Borgward kehrt zurück nach Bremen. Für Christian Borgward ein überwältigendes Gefühl. Warum, erklärt der Aufsichtsratschef der Borgward Group AG im Interview mit dem WESER-KURIER.
Borgward kehrt zurück nach Bremen – was bedeutet das für Sie?
Christian Borgward : Das ist natürlich überwältigend. Borgward ist wieder da, wo es hingehört. Ich trete nicht in die Fußstapfen meines Großvaters, die sind mir zu groß. Aber zumindest kann ich seinen Lebenstraum fortführen.
Wie viel verbindet Sie und Ihre Familie persönlich mit der Stadt?
Ich bin ja nicht in Bremen aufgewachsen. Mein Vater hat damals die, wie ich denke, für uns Kinder sehr gute Entscheidung getroffen, sich aus der Stadt zurückzuziehen. Das hat uns eine recht unbeschwerte Kindheit ermöglicht. Natürlich war Bremen immer ein Thema in der Familie: Man hat geschaut, wo Großpapa gebaut hat, ist am Grab gewesen, hat die Oma besucht. Es war immer eine Verbindung da.
Wann war eigentlich klar, dass der Traditionsstandort der richtige Ort ist für Ihr geplantes neues Werk in Deutschland?
Das ganze Projekt war ein längerer Prozess, der 2005 begonnen hat. Im Laufe der Zeit sind dann immer mehr Enthusiasten, Fachleute, Firmen dazugekommen. Es ist einfach gewachsen. So richtig verstanden habe ich die Sache erst 2015 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt, wo ich vor unserem ersten Modell BX7 gestanden habe und mir gesagt habe: Da steht dein Traum, und du kannst ihn anfassen.
Anfangs wurden Sie ziemlich belächelt.
Das ist vollkommen verständlich. Es gab die eine oder andere Situation, in der ich mich selbst gefragt habe: Machst du das richtig, kann das etwas werden? Aber als wir 2015 auf dem Genfer Autosalon die Rückkehr von Borgward ankündigten, hatte ich mir vorher die Produktionsstätten genau angeschaut und auch den BX7. Deswegen konnte ich damals ganz entspannt sagen: Wir kommen wirklich wieder.
Nun ist Borgward in der Autowelt nach wie vor ein klingender Name. Ist das nicht gerade im deutschen Markt auch eine Last, weil damit sehr hohe Erwartungen verbunden sind?
An dieser Last trage ich schon seit meiner Kindheit. Der Enkelsohn eines Carl F.W. Borgward und der Sohn eines Claus Borgward zu sein, ist nicht immer leicht. Der Vorteil ist: Der Name ist bekannt. Aber natürlich wird auch viel kritisch nachgefragt.
Wie stark hat der Bremer Senat für die Ansiedlung Ihres neuen Werks gekämpft?
Ich sage mal nicht: gekämpft. Aber wir haben sehr, sehr tolle Gespräche geführt. Wir haben uns wirklich ergänzt, was die Pläne betrifft. Und wenn Carl F.W. Borgward sich für Bremen entschieden hat, wird er sich schon so seine Gedanken gemacht haben. Das kann nicht falsch gewesen sein.
Was war am Ende ausschlaggebend für die Entscheidung, jetzt wieder nach Bremen zu gehen?
Das war eine rein strategische Entscheidung. Der emotionale Bezug zwischen Borgward und Bremen war das i-Tüpfelchen.
Ihr Großvater hat das Unternehmen zur Blüte gebracht, scheiterte aber am Ende damit. Gibt es Lektionen, die Sie daraus lernen?
Es gibt ja einen großen Unterschied zwischen damals und heute. Carl F.W. Borgward hat Entscheidungen ganz alleine getroffen. Von der einzelnen Schraube bis hin zu den Millionen – er war der Chef. So können Unternehmen heute nicht mehr funktionieren. Es gibt Vorstände, es gibt Aufsichtsräte, und es werden immer gemeinsame Entscheidungen getroffen. Ein solches Risiko gibt es also nicht mehr.
Wofür soll die Marke Borgward in der Autowelt von heute stehen?
Für Qualität, für Innovation, dafür, besondere Wege zu gehen. Und: für Bezahlbarkeit. Wir sind da in einem Wandel: Es wird bessere Batterien geben, es wird bessere Motoren geben. Aber das muss auch beim Kunden ankommen. Dafür sollte Borgward stehen, und Carl F.W. Borgward hat es vorgelebt – mit Fahrzeugen für die Allgemeinheit. Und das ist es, was wir auch machen.
Bei der Entwicklung von Elektroautos nehmen die großen Autokonzerne Milliarden in die Hand und haben einen jahrelangen Entwicklungsvorsprung. Wie können Sie da mithalten?
Es geht gar nicht mal ums Mithalten. Sondern darum, dass wir ein Niveau erreichen müssen und einen Standard, auf dem die anderen sind. Und wir sind der Meinung, dass wir das schon geschafft haben.
Gibt es Dinge, die chinesische Hersteller aus Ihrer Sicht besser machen als deutsche?
Shows.
Die Fragen stellte Philipp Jaklin.