Aalto-Hochhaus, Pfarrgemeinde St. Raphael, Jugendhütte – bis vor sechs Wochen sagten Lasse Kues diese Namen nichts. „Das einzige, was ich mit der Vahr verbunden habe, war die Berliner Freiheit“, erzählt der 18-Jährige. Inzwischen kennt sich der Abiturient bestens im Stadtteil aus. Kein Wunder, er ist fast täglich hier. Er macht ein Freiwilliges Politisches Jahr (FPJ) im Ortsamt Schwachhausen/Vahr mit Sitz in der Wilhelm-Leuschner-Straße. Der zweite Zuständigkeitsbereich des Ortsamts war ihm bei seinem Dienstantritt deutlich vertrauter als die Vahr. „Ich kenne einige Leute in Schwachhausen“, sagt er. Außerdem liege der Stadtteil auf seiner Strecke, wenn er in die Innenstadt fährt, erzählt der Horn-Leher.
Beim direkten Vergleich seiner beiden neuen Wirkungsstätten sei ein zentraler Aspekt unübersehbar: „Die Unterschiede zwischen der Vahr und Schwachhausen sind ziemlich extrem.“ Wie schon die fünf FPJler vor ihm, wird sich Kues schwerpunktmäßig um das Thema Jugendbeteiligung im Ortsamt kümmern.
Mehr Bedarf in der Vahr
Sein primäres Praxisfeld werde erst einmal die Vahr sein. „Dort gibt es einfach deutlich mehr Bedarf als in Schwachhausen“, sagt er, wenngleich er selbstverständlich Ansprechpartner für beide Stadtteile sei. Umfragen seiner Vorgänger hätten ergeben, dass Schwachhauser Jugendliche ihre Freizeit bevorzugt in der Innenstadt oder im Viertel verbringen, was natürlich Geld kostet. „Und genau die haben die meisten Jugendlichen in der Vahr eben nicht, schon deshalb müssten sie sich stärker auf ihren eigenen Stadtteil konzentrieren“, sagt der FPJler.
Kues’ Projekt für die kommenden zehn Monate soll sich irgendwie um ein Fußball-Turnier herumranken, so viel weiß er schon. Vielleicht in Verbindung mit einer Art Quiz zur Stadtteil-Politik und einer Aktion, bei der es um Verbesserungsvorschläge für den Stadtteil gehen soll. „Wie das alles konkret ablaufen soll, daran feile ich gerade noch“, erzählt er. Auch wenn es naheliege, er selbst sei kein passionierter Fußballer. „Ich spiele Tennis.“ Für sein Projekt sei Fußball aber weitaus geeigneter. „Es ist ein Mannschaftssport, und so ziemlich jeder hat es schon mal gespielt.“
Kollegen schätzen Engagement
Das zweite Hobby von Lasse Kues liefert ihm optimales Rüstzeug für seinen neuen Job: Er ist Stammesführer bei den Borgfelder Pfadfindern. Neben dem Kontakt mit Kindern und Jugendlichen bedeutet das vor allem Organisationstalent: Fahrten planen, Unterkünfte buchen und hinterher die Abrechnung machen – das alles sei Sache des Stammesführers. Ausschlaggebend für seine Bewerbung im Ortsamt war sein Wunsch, nach dem Abi am Ökumenischen Gymnasium nicht direkt den Schritt ins Berufsleben zu machen, sondern sich erst einmal in Ruhe zu orientieren, sagt Kues. Politik interessiere ihn schon länger und sei auch sein mündliches Prüfungsfach gewesen. Entsprechend spannend sei es nun für ihn, die Prozesse, die er nur aus der Theorie kannte, jetzt in der Praxis von der ersten Idee bis zum Beiratsbeschluss verfolgen zu können. Auch hier zeige sich wieder, wie unterschiedlich die Themen in der Vahr und in Schwachhausen gelagert seien. „In der Vahr dominiert der Kita-Ausbau die Tagesordnungen, in Schwachhausen liegt der Schwerpunkt beim Verkehr“, sagt er.
Nicht nur Kues ist vom Ortsamt angetan, auch die Kollegen schätzen sein Engagement. „Er ist gut ausgebildet, kommunikativ, strukturiert und zuverlässig“, zählt Ortsamtsleiterin Karin Mathes auf. „Mit seinen Erfahrungen in der Jugendarbeit bringt er die besten Voraussetzungen mit, um die Jugendbeteiligung in Schwachhausen und der Vahr voran zu bringen. Schon nach den wenigen Wochen bin ich von seiner Leistungsfähigkeit begeistert.“ Der nunmehr sechsten FPJler im Ortsamt erweist sich erneut als eine Bereicherung für das Ortsamt-Team sei. „Die Übernahme von Routineaufgaben hilft, insbesondere in Anbetracht der derzeitigen Stellenvakanz, unsere Arbeit überhaupt noch zu bewältigen“, sagt Mathes. „Und nicht zuletzt führt seine Software- und Technik- Kompetenz zur Zeitersparnis“, erzählt die Ortsamtsleiterin. „Gespannt bin ich jetzt auf das Projekt der Jugendbeteiligung, das in Anbetracht der kurzen Zeit konzeptionell bereits weit entwickelt ist.“ Nach dem FPJ würde Kues gerne ein duales Studium beim BKA oder beim Zoll machen. Beworben habe er sich schon. „Und vom BKA habe ich bereits eine Einladung bekommen.“