Bremen wird bunter – das gilt zumindest für die politische Landkarte, die sich aus dem vorläufigen Endergebnis der Bundestagswahl ergibt. Zwar bleibt die SPD mit 23,1 Prozent der Zweitstimmen stärkste Kraft im Land Bremen, aber die Verluste von 8,3 Prozentpunkten sind deutlich sichtbar. Einige Stadtteile, in denen die Menschen traditionell die Sozialdemokraten bevorzugt haben, sind nun schwarz, blau oder lila eingefärbt. Auch die Grünen zählen in Bremen mit einem Minus von 5,3 Prozentpunkten zu den Verlierern der Bundestagswahl – sie kommen auf 15,6 Prozent der Zweitstimmen.
Ein Beispiel für die politische Verschiebung auf Stadtteilebene ist Horn-Lehe, wo 2021 sowohl SPD als auch Grüne vor der CDU lagen, die nun stärkste Kraft vor Ort wird. In einigen innenstadtnahen Gebieten vollzieht sich der Wechsel auch links der politischen Mitte. In den Stadtteilen Neustadt und Mitte gewinnt die CDU nur leicht hinzu, während die Linken ihr Ergebnis annähernd verdoppeln können. Mehr als jeder vierte Wähler gab den Linken dort die Zweitstimme. Die Grünen nehmen dahinter jeweils den zweiten Platz ein, verlieren aber im Vergleich zu 2021 acht bis zehn Prozentpunkte. Ihre Spitzenposition verteidigen sie, ebenfalls mit Verlusten, in Schwachhausen und der Östlichen Vorstadt.
Den Linken gelingt auch bremenweit mit 14,8 Prozent der Zweitstimmen fast eine Verdopplung ihrer Anteile. Die CDU steigert sich im Land Bremen von 17,2 auf 20,5 Prozent und holt in vielen Bremer Stadtteilen gegenüber der SPD auf – eine Wachablösung als stärkste Kraft gelingt allerdings nur in Horn-Lehe.
AfD stark in Bremen-Nord
Anders sieht es bei der AfD aus: 15,1 Prozent der Zweitstimmen bedeuten eine Verdopplung gegenüber 2021. In Blumenthal gelingt der in weiten Teilen rechtsextremen Partei der Sieg auf Stadtteilebene. Dort verzeichnet die AfD bei den Zweitstimmen einen Zugewinn von 13 Prozentpunkten und erzielt ein Ergebnis von 25,3 Prozent.
In gleicher Größenordnung verliert die SPD, wodurch sie mit 24,2 Prozent den zweiten Platz belegt. Damit scheint Blumenthal den Bundestrend, dass die Sozialdemokratie Arbeiterstimmen an die AfD verliert, zu stützen. Schließlich gilt der Stadtteil als einstige industrielle Herzkammer Bremens. Konkrete Erhebungen auf Stadtteilebene sind dazu allerdings nicht bekannt. In Vegesack und Burglesum kann die SPD ihren Spitzenplatz knapp vor der CDU verteidigen. Auf dem dritten Rang folgt jeweils die AfD, die auf Ortsteilebene teils noch deutlich bessere Ergebnisse erzielt. In Burgdamm kommt sie mit einem Zuwachs von 14,4 Prozentpunkten auf 26,1 Prozent der Stimmen, womit sie sich als stärkste Kraft vor die SPD schiebt.
Besonders auffällig ist die verstärkte Abkehr von der sozialdemokratischen Politik in Bremerhaven. Waren 2021 noch alle Stadtteile fest in den Händen der SPD, ist das nördliche Bremerhaven nun blau: In den Stadtteilen Lehe, Leherheide und Weddewarden holt die AfD die meisten Zweitstimmen. Zugewinne erzielt die Partei in allen Stadtteilen, während die SPD zum Teil deutlich zweistellig verliert. Insgesamt legt die AfD in Bremerhaven um 12,9 Prozentpunkte auf 23,5 Prozent zu – und ist damit nicht weit von den 25 Prozent der SPD entfernt.
Die FDP und das BSW scheitern auch im Land Bremen an der Fünf-Prozent-Hürde. Besonders wenig Rückhalt gibt es für die FDP, die von 9,3 auf 3,5 Prozent abrutscht – den gesamtbremischen Wert von 2021 erreichen die Liberalen nur noch in Oberneuland ansatzweise. Das BSW, erstmals bei einer Bundestagswahl angetreten, kommt im Land Bremen auf 4,3 Prozent. Überdurchschnittlich viele Zweitstimmen (sieben Prozent) gewinnt die Partei in Osterholz.
Die Wahlbeteiligung liegt im Land Bremen mit 77,8 Prozent unter dem bundesweiten Wert von 82,5 Prozent. Überdurchschnittlich wahlfreudig sind die Borgfelder mit einem Anteil von 91,9 Prozent, die geringste Beteiligung ist mit 64,2 Prozent in Gröpelingen zu verzeichnen.