- Wie viele von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder sind im vergangenen Jahr in den Bremer Frauenhäusern neu aufgenommen worden?
- Was bedeutet das für die Kapazitäten und die Versorgung in den Frauenhäusern?
- Erhebungen aus anderen Städten und Kommunen zeigen, dass Frauen immer länger in den Einrichtungen wohnen. Zeigt sich diese Entwicklung auch in Bremen?
- Das Land Hessen hat mit der Initiative "Wohnen nach dem Frauenhaus" reagiert: In mehreren Städten werden geförderte Wohnungen an Betroffene vermittelt, die zunächst Schutz in einem Frauenhaus gesucht haben. Ist Ähnliches in Bremen geplant?
Bundesweit sind Plätze in Frauenhäusern knapp – dies trifft auch auf die vier Einrichtungen im Land Bremen zu. Die Auslastungsquoten liegen statistisch immer wieder über 100 Prozent. Dies geht aus aktuellen Mitteilungen des Senats hervor, die Fraktionen von CDU und FDP hatten sich in Anfragen nach Kapazitäten, Versorgung und Angeboten für schutzsuchende Frauen und Kinder erkundigt. Nach Angaben des Vereins Frauenhaus-Koordinierung (FHK) fehlen in Deutschland aktuell mehr als 14.000 Plätze.
Wie viele von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder sind im vergangenen Jahr in den Bremer Frauenhäusern neu aufgenommen worden?
Laut Senat waren dies insgesamt 150 von Gewalt betroffene Frauen. Sie suchten Schutz in folgenden Einrichtungen: im Gisbu-Haus in Bremerhaven (53 Aufnahmen), dem Frauenhaus Bremen-Nord (15), dem Awo-Frauenhaus (31) sowie im Autonomen Frauenhaus Bremen (51).
Für die Einrichtung in Bremerhaven kann die Zahl der Kinder laut Senat nicht ausgewiesen werden. In den anderen drei Häusern zeigt die Statistik insgesamt 145 Kinder und Jugendliche, zum Teil handelt es sich dabei nicht nur um Neuaufnahmen.
Ein Trend, der sich bundesweit zeigt. "Mehr Kinder als Frauen werden durch die Arbeit von Frauenhäusern geschützt", teilt der Verein FHK in seiner Sonderauswertung für das Jahr 2022 mit. Zwei von drei Frauen brachten demnach Kinder unter 18 Jahren mit. Hochgerechnet kämen auf eine Frau 1,2 Kinder. Mehr als die Hälfte war unter sechs Jahre alt und jede dritte Frau hatte zwei oder mehr Kinder vor Ort zu versorgen. Auch in Bremen machen Kinder in dieser Altersgruppe den größten Anteil aus, wie die Senatszahlen zeigen.
Was bedeutet das für die Kapazitäten und die Versorgung in den Frauenhäusern?
"Insbesondere die Chance auf wohnortnahen Schutz verringert sich mit zunehmender Kinderzahl deutlich, weil schlichtweg Schutzplätze fehlen", heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Dass Kinder und Jugendliche eine zentrale Zielgruppe von Frauenhäusern seien, müsse mehr ins Bewusstsein gerückt werden. Entsprechende sozialpädagogische Angebote seien erforderlich, dies müsse sich in der Finanzierung niederschlagen. Häufig entfalle für die Kinder mit der Flucht ins Frauenhaus auch die Anbindung an Schule, Kita und das soziale Netz.
Schulwechsel sind auch in Bremen oftmals mit dem Einzug ins Frauenhaus verbunden. "Die Unterbringung insbesondere in Kindergärten kann mitunter mehrere Monate dauern", wird das Awo-Frauenhaus zitiert. Ob es spezielle sozialpädagogische oder psychosoziale Angebote für Kinder in den Bremer Häusern gibt, geht aus den Senatsmitteilungen nicht hervor.
Erhebungen aus anderen Städten und Kommunen zeigen, dass Frauen immer länger in den Einrichtungen wohnen. Zeigt sich diese Entwicklung auch in Bremen?
Die Aufenthaltsdauer richte sich zunächst nach der vorherrschenden Bedrohungslage und dem individuellen Unterstützungsbedarf. "Aufgrund der angespannten Lage am Wohnungsmarkt bleiben Frauen mitunter jedoch länger in den Frauenhäusern, als sie Unterstützung aufgrund der Gewalterfahrung benötigen", bestätigt der Senat. In vielen Fällen sind dies mehr als drei oder auch sechs Monate, wie die Zahlen für die drei Bremer Frauenhäuser zeigen.
Das Land Hessen hat mit der Initiative "Wohnen nach dem Frauenhaus" reagiert: In mehreren Städten werden geförderte Wohnungen an Betroffene vermittelt, die zunächst Schutz in einem Frauenhaus gesucht haben. Ist Ähnliches in Bremen geplant?
Die steigende Aufenthaltsdauer aufgrund der länger dauernden Wohnungssuche sei eines der wichtigsten Themen, die von der Senatorin für Frauen gemeinsam mit den Frauenhäusern angegangen werde. Dies sei der Hebel, mehr Plätze für akut bedrohte Frauen freizumachen, teilt der Senat mit. Zuständig ist Senatorin Claudia Bernhard (Linke). Ein Ergebnis sei die systematische Zusammenarbeit der Frauenhäuser mit der Zentralen Fachstelle Wohnen. "Zurzeit sind Gespräche mit den Wohnungsbaugesellschaften in der Vorbereitung", kündigt der Senat an. "Ebenso wird ein spezifisches Vermittlungsangebot geprüft."