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Erhöhte Alarmstufe Waldbrandgefahr: So ist die Situation in Bremen und Niedersachsen

In mehreren Wäldern in Deutschland brennt es zurzeit. Für den Nordwesten hat der Deutsche Wetterdienst in einigen Gebieten die Risikostufe erhöht. Wo genau und was das bedeutet, haben wir zusammengetragen.
15.06.2023, 05:00 Uhr
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Waldbrandgefahr: So ist die Situation in Bremen und Niedersachsen
Von Marc Hagedorn
Inhaltsverzeichnis

Gute Nachricht für die Einwohner der Ortschaft Volzrade in Südwestmecklenburg: Sie durften am Mittwoch in ihre Häuser zurückkehren, nachdem sie am Montag evakuiert worden waren. Grund war ein Waldbrand bei Lübtheen auf einem ehemaligen Militärgelände. Auch im 30 Kilometer entfernten Hagenow und der Viezer Heide – einem ebenfalls munitionsbelasteten Areal – hat sich die Lage stabilisiert. Die Waldbrandgefahr in Deutschland bleibt allerdings bestehen. Der WESER-KURIER hat sich einen Überblick über die Lage in Bremen und Niedersachsen verschafft.

Wie sieht es aktuell in Niedersachsen aus?

Einen großen Brand hat es am Wochenende in Molbergen im Landkreis Cloppenburg gegeben. In der Molberger Dose, einem schwer zugänglichen und unübersichtlichen Moorgebiet, hatte sich ein Brand auf einer Fläche von 16 Hektar ausgebreitet. 200 Feuerwehrleute waren in dem Naturschutzgebiet im Einsatz. Die Brandbekämpfung war herausfordernd: Ein Feuerwehrflugzeug aus Hannover sowie zahlreiche Drohnen mussten den genauen Brandort lokalisieren. Die Einsatzkräfte mussten zu Fuß vorrücken und Pumpen und Schläuche mehrere 100 Meter weit schleppen.

Bisher liefen die Brände in Niedersachsen vergleichsweise glimpflich ab: Bei einem Feuer am Königsberg bei Schierke im Harz konnten kürzlich 100 Menschen rechtzeitig vom Brocken geholt worden. In Kirchdorf im Landkreis Diepholz hatten Erntehelfer auf einem Erdbeerfeld Flammen entdeckt und einen Kühltransporter gerettet. Es entstand trotzdem ein Schaden von geschätzt 70.000 Euro. Weitere Brände hat es in den vergangenen Tagen in einem Moor in Ehrenburg (Landkreis Diepholz) und in einem Waldgebiet bei Soltau gegeben.

Wie hoch ist die Waldbrandgefahr in den nächsten Tagen?

Der Deutsche Wetterdienst hat für diesen Donnerstag die Waldbrandgefahr an mehreren Standorten in und um Bremen hochgestuft. Auf einer fünfstufigen Skala von „sehr gering“ bis „sehr hoch“ gilt für den Flughafen Bremen, Worpswede-Hüttenbusch, Bassum, Großenkneten und Rotenburg/Wümme die Stufe 4, „hohe Gefahr“. In diesem Fall können Betretungsrechte beschränkt werden. In Waldgebieten etwa sollen öffentliche Wege nicht verlassen werden, Parkplätze und touristische Einrichtungen könnten geschlossen werden.

Der Deutsche Wetterdienst verfügt in Norddeutschland über ein Netz von 105 Messstationen. Er veröffentlicht täglich einen Index, der angibt, wie hoch die regionale Waldbrandgefahr ist. Sie berechnet sich durch den Mittagswert der Lufttemperatur, die relative Luftfeuchtigkeit, die Windgeschwindigkeit und die Niederschlagsmessungen der vergangenen 24 Stunden.

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Wie gut sind Bremen und Niedersachsen auf die erhöhte Waldbrandgefahr vorbereitet?

„Wir beobachten die Lage, wir sind sensibilisiert“, sagt Wibeke Schmidt von den Niedersächsischen Landesforsten, die sich um rund 330.000 Hektar Wald kümmern. Der Flughafen Bremen verfügt über eine Feuerwehr, die 365 Tage im Jahr im Einsatz ist. „Neben unseren Großlöschfahrzeugen sind zusätzlich diverse Feuerlöschbrunnen über das gesamte Gelände verteilt“, sagt Flughafensprecherin Andrea Hartmann. Das Gelände ist videoüberwacht, Mitarbeiter gehen regelmäßig Streife. 

