Die Bremer Innenstadt hat gleich zwei zwei große Probleme: Im Vergleich mit anderen Städten ist sie unattraktiver und auch das Angebot lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Die Folge: Nur wenige Besucher aus dem Umland finden den Weg in die City. Das ergab die gestern vorgestellte Studie „Vitale Innenstädte“.
Die Innenstadt ist für Autofahrer schlecht erreichbar, für Besucher nicht attraktiv genug, und das Angebot an Geschäften ist nur unzureichend – diese Kritik kommt immer wieder von Einzelhandel und Handelskammer, wenn über die Bremer City gesprochen wird. Nun gibt es konkrete Zahlen, die diese Bewertung untermauern: In der bundesweiten Studie „Vitale Innenstädte“ schneidet die Innenstadt mit der Gesamtnote „befriedigend“ ab.
Auffälligstes Ergebnis: Nur etwa ein Drittel der Besucher kommt von außerhalb. Andere Städte mit mehr als 500 000 Einwohnern ziehen sehr viel mehr Menschen aus ihrem Umland an: Dort liegt der Schnitt bei 46 Prozent. Für die Studie wurden in Deutschland rund 33 000 Menschen befragt, Bremen wurde dabei mit Städten wie Dortmund, Düsseldorf und Essen, aber auch mit den beiden Millionenstädten Köln und Hamburg verglichen.
Wie wichtig die Besucher von außerhalb für den Einzelhandel sind, weiß Peter Schöler, Vize-Präses der Handelskammer Bremen und selbst Inhaber eines Schuhgeschäfts: „Wir sind auf diese Kunden angewiesen“, sagt er – und belegt dies mit Zahlen: An einem normalen Sonnabend machten die Einzelhändler in der Bremer Innenstadt im Vergleich zu unter der Woche den doppelten bis dreifachen Umsatz. Dafür ist auch die Käuferschicht aus dem Umland verantwortlich: Nach Schölers Angaben kommen 60 Prozent der Kunden sonnabends von außerhalb. Gründe, warum vergleichsweise wenig Menschen den Weg in die Bremer Innenstadt finden, gibt es laut dem Kammer-Vizepräses viele: die City sei wenig attraktiv, der Speckgürtel mit seinen Einkaufszentren ziehe immer mehr Besucher an, und bestimmte Angebote fehlten nach wie vor in der Innenstadt.
Das belegen auch die Zahlen der Studie: Der Anteil derjenigen, die sich für maximal eine Stunde in der Innenstadt aufhalten, ist in Bremen mit 30 Prozent im Vergleich mit den anderen Städten (22,3 Prozent) sehr viel höher. Ein Manko, das auch Jan-Peter Halves, Geschäftsführer der City-Initiative Bremen, erkannt hat: „Bremen muss mehr Menschen, darunter auch Jüngere und größere Gruppen, zum Bummeln in der Innenstadt einladen.“ Man müsse wegkommen vom sogenannten Versorgungskauf.
Hinein spielt auch, dass die Befragten offenbar bestimmte Angebote vermissen: Laut Studie wünschen sich überdurchschnittlich viele Menschen mehr Geschäfte aus den Bereichen Bekleidung und Elektronik. Das Problem ist nach Angaben von Halves in erster Linie aber nicht das fehlende Angebot, sondern die komplizierten Laufwege. Als Beispiele nennt er die Geschäfte Am Wall oder im Schnoor, die aktuell nur unzureichend erreichbar seien. „In den vergangenen Jahren hat es eine starke Fokussierung auf Stadtteilzentren gegeben“, sagt Halves. Die Befragung bestätige die Bremer Einzelhändler in der Innenstadt in ihrer Forderung, dass der Fokus nun auf die City gelegt werden müsse.
Erste Schritte in diese Richtung sind bereits gemacht: Seit 2013 gibt es das Innenstadtkonzept 2025, zudem laufen die Planungen für das Einkaufszentrum am Ansgaritor. „Die aktuellen Studienergebnisse zeigen, dass wir bereits auf einem guten Weg sind“, sagt daher Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Die zusätzlichen 25 000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, die mit dem Projekt entstehen sollen, würden benötigt, um in der Konkurrenz mit den Einkaufszentren mithalten zu können.
In einigen Punkten kann sich Bremen gegenüber den anderen Städten auch durchsetzen: In puncto Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und bei der regionalen Verbundenheit landet die Hansestadt in der Studie auf den vorderen Plätzen.