Der Bremer Innenstadt steht eine Zeit der Weichenstellungen bevor: Verläuft alles nach Plan, wird in den nächsten Wochen zum Beispiel darüber entschieden, ob die Straßenbahn künftig in der Martinistraße fährt statt in der Obernstraße – eine Diskussion, die seit Jahren schwelt.
Zweiter Dauerbrenner ist der Domshof: Wie soll der Platz nach seiner Umgestaltung aussehen? Mitte November wird es nach Auskunft des Projektbüros Innenstadt das Finale eines Verfahrens geben, an dem sieben Planungsbüros beteiligt waren. Zwei Entwürfe hatten es im Juli in die engere Wahl geschafft. Sie sollten noch einmal nachgeschärft werden. Jetzt kommt das endgültige Urteil der Behörden. Um Einspruchsfristen zu wahren, kann laut Projektbüro erst kurz vor Weihnachten veröffentlicht werden, was mit der rund 8000 Quadratmeter großen Fläche passiert.
Und dann gibt es ja noch das Parkhaus Mitte. Es wird abgerissen, so viel steht fest. Nicht mehr vom Bremer Unternehmer Kurt Zech, wie lange Jahre geplant, sondern von der Stadt selbst. Aus diesem Projekt heraus, dem bisher schwierigsten und umfangreichsten in der City, soll jetzt offenbar noch etwas Größeres als ohnehin schon erwachsen. Das hat der WESER-KURIER aus zwei zuverlässigen Quellen erfahren.
Gründung einer Bremer Stadtentwicklungsgesellschaft im Gespräch
Im Gespräch ist die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft, wie es in der Vergangenheit immer mal wieder angedacht war. Treiber dieser Entwicklung, ob selbst gewollt oder beauftragt, soll die Brebau mit ihrem Chef Bernd Botzenhardt sein. Das Wohnungsbauunternehmen ist seit vier Jahren vollständig in Bremer Besitz und kann politisch entsprechend gesteuert werden.
Die neue Organisation soll sich dem Vernehmen nach nicht allein auf das Gebiet von Parkhaus Mitte und die umliegenden Flächen konzentrieren. Das würde erklären, warum dauerhaft auch die Brepark bei der Stadtentwicklungsgesellschaft mit im Boot ist, wie aus den Quellen verlautet. Neben dem Parkhaus Mitte mit seinen 933 Stellplätzen, das definitiv verschwinden wird, stehen seit einiger Zeit zwei weitere Hochgaragen in der Innenstadt für eine Umnutzung auf dem Zettel der Stadtplaner: die Parkhäuser Katharinenklosterhof und Am Dom mit zusammen 661 Stellplätzen. Sie könnten für das Ziel des Senats eingesetzt werden, deutlich mehr Wohnungen im Kern der Stadt zu schaffen – sei es durch Abriss oder Umbau.
In Hamburg gibt es ein Beispiel für diesen Ansatz. Dort will die Baugenossenschaft Gröninger Hof ein 60 Jahre altes ehemaliges Parkhaus mitten in der Stadt in 90 Wohnungen umwandeln. Ursprünglich sollten dafür die acht Parkdecks als fertiger Rohbau genutzt werden, doch daraus wird nichts, die Bausubstanz stellte sich als zu marode heraus. Genutzt werden können aber Bodenplatte, Fundament und Kellerwände.
Wird so etwas in Bremen eine der Aufgaben der Stadtentwicklungsgesellschaft sein? Durchaus möglich, denn sonst müsste die Brebau nicht Teil dieser Gesellschaft sein. „Wir brauchen so ein Instrument für die anstehenden komplexen Bauvorhaben in der Stadt, denen große Planungsleistungen vorausgehen“, hatte der damalige Bausenator Joachim Lohse (Grüne) vor sechs Jahren gesagt, als es eine ähnliche Initiative gab. Sie wurde breit unterstützt, unter anderem von SPD, CDU, Architektenkammer und Handelskammer. „So eine Gesellschaft könnte dann Sinn machen, wenn in ihr Kompetenzen gebündelt und Entwicklungen aus einem Guss vorangetrieben werden“, erklärte Olaf Orb von der Handelskammer, „bei allen Themen der Stadtentwicklung, sei es Wohnen, Gewerbeflächen oder Innenstadt, haben wir ja kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“, so Orb damals.
Große Eintracht also, doch Erfolg brachte das nicht. Der Vorstoß ging im Streit darüber unter, wer in so einer neuen Organisation den Hut aufhat und ob sie überhaupt als selbstständige Einheit benötigt wird. Könnte man die Aufgabe nicht genauso gut dem Bauressort zuordnen, oder der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB)? So wogte das hin und her, bis die Angelegenheit ohne Ergebnis ein Ende fand. Die CDU scheiterte in der Bürgerschaft mit ihrem Antrag, eine Stadtentwicklungsgesellschaft zu gründen. Jetzt freilich, sechs Jahre später, könnte sie doch noch Wirklichkeit werden.