Wann wird die Diskomeile in der Bahnhofsvorstadt endlich umgestaltet? Der SPD-Politiker Sükrü Senkal äußert seinen Unmut, dass die großen Pläne für die Umgestaltung der Partyzone am Breitenweg immer noch auf sich warten lassen.
"Es ist ein Unding, dass dieses Projekt immer weiter nach hinten geschoben wurde", sagt der Abgeordnete und kritisiert damit die grün geführte Baubehörde des kleinen Koalitionspartners. "Ich erwarte, dass dieses Projekt 2017 umgesetzt und abgeschlossen ist", fordert Senkal.
Senkal hat eine Große Anfrage an den Senat für die Bürgerschaft eingereicht, in der er nach dem Stand der Dinge bei der Diskomeile und dem Zeitplan für die Umsetzung fragt. "Nach einer Planung von annähernd vier Jahren müssten bereits Ergebnisse erkennbar sein", heißt es darin. Der Abgeordnete fragt auch, weshalb zuletzt das geplante Lichtkonzept nicht mehr Teil der Pläne war, die in der Innendeputation vorgestellt wurden.
Farbiges Licht sollte die Partyzone nachts erhellen und für gute Stimmung sorgen. Bereits zuvor sei in der SPD-Bürgerschaftsfraktion ein Antrag für eine schnellere Umsetzung der Diskomeilen-Pläne beschlossen worden, der von den Grünen nicht unterstützt worden sei, so Senkal.
Pläne für den Umbau
Anfang 2013 hat der Senat beschlossen, dass die Diskomeile umgestaltet werden soll. Freundlicher, heller und sicherer sollte die Partymeile am Breitenweg werden, mit breiteren Bürgersteigen, farbigem Licht und weniger Autoverkehr. Planer haben in Zusammenarbeit mit einer Berliner Agentur aufwändige Licht- und Verkehrskonzepte erarbeitet, um dieses Zentralgebiet des
Bremer Nachtlebens aufzuwerten. Konkret umgesetzt worden ist der große Wurf für die Diskomeile auch nach drei Jahren bislang nicht.
Die Debatte darüber, die Diskomeile zu einem sichereren Ort zu machen, währt sogar noch deutlich länger: Immer wieder kam es dort zu Schlägereien und Gewalt, 2006 sogar zu einer Schießerei. Zuletzt schrumpfte die Diskomeile: Mehrere Clubs (Lightplanke und Woody‘s) schlossen, der Betreiber des Towers beklagte sich über Drogen- und Müllprobleme im an den Club angrenzenden Hinterhof. Starker Uringeruch, Müllablagerungen und gebrauchte Spritzen schrecken die Besucher ab, kritisierte Tower-Betreiber Olli Brock. Vom zuständigen Stadtplaner Wim Petry kam der Vorschlag, den Hinterhof durch Schließen der Rolltore abzusperren.
"Das Bauressort hat es versäumt, die Mittel für den Umbau der Diskomeile für die vergangenen beiden Haushalte anzumelden", sagt Senkal. "Dabei sollte dieser Teil des Bahnhofviertels ein Aushängeschild Bremens werden." Den Hinterhof des Towers nun abzusperren, könne nicht die Lösung des Problems sein, die sich für den Club stelle. "Einfach den öffentlichen Raum zu verkleinern, ist nicht die kreativste Lösung", so der Sozialdemokrat. Gebraucht werde ein Konzept mit Licht und Gastronomie speziell für diese Ecke.
Nur ein Zehntel der Mittel beschlossen
Von Seiten der Baubehörde weist man die Kritik von Sükrü Senkal deutlich zurück. Den Vorwurf, das Projekt werde vom Ressort verschleppt, "müssen wir weit zurückweisen", sagt Behördensprecher Jens Tittmann. "Es ist normal, dass es so lange dauert." Es habe zum Diskomeilen-Umbau "riesige Beteiligungsrunden" gegeben, Polizei, Straßenverkehrsamt, Feuerwehr, Beirat und Clubbetreiber seien in die Planungen einbezogen worden, ihre unterschiedlichen Wünsche und Anforderungen berücksichtigt worden. Dafür, dass es ein solch aufwändiges Beteiligungsverfahren gegeben habe, habe die Behörde schnell gearbeitet und ein tolles Konzept erstellt.
Um das Gesamtkonzept zur Diskomeile umzusetzen, fehlen nun allerdings die Mittel, sagt Tittmann. Zwar habe die Behörde – anders als von Senkal kritisiert – Kosten von 2,1 Millionen Euro angemeldet, sie habe vom Parlament aber nur 200.000 Euro bewilligt bekommen – gerade einmal knapp ein Zehntel der benötigten Gelder.
"Es ist die Aufgabe der Abgeordneten, Prioritäten bei der Vielzahl der Projekte zu setzen, die Mittel zu verteilen und zu beschließen", sagt Tittmann und spielt den Ball der Kritik damit an Senkal zurück. "In allen Ressorts gibt es überquellende Schubladen mit fertigen Projekten, aber es fehlen die Mittel." Es gebe im Bereich Bau und Verkehr einen wachsenden Umsetzungsstau, weil die Gelder zur Umsetzung bestehender Pläne fehlten.
Neue Fußgängerüberquerung vor dem Stubu
Was passiert also nun bei der Diskomeile? Wurden erst in der Baubehörde große Pläne geschmiedet, die der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, letztlich aber nicht umgesetzt werden können? Das Lichtkonzept sei keinesfalls gestrichen, betont Tittmann, doch er macht klar: "Mit den vorhandenen Mitteln können wir nur einen Teil unserer Pläne umsetzen."
Um den Straßenraum an der Diskomeile zu entlasten, und Bedingungen für weniger unangenehme Anmache beim Ausgehen, weniger Konflikte und Schlägereien zu schaffen, wolle man nun die beschlossenen 200.000 Euro dafür nutzen, den Teil des Konzepts umzusetzen, der vorsieht, eine Fahrspur des Breitenwegs an der Südseite der Hochstraße für den Autoverkehr zu sperren. Dadurch soll es abends am Wochenende mehr Platz für Partygänger geben und die Zone vor den Clubs und Diskotheken entzerrt werden.
"Wir wollen den Straßenraum entlasten, Sicherheit geht vor", sagt Tittmann. Dies sei von der Behörde für den Herbst geplant. Zudem solle die Fußgängerquerung kommen, die auf Höhe der Diskothek Stubu entstehen soll. Für die Verbreiterung der Gehwege vor den Clubs sei die Baubehörde in Gesprächen mit dem Amt für Straßen und Verkehr.