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Impfkampagne geht in neue Phase Zahl nicht wahrgenommener Termine in Impfzentren steigt

Mit steigenden Impfraten sinkt die Zahl der Impfwiligen. Ab einer Quote von 60 Prozent wird es laut Experten notwendig, die Patienten gezielt anzusprechen. In Bremen wird diese Zahl an diesem Freitag erreicht.
24.06.2021, 18:00 Uhr
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Zahl nicht wahrgenommener Termine in Impfzentren steigt
Von Timo Thalmann

Bei den Impfungen gegen das Coronavirus sind erste Anzeichen einer Sättigung der Nachfrage erkennbar. So hat sich in diesem Monat die Zahl nicht wahrgenommener Termine im Bremer Impfzentrum erhöht. Lag diese Quote bislang unter einem Prozent, so beziffert das Gesundheitsressort sie aktuell mit fünf bis sieben Prozent. Das entspricht etwa 150 bis 200 Terminen am Tag.

„Die Terminlücken werden größer und häufiger“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts. Dadurch gehe kein Impfstoff verloren, versichert er. Es gebe ausreichend Nachrücker. Auch könne inzwischen flexibler mit den Impfstoffen hantiert werden. „Selbst bereits aufgezogene Biontech-Spritzen dürfen erneut im Kühlschrank gelagert werden.“ Fuhrmann geht davon aus, dass ein Großteil der ausbleibenden Patienten ihre Impfungen inzwischen über die Haus- und Betriebsärzte erhält. Ob auch bei den niedergelassenen Ärzten mehr Impftermine verfallen, ist unbekannt. Entsprechende Daten werden nicht zentral erfasst.

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Aus den Impfzentren im Umland gibt es ähnliche Berichte zu versäumten Terminen: So blieben am Montag rund 100 Termine im Impfzentrum Rotenburg ungenutzt. Auch hier wird davon ausgegangen, dass die Personen ihre Erstimpfungen stattdessen beim Haus- oder Betriebsarzt erhalten haben. „Der Impfstoff kann weiter genutzt werden, aber die Terminplanung muss dadurch immer wieder umgestellt werden“, lautet die Auskunft aus dem Landratsamt.

Im niedersächsischen Gesundheitsministerium gibt es keinen Gesamtüberblick, wie hoch die Quote ausgefallener Termine landesweit ist. Sprecher Oliver Grimm sieht Anzeichen, dass man sich einem Punkt nähere, an dem die Verfügbarkeit des Impfstoffs die Zahl der Impfwilligen übersteigt. „Die Warteliste des Impfportals war am 9. Juni mit 680.000 Einträgen am längsten, seitdem konnte sie kontinuierlich und vergleichsweise schnell abgebaut werden“, sagt Grimm. Aktuell seien 200.000 Personen aufgelistet, es kämen kaum noch Meldungen dazu.

Grimm schätzt, dass spätestens Ende Juli jeder auf dieser Liste den ersten Impftermin erhalten oder schon wahrgenommen hat. Von August an plant Niedersachsen eine erste landeseigene Werbekampagne für die Impfungen. Die Finanzierung unter anderem für Plakate, Social Media und Anzeigen hat der Landtag bereits Anfang des Jahres bewilligt. „Wir haben allerdings bewusst auf diesen Zeitpunkt gewartet, denn die Rückmeldungen auf die Werbeaktionen des Bundes für die Impfungen waren eher negativ“, berichtet Grimm. In zahlreichen Zuschriften hätten sich Bürger verärgert über den Slogan „Ärmel aufkrempeln“ gezeigt. Tenor: Man würde ja gerne, aber es gebe keine Impftermine. „Das wird ab August mutmaßlich anders aussehen.“ Aktuell haben 53,2 Prozent der niedersächsischen Bürger eine Erstimpfung erhalten.

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In Bremen geht man ebenfalls davon aus, dass die Impfkampagne in eine neue Phase eintritt. Der Stadtstaat wird an diesem Freitag als erstes Bundesland die Quote von 60 Prozent Erstgeimpften erreichen. Auf der Warteliste für Menschen mit Priorität eins, zwei oder drei stehen 51 Personen. Bei der offenen Warteliste für alle im Alter über 18 Jahren wurden rund 32.700 Impfcodes verschickt , aktuell verbleiben 975 Personen auf der Liste.

Die am Donnerstag eröffnete Warteliste für die 16- und 17-Jährigen hat binnen eines Tages 500 Eintragungen erhalten, die Terminvergabe startet an diesem Freitag. „Es war aus den Erfahrungen mit anderen Impfkampagnen die allgemeine Experten-Einschätzung, dass ab einer Quote von 60 Prozent eine gezieltere Ansprache der bis dahin noch nicht Geimpften erforderlich wird“, sagt Fuhrmann.

Anders als Niedersachsen denkt man in Bremen weniger an eine Werbekampagne, der Stadtstaat will auf Aktivitäten der Gesundheitsfachkräfte sowie bestehende Netzwerke in den Quartieren setzen. „Wir wollen eine möglichst niedrigschwellige und direkte Ansprache finden“, sagt Fuhrmann. So wolle man Mitarbeiter von Ortsämtern, Repräsentanten von Religionsgemeinschaften und andere Multiplikatoren gewinnen und entsprechend schulen, um zum Impfen zu ermuntern.

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