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Im Grünen Bereich Preisschock am Gemüseregal

Verglichen mit einer normalen Plastiktüte sieht die Leistungsbilanz einer Standard-Gurke doch eher mau aus. Die Gartenkolumne.
20.10.2018, 19:04 Uhr
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Preisschock am Gemüseregal
Von Patