Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Betreuungsausfälle drohen Erneuter Warnstreik am Donnerstag: So sind Bremer Kitas betroffen

Verdi ruft etwa 1800 Beschäftigte der städtischen Kitas in Bremen erneut zum Streik auf. Die Gewerkschaft fordert eine bessere Tarif-Eingruppierung und Entlastung. Eltern äußern teils Unmut, teils Verständnis.
10.05.2022, 17:57 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Erneuter Warnstreik am Donnerstag: So sind Bremer Kitas betroffen
Von Sara Sundermann

Viele Bremer Eltern müssen für diesen Donnerstag eine Betreuung für ihre Kinder organisieren. Rund 1800 Beschäftigte der städtischen Kitas sind erneut zum Streik aufgerufen. Geplant ist am Donnerstag zudem eine zentrale Protestaktion um 11 Uhr auf der Wiese hinter der Kunsthalle.

Bereits in der vergangenen Woche gab es einen Warnstreik in Bremer Kitas. Die Gewerkschaft Verdi kämpft für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld in Sozial- und Erziehungsberufen. In Bremerhaven und Niedersachsen haben Sozialarbeiter und Erzieherinnen am Dienstag erneut gestreikt, in Hannover demonstrierten Verdi zufolge 3500 Menschen.

Welche Auswirkungen sind zu erwarten?

Der städtische Betrieb Kita Bremen ist mit Plätzen für rund 9000 Kinder der größte Träger der Stadt. Man rechne mit ähnlichen Folgen wie beim letzten Streiktag am 4. Mai, sagt Kita-Bremen-Geschäftsführer Wolfgang Bahlmann. Am 4. Mai mussten sechs Kitas schließen, in 60 Häusern wurde die Betreuung eingeschränkt und ein Notdienst eingeführt, in 13 Kitas fand Normalbetrieb statt. Bei Notdiensten werden weniger Kinder betreut und teils auch kürzer, je nach Lage der jeweiligen Kita.

Worum geht es?

Verhandelt wird für bundesweit rund 330.000 kommunale Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst. Verhandlungspartner sind die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und die Gewerkschaften Verdi sowie der DBB Beamtenbund und Tarifunion. Die nächsten Verhandlungen – nun bereits in der dritten Runde – sollen am 16. und 17. Mai in Potsdam stattfinden. Es geht um Bezahlung und Arbeitsbedingungen unter anderem für Erzieherinnen, Sozialassistenten und Sozialarbeiterinnen. Die Verhandlungen finden in Zeiten des Fachkräftemangels statt. Laut Gewerkschaften fehlen bis 2025 bundesweit allein in den Kitas rund 300.000 Fachkräfte.

Was fordert die Gewerkschaft?

"Schlechte Bezahlung, Dauerstress und Überlastung", das sind laut Verdi "die bekannten Probleme in den Kitas, in der Ganztagsbetreuung, Behindertenhilfe und sozialen Arbeit". Konkret fordert Verdi eine höhere Eingruppierung für Erzieher: Statt derzeit 8a mit einem Einstiegsgehalt von 2880 Euro brauche es 8b für alle. Das wäre eine Erhöhung von 2,2 Prozent auf 2943 Euro. Verdi hat zuletzt für einen Personalcheck etwa 19.500 Kita-Beschäftigte bundesweit befragt. 44 Prozent der Befragten gaben an, zeitweise für mehr als 17 Kinder verantwortlich zu sein. Etwa 20 Prozent der Erzieherinnen verließen laut Verdi zuletzt den Beruf in den ersten fünf Jahren. Sollte es in der kommenden Woche keine Einigung geben, plane man zeitnah mehrere Streiktage in Folge, so Verdi-Landesleiter Martin Peter.

Was sagen die Arbeitgeber?

Die von den Gewerkschaften geforderten strukturellen Verbesserungen sähen die kommunalen Arbeitgeber kritisch, heißt es vom Bremer Finanzressort. Man müsse einerseits das fein austarierte Eingruppierungsgefüge für verschiedene Berufe im Blick haben. Zum anderen würde eine höhere Eingruppierung "zu sehr hohen Kostensteigerungen führen, die kaum darstellbar wären". Zudem hätten sich die Löhne in den Sozial- und Erziehungsberufen zuletzt bereits "überdurchschnittlich erhöht".

Wie beurteilen Eltern den Streik?

"Wir wissen, dass Fachkräftemangel herrscht und die Bedingungen sich verbessern müssen", sagt Ann-Kathrin Rohde von der Zentralelternvertretung. Dennoch sei es nicht richtig, den Tarifkonflikt auf dem Rücken von Kindern und Eltern auszutragen. "Eltern sind durch die Winter-Erkrankungen und die Pandemie ohnehin gebeutelt", so Rohde. Notdienste gehörten in vielen Kitas zum Alltag. "Die städtischen Kitas sind massiv betroffen", sagt Julia Lawo vom Gesamtelternbeirat bei Kita Bremen. "Der Streik trifft nicht die kommunalen Arbeitgeber, er trifft die Eltern." Die Haltung der Eltern sei nicht einheitlich, manche seien aufgebracht, andere verständnisvoll: "Wir wissen ja, dass sich an den teils katastrophalen Arbeitsbedingungen etwas ändern muss, wenn zum Beispiel eine Erzieherin über Wochen allein mit 20 Kindern ist, weil ihre Kollegin ausfällt."

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)