Als die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) im September 2022 den Kauf von 50 neuen Elektrobussen ankündigte, geschah das mit Verweis auf die langfristige Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs. Mit den neuen Bussen, sagte BSAG-Technikvorstand Thorsten Harder, sei man in der Lage, „den Ausbau unserer Leistungen im Rahmen der geplanten Verkehrsoffensive umzusetzen“. Im Mai 2023 bestellte die BSAG dann 35 E-Busse bei Mercedes-Benz und 15 weitere Fahrzeuge beim spanischen Hersteller Irizar. Was zu diesem Zeitpunkt vielleicht zu erahnen, aber keineswegs offiziell war: Die Angebotsoffensive der BSAG wird es nicht geben – zumindest nicht auf absehbare Zeit.
Wie berichtet, setzt der jüngst vorgestellte Haushaltsentwurf für den Bereich Verkehr andere Prioritäten. Laut Entwurf „sind umfangreiche Maßnahmen zur angestrebten Angebotsoffensive der BSAG nicht finanzierbar“. Was bedeutet das für die 50 neuen Gelenkbusse, die nach Angaben des Verkehrsunternehmens im kommenden Jahr geliefert werden sollen? Werden sie noch gebraucht? „Der Bedarf an den neuen Fahrzeugen besteht, da diese größtenteils bestehende Dieselfahrzeuge ersetzen und ihr Einsatz damit einen Beitrag zum Klimaschutz leistet“, erklärt BSAG-Sprecher Andreas Holling. Die BSAG will ihre gesamte Fahrzeugflotte bis Mitte der 2030er-Jahre elektrifizieren und im Jahr 2038 als Unternehmen klimaneutral sein. Bislang sind lediglich 20 E-Busse im Einsatz, die mehr als 200 Dieselbusse sollen nach und nach ersetzt werden.
Umbau des Betriebshofs läuft nach Plan
Allein um einen Ersatz ging es bei der Neuanschaffung der 50 Busse ursprünglich jedoch nicht. Sie wurde im Herbst 2022 ausdrücklich auch mit der Absicht angekündigt, den Fahrzeugbestand insgesamt zu erweitern, um Fahrgästen mehr und neue Verbindungen anbieten zu können. Dafür sei ein „kleiner Teil“ der Busse vorgesehen gewesen, sagt Holling. Diese Busse sollen nun, bis die Angebotsoffensive umgesetzt werden kann, ebenfalls Dieselbusse ersetzen und das Angebot in Bremen-Nord unterstützen. Für diesen Bereich sind die neuen Busse auch planmäßig bestellt worden. Bislang fahren auf den Strecken der 90er-Linien in Bremen-Nord ausschließlich Dieselbusse.
Der Betriebshof in Blumenthal ist als Stützpunkt für die neue Flotte vorgesehen. Er wird derzeit umfänglich modernisiert und mit einer Ladeinfrastruktur für die E-Busse ausgestattet. Für diesen Umbau und die 50 Elektrobusse hatte der Bremer Senat im Sommer 2022 insgesamt 99 Millionen Euro bewilligt, von denen die Stadt 57 Millionen und die BSAG rund 15 Millionen Euro trägt – der Rest stammt aus Fördermitteln des Bundes. Die verschobene Angebotsoffensive hat nach Angaben der BSAG keine Auswirkungen auf dieses Projekt. Auch die bei Vorhaben dieser Art durchaus üblichen Verzögerungen scheint es bislang nicht zu geben. „Die Arbeiten gehen voran“, sagt Holling. Stromtrassen seien bereits verlegt worden, im Laufe des Jahres solle der Hochbau beginnen. „Stand jetzt geht der Standort Mitte 2025 in Betrieb“, erklärt der BSAG-Sprecher. Zukünftig sollen auch die weiteren Betriebshöfe umgerüstet werden.
Um die neuen Busse im kommenden Jahr auf die Straße bringen zu können, braucht es nicht nur eine Wartungs- und Ladestätte, sondern auch Fahrpersonal. Holling versichert, dass ausreichend ausgebildetes Personal zur Verfügung stehen werde. Das ist naheliegend, da die Busse als Ersatz und nicht als Erweiterung zum Einsatz kommen sollen. Würde der ursprünglich geplante Angebotsausbau umgesetzt, sähe die Personallage möglicherweise anders aus. Bekanntermaßen ist es vor allem das mangelnde Personal, das – bereits vor der offiziellen Abkehr von der Angebotsoffensive – eine dichtere Taktung verhindert und sogar zu Fahrplaneinschränkungen bei der BSAG geführt hat. In den kommenden Jahren werden viele Fahrer in Rente gehen, weshalb die Personalsuche trotz des verschobenen Angebotsausbaus anhält.