Ein tragischer Unfall hat dieses Jahr das Ende der Osterwiese überschattet: Beim Abbau eines Riesenrades, das auf dem Volksfest im Einsatz war, stürzte ein Arbeiter auf der Bürgerweide aus knapp 40 Metern in die Tiefe und starb noch an der Unfallstelle. Der Polizei zufolge war ein Seil gerissen. Wie in solchen Fällen üblich, zogen die Beamten die Gewerbeaufsicht hinzu, um die Umstände des Unfalls zu prüfen. Die Behörde, die in Bremen der Gesundheitssenatorin untersteht, weiß auch, wie sich die Anzahl der tödlichen Unfälle in Bremen entwickelt hat und wie sich das Unfallrisiko minimieren lässt.
Wie oft passieren im Land Bremen schwere oder tödliche Unfälle?
"Schwere Unfälle werden immer vom Gewerbeaufsichtsamt untersucht, aber nicht separat statistisch erfasst", sagt Diana Schlee, Sprecherin des Gesundheitsressorts. Laut einer Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ist die Anzahl der meldepflichtigen Unfälle in Bremen gesunken: Lag ihre Anzahl 2022 noch bei rund 7900, ging sie im Jahr 2023 deutlich auf knapp 7500 zurück. Meldepflichtig sind laut DGUV Unfälle, die zu einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder zum Tod führen. Tödliche Unfälle lagen laut dem Bremer Gesundheitsressort in den vergangenen fünf Jahren im einstelligen Bereich, und erreichten 2023 einen Höchststand, als sieben Personen durch Unfälle starben, 2024 gab es zwei Unfälle mit Todesfolge, und 2025 passierte bislang ein tödlicher Unfall in Bremen.
Wo liegt das kleinste Bundesland im Bundesvergleich?
Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle sank nach Angaben der DGUV bundesweit um 42 Fälle auf 381 Fälle. "Die Unfallzahlen in Bremen nehmen entsprechend dem Trend in Deutschland ab. Wir gehen davon aus, dass das auch auf zunehmende Arbeitsschutzmaßnahmen zurückzuführen ist", teilt Schlee mit. Denn obwohl immer mehr Menschen arbeiteten, die potenziell Unfälle erleiden könnten, würden weniger Arbeitsunfälle geschehen. Bei den meldepflichtigen Arbeitsunfällen hatte Bremen 2023 die niedrigsten Zahlen verglichen mit anderen Bundesländern, gefolgt vom Saarland mit 9545, Mecklenburg-Vorpommern mit 15.976 und Hamburg mit 16.967. Bundesweit wurden im Jahr 2022 laut DGUV 787.412 Unfälle meldepflichtige Unfälle gezählt. 2023 sank diese Anzahl auf 783.426.
Wie ermittelt das Gewerbeaufsichtsamt bei tödlichen Unfällen?
Die Ermittlungen erfolgten in enger Zusammenarbeit mit Polizei und Berufsgenossenschaft, erklärt Schlee. Falls notwendig, würden Sachverständige hinzugezogen. Erneut gefragt ist das Gewerbeaufsichtsamt, wenn geklärt werden muss, ob eine Ordnungswidrigkeit vorliegt oder wenn Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen, ob sich Beteiligte strafbar gemacht haben. "Solche Unfalluntersuchungen werden bundesweit gesammelt, um daraus neue Erkenntnisse für die Unfallverhütung zu gewinnen", sagt Schlee.
Welche Branchen sind am gefährlichsten?
Im Holz- und Metallgewerbe, im Handel und in der Warenlogistik sowie in Mitgliedsunternehmen der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) gab es laut DGUV 2023 bundesweit die meisten meldepflichtigen Arbeitsunfälle. Zur VBG zählen nach eigenen Angaben unter anderem Zeitarbeitsfirmen, Sicherheitsunternehmen, Unternehmen der keramischen und Glasindustrie sowie Straßenbahn-, U-Bahn- und Eisenbahnbetriebe. Die meisten tödlichen Unfälle gab es demnach in Verkehrswirtschaft, Post, Logistik und Telekommunikation (77), in der Bauwirtschaft (76) und in Mitgliedsunternehmen der VBG (67).
Und wie sieht es auf Baustellen aus?
Ob es auf Baustellen mehr oder weniger zu Unfällen komme, hänge unter anderem vom Baugeschehen beziehungsweise von der allgemeinen Baukonjunktur ab. "Auf den Baustellen selbst ist die Organisation entscheidend und damit auch der Bauunternehmer: Baustellenvorbereitung und -logistik sowie der Anteil von Subunternehmern am Arbeitsvolumen", sagt Schlee.
Wie wirksam sind verstärkte Kontrollen beim Arbeitsschutz?
Offenbar sehr wirksam beim Aufzeigen von Schwachstellen: Bei circa 60 Prozent der Kontrollen im Jahr 2024 seien Mängel im Arbeitsschutz aufgedeckt worden, sagt Schlee. Durch mehr Personal und eine effiziente Umstrukturierung konnte die Gewerbeaufsicht ihre Kontrollen 2024 verstärken: "Die Dienstgeschäfte in den Betrieben und auf Baustellen stiegen um mehr als 20 Prozent auf 1389 Betriebsstätten und 422 Baustellen", so Schlee. Schwerpunkte bildeten Gaststätten und Imbissbetriebe, Getränkeschankanlagen, das Reinigungsgewerbe, Unfälle im Zusammenhang mit Gerüsten, die mangelhafte Eignung von Auftragnehmern und Arbeiten mit Asbestbelastung.