte Wildeshausen beginnen. Dort sollen Raststätte und Tankstelle neu gebaut und die Zahl der Lkw-Parkplätze von 60 auf 101 erweitert werden. Außerdem steht der letzte Bauabschnitt der Bremer Stadtautobahn A281 inklusive Wesertunnel an.
Sowohl Linge vom ADAC als auch Merl von der Autobahn GmbH sehen nicht allein in den Baustellen den Grund für Staus. Eine entscheidende Frage sei, so Linge: Werden die Menschen im Sommer wieder per Flugzeug ins Ausland reisen können? Dass das im vergangenen Jahr nicht einfach möglich war, habe viel Druck auf die Autobahnen gebracht, sagt auch Merl. Die Domizile an der Nord- und Ostseeküste seien ausgebucht gewesen, das habe zu langen Staus geführt.
Der ADAC kann den Höhepunkt benennen: Am 24. Juli, einem Sonnabend, standen die Autos auf der A1 zwischen dem Horster Dreieck und Ahrensburg bei Hamburg auf 31 Kilometern. Auch diesen Sommer werde Corona eine entscheidende Rolle bei der Frage spielen, wie viel Zeit die Menschen im Stau verbringen müssen.