Verkürzte Quarantänezeiten und Ausnahmen von der vorgeschriebenen Isolation: Unter anderem damit wollen die Ministerpräsidenten und die Bundesregierung den Betrieb sogenannter kritischer Infrastrukturen aufrecht erhalten. Dazu zählen Feuerwehr, Polizei sowie die Krankenhäuser, aber auch die Versorgung der Haushalte mit Strom, Gas und Wasser.
In diesen Bereichen könnten Personalausfälle wegen der hochansteckenden Omikron-Variante zum Problem werden. Darum sollen symptomlose Kontaktpersonen von Infizierten regulär zehn statt 14 Tage in Quarantäne gehen. Mit einem negativen PCR- oder Schnelltest können sie die Frist auf sieben Tage verkürzen. Geboosterte Kontaktpersonen sollen künftig ganz auf die Quarantäne verzichten können.
Krankenhäuser
Laut Karin Matiszick, Sprecherin des Klinikverbunds Gesundheit Nord, werden verkürzte Quarantänefristen helfen, die Lage zu entspannen. „Aktuell sind an unseren vier Standorten insgesamt rund 140 Mitarbeitende infiziert oder in Quarantäne“, berichtet sie. Das betreffe alle Berufsgruppen, also nicht ausschließlich die Pflege. Weil die Hygienemaßnahmen in den Kliniken sehr streng seien, geht man davon aus, dass Ansteckungen eher im privaten Bereich und nicht während der Arbeit stattfinden.
Dennoch lassen sich in der derzeitigen Situation Infektionen nicht vollständig verhindern. „Deshalb sehen wir die aktuelle Lage mit Sorge und schauen uns selbstverständlich genau an, wie wir im Notfall Personal so einsetzen können, dass die Versorgung aufrecht erhalten wird“, sagt Matiszick. Es werde darum auch wieder geprüft, welche Leistungen medizinisch vertretbar verschoben werden können.
Polizei und Feuerwehr
Bei der Feuerwehr sorgt Corona aktuell für keine hohe Ausfallquote. Bei der Berufsfeuerwehr sind laut Innenressort sieben von 680 Mitarbeitern, bei den Freiwilligen Feuerwehren acht von rund 650 in Quarantäne.
Anders sieht es bei der Polizei aus, wo es einen weiteren Anstieg der Neuinfektionen gab. Am Donnerstag waren mehr als 80 Beschäftigte infiziert, 117 weitere galten als Verdachtsfall. „Dieser Krankenstand hat aber bislang noch keine Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit der Polizei“, versichert Karen Stroink, Sprecherin des Innenressorts. Zum Hygienekonzept gehören tägliche Schnelltests und "Kleinstkohorten oder feste Dienstgruppen, etwa im Streifendienst“. Nötigenfalls werde sich die Polizei auf ihre Kernaufgaben beschränken müssen.
Trinkwasser und Kanalisation
Bei Hansewasser gilt zurzeit die zweithöchste Schutzstufe. Das beinhaltet zum Beispiel engmaschige Schnelltests und umfassende Kontaktvermeidung. „Unsere Beschäftigten in sogenannten kritischen Funktionen, zum Beispiel auf den Kläranlagen oder bei der Kanalreinigung und -inspektion sind außerdem in feste Kleingruppen eingeteilt“, sagt Sprechern Svenja Lienau. Bei einer Ansteckung untereinander sei nur die jeweilige Gruppe betroffen. „Die Kollegen vom Prozessleitcenter auf der Kläranlage Seehausen arbeiten im kontaktlosen Schichtwechsel.“
Insgesamt habe man im Unternehmen rund 90 kritische Funktionen fest im Blick, die direkt oder indirekt notwendig sind, um Stadtentwässerung und Abwasserreinigung am Laufen zu halten. „Für die Betroffene gelten besonders weitgehende Kontaktbeschränkungen.“ Eine einstellige Zahl der Mitarbeiter sei aktuell in Quarantäne.
Strom- und Gasversorgung
Bei der SWB wurde bereits zu Beginn der Corona-Pandemie in Extrem-Szenarien gedacht. „Wir waren durchgehend auf eine Arbeitsquarantäne eingestellt“, sagt Sprecher Friedhelm Behrens. Dabei sollten Kontaktpersonen ihre Isolierung nicht zu Hause, sondern auf den Leitständen der Kraftwerke verbringen. „Wir haben Schlafplätze, Freizeitbereiche und Sanitäranlagen dafür“, sagt Behrens. Genutzt werden musste das bislang nicht.
Inzwischen plant man in Absprache mit dem Gesundheitsamt einen Quarantänekorridor: Die Mitarbeiter dürfen sich zwischen zu Hause und der Arbeitsstätte isoliert bewegen. "Und natürlich machen uns verkürzte Quarantänefristen dabei flexibler", sagt Behrens. Auch die SWB setzt auf feste Teams, um die Folgen von Infektionsfällen zu begrenzen. Den aktuellen Krankenstand bezeichnet er als „leicht erhöht“.