Im Vergleich zu anderen Regionen sei das Weser-Ems-Gebiet grundsätzlich weniger gefährdet als etwa die Lüneburger Heide mit ihren trockenen Sandböden und Nadelhölzern, sagt Försterin Schmidt. Dieses Gebiet wird besonders bewacht. Die Landesforsten betreiben in Lüneburg die Waldbrandzentrale. Sechs Landkreise in der Region sind mit 20 Überwachungskameras ausgestattet.

Die Landesforsten setzen auch auf ein gutes Zusammenspiel von Forstleuten, Waldbesitzern und den Feuerwehren. Sie stimmen sich zum Beispiel darüber ab, wie die Wälder am besten durch ein Netz befahrbarer Waldwege für die schweren Fahrzeuge erschlossen werden. Regelmäßige Übungen sollen eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten im Ernstfall sicherstellen. Landesbranddirektor Dieter Rohrberg hält Niedersachsen für „gut aufgestellt“. Einsatzunterstützung erhielten Einheiten bei Bedarf aus der Luft. Der Landesfeuerwehrverband betreibt einen Flugdienst.

Wie hat sich die Waldbrandgefahr in den vergangenen Jahren entwickelt?

In den vergangenen 30 Jahren ist die Zahl der Waldbrände und auch die Größe der betroffenen Flächen laut Waldbrandstatistik zurückgegangen. Als Grund dafür nennt das Bundeslandwirtschaftsministerium die Anstrengungen der zuständigen Landesstellen. Brände könnten heute früher entdeckt und schneller bekämpft werden. Dadurch fielen auch die Schäden geringer aus.

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In Niedersachsen hatte es in den trockenen Sommern 2018, 2019 und 2020 einen sehr starken Anstieg gegeben, von zwölf Bränden 2017 auf fast 300 in den Jahren 2019 und 2020. 80 Prozent aller Brände finden dabei in der Zeit zwischen April und Juni statt. Das Bundesumweltamt geht aufgrund steigender Temperaturen im Sommer und abnehmender Niederschläge in den nächsten Jahren von einem zunehmenden Waldbrandrisiko aus. Tatsächlich steigt die Zahl der Brände seit 2010 wieder an.

Wie können Brände verhindert werden?

„In der Regel werden Waldbrände durch Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit von Menschen ausgelöst“, sagt Wibeke Schmidt von den Landesforsten. Sie appelliert deshalb eindringlich an Waldbesucher und Spaziergänger, bestimmte Verbote und Verhaltensregeln einzuhalten. So ist das Rauchen im Wald vom 1. März bis 31. Oktober nicht erlaubt. Auch sollten Autos nicht auf Waldwegen geparkt werden, da heiße Katalysatoren trockenes Unterholz leicht entzünden können. Neben Zigaretten können das Glasscherben und andere reflektierende Gegenstände sein, die Sonnenlicht bündeln. Auch heiß gelaufene Erntemaschinen, die in Brand geraten, oder Funken, die aus der Glut von Lagerfeuern und Grillgeräten springen, sind für Waldbrände verantwortlich.

Welche weiteren Möglichkeiten zum Brandschutz gibt es?

Die Naturschutzorganisation WWF fordert zum Beispiel Schutzgürtel für Dörfer. „In Deutschland brennen vielerorts die Wälder“, sagt Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF. Damit das Feuer nicht auf Dörfer übergreife, müssten Nadelbäume rund um Ortschaften herum schnellstmöglich durch Laubbäume und Sträucher ersetzt werden.

Was war die bisher größte Brandkatastrophe in Niedersachsen?

Im August 1975 brannten in der Lüneburger Heide und im Wendland 8000 Hektar Wald und 5000 Hektar landwirtschaftliche Fläche, Moor und Heideland. Hohe Temperaturen von über 30 Grad, eine sehr trockene Luft und wechselnde Winde hatten die Ausbreitung von 300 Brandherden damals begünstigt. Das größte Problem war aber der akute Löschwassermangel. Tankfahrzeuge mussten lange Strecken fahren, um ihre Wasservorräte auffüllen zu können. 15.000 Helfer und 3800 Fahrzeuge waren über mehrere Tage im Einsatz. Sieben Menschen kamen ums Leben.

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