Pfleger machen mit, Polizistinnen aus Oldenburg, zahlreiche Prominente wie Quizmaster Günther Jauch, Fußballstar Emre Can oder Schauspielerin Uschi Glas: Sie alle krempeln seit Wochen auf Plakaten und in Filmen die „Ärmel hoch“, um die Werbetrommel fürs Impfen gegen Corona zu rühren. „Jede und jeder von uns kann einen Beitrag dazu leisten, schneller in unseren gewohnten Alltag zurückzukehren“, heißt es in der Kampagne der Bundesregierung.
Für Menschen, die nicht so einfach zu erreichen sind, starten Kommunen wie der Landkreis Leer vor Ort eigene Aufklärungsaktionen. Der Flüchtlingsrat Niedersachsen versucht seit einigen Tagen mit kleinen prägnanten Social-Media-Clips in 16 Sprachen, bei Geflüchteten das Misstrauen vor dem Piks zu nehmen. Ärztinnen und Ärzte, die selbst eine Migrationsgeschichte haben, erklären darin, warum eine Impfung wichtig ist. Lotto-Stiftung und die Migrationsbeauftragte Doris Schröder-Köpf (SPD) unterstützen die Aktion.
Rund drei Millionen Euro Budget für Info-Kampagne
Der SPD/CDU-Landesregierung in Hannover reicht das aber alles noch nicht. Man werde demnächst eine eigene Info-Kampagne unter dem Arbeitstitel „Impfen, Schützen, Testen“ auf den Weg bringen, kündigte Regierungssprecherin Anke Pörksen am Mittwoch an. Die auf bestimmte Zielgruppen und soziale Brennpunkte orientierte Aktion habe nach einer Ausschreibung eine Profiagentur entwickelt; rund drei Millionen Euro betrage deren Budget. Einen genauen Starttermin gebe es allerdings wegen des derzeit herrschenden Impfstoffmangels noch nicht. „Das Anlaufen macht erst dann Sinn, wenn man auch jedem und jeder zeitnah ein Impfangebot machen kann“, betonte Pörksen.
Dabei hatten die Koalitionsfraktionen bereits Mitte Februar im Landtag eine solche Aktion angemahnt. Nun komme diese doch viel zu spät, kritisierte die Opposition. „Ich frage mich, ob man diese Kampagne noch wirklich braucht“, meinte Grünen-Sozialexpertin Meta Janssen-Kucz. Mit dem Geld solle man doch lieber die Aufklärungsarbeit vor Ort unterstützen. „Die Landesregierung agiert mal wieder im Schneckentempo“, bemängelte auch FDP-Kollegin Susanne Schütz. „Jetzt wäre es wichtig, vor allem die Skeptiker, Unentschlossenen und jene Bevölkerungsgruppen anzusprechen, die bisher noch nicht erreicht wurden.“ Daher sollten Mehrsprachigkeit und einfache Sprache fester Bestandteil der Kampagne sein.