Stehen Baustellen an, geht es meist um den Autoverkehr. Im Jahr 2022 sind es aber nicht allein die Maßnahmen auf Autobahnen oder Bundesstraßen, die in Bremen im Fokus stehen. Die Bagger, Bohrgeräte und Betonmischer sind besonders bei Großprojekten für Straßenbahnlinien, für den Bau der Fernwärmetrasse oder bei neuen Fahrradstraßen im Dauereinsatz. Mit Umleitungen, Sperrungen und daraus folgenden Staus wird sich das auf den motorisierten Verkehr auswirken. Genauso wie bei den Straßenbaustellen auf der Bundesstraßen 6 und 75, am Kirchweg, am Osterfeuerberger Ring oder den Brücken Varreler Bäke oder Borgfelder Allee.
Überschlägt man die gesamten Kosten und rechnet sie für alle Maßnahmen zusammen, summieren sich in der Hansestadt mehrere Hundert Millionen Euro, für die gebaut wird. Hinzu kommen die Großprojekte Wesertunnel (letzte Kostenschätzung circa 475 Millionen Euro) oder den Bauabschnitt 2/2 im Bremer Süden für den Ringschluss der A 281 (rund 196 Millionen Euro).
Die größte Schwierigkeit ist dabei, alle Maßnahmen zeitlich so zu koordinieren, dass nicht die ganze Stadt lahmgelegt wird. Die Liste für 2022 ist lang: 150 Projekte sind für die Übersicht des Bremer Bau- und Verkehrsressorts angemeldet worden. Die verschiedenen Bauträger wie die Bremer Straßenbahn AG (BSAG), das Amt für Straßen und Verkehr (ASV), Telekom, Hansewasser, Wesernetz, SWB, Deges oder die Deutsche Bahn müssen ihre Vorhaben melden.
"Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen jedoch, dass nur ein Bruchteil der Baumaßnahmen im Rahmen der Abfrage gemeldet werden", sagt Gabriele Schulenburg, Leiterin der Baustellenkoordinierung. Im Durchschnitt seien es dann mindestens 1400 Baumaßnahmen im Jahr gewesen. Diese dürfen sich am besten nicht zeitlich oder räumlich überschneiden.

Baustellen 2022
Als Beispiel nennt Gunnar Polzin, Abteilungsleiter in der Verkehrsbehörde und kommissarischer Leiter des ASV, die Arbeiten an der Bundesstraße 6 und 75. Dort werden ab den Sommerferien von der Autobahn GmbH partiell verschiedene Schäden saniert. "Deswegen lassen wir zeitgleich die Finger davon, auf der Autobahn 1 zu bauen", sagt Polzin. Der Grund: Wenn zwei der wichtigsten Verkehrsachsen Bremens blockiert sind, droht das Verkehrschaos.
Die Verantwortung für die Fernstraßen ist Anfang 2021 an die Autobahn GmbH des Bundes übertragen worden. Koordiniert werden die Baustellen aber weiterhin durch das Verkehrsressort. So hatte die Autobahngesellschaft eigentlich vor, den Bremer Abschnitt der B 75 komplett zu sanieren, Doch diese grundhafte Erneuerung der Fahrbahn musste auf einen Zeitpunkt verschoben werden, der sich nach dem Ende der Erweiterung der Straßenbahnlinie 1 befindet. Nach anfänglichen Differenzen bei der Abstimmung und der Kommunikation mit der Autobahn GmbH sei man mittlerweile auf einem "sehr guten Weg", sagt Polzin.
In einzelnen Stadtteilen ist durch Großprojekte allerdings trotzdem damit zu rechnen, dass der Verkehr stark behindert wird. Eine solche Stelle ist der Bereich Mitte und Neustadt: Die Strecke Am Wall (Tiefer bis Doventor) wird ab Anfang Juni zur Fahrradroute umgebaut, sodass der gesamte Bereich abschnittsweise durch Vollsperrungen nicht zur Verfügung steht. Zeitgleich muss die BSAG in den Sommerferien (14. Juli bis 3. August) die Gleise und Weichen am Brill dringend sanieren. Das führt zu zwei Engpässen in der City. Hinzu kommt, dass anschließend an die Brill-Baustelle ein weiterer Teil der Fahrradroute in der Friedrich-Ebert-Straße umgesetzt wird (1. September bis 30. Oktober).
Staus und stockender Verkehr sind auch in den Stadtteilen Schwachhausen, Vahr und östliche Vorstadt zu erwarten. Seit Anfang Februar wird die Fernwärmetrasse der Wesernetz verlegt, in Abschnitten ziehen sich die Arbeiten bis Ende 2023. Insgesamt sind 16 Bauabschnitte mit 58 Unterabschnitten vorgesehen. Zudem beginnen die Arbeiten für das Projekt „Linie 2 verbindet" (ehemals Querverbindung Ost).
Gefühlt wird das gesamte Stadtgebiet aufgerissen, bearbeitet oder saniert. Es gibt aber auch Baustellen, die fertig werden. "Im Jahr 2022 werden die Maßnahmen am Osterfeuerberger Ring in Walle und der Umbau des Kirchwegs in der Neustadt abgeschlossen", sagt Polzin. Der Kirchweg wie auch die Habenhauser Brückenstraße mussten von der Planungsgesellschaft Deges saniert und ausgebaut werden, damit dort mehr Autos entlang fahren können, wenn es in der Neustadt und Obervieland mit dem Bauabschnitt 2/2 für den Ringschluss der A 281 losgeht.
Doch damit nicht genug. Auch die Hochstraße wird im zweiten Halbjahr saniert, Hansewasser muss an den Kanal an der Stresemannstraße und Georg-Bitter-Straße ran (ab Mai) und der Knotenpunkt des Fernbusterminals soll umgebaut werden. Und im Bremer Osten? An der Sebaldsbrücker Heerstraße (Zeppelintunnel) errichtet die Deutsche Bahn bis April 2024 eine neue Brücke. Und das sind nur die größten Bauprojekte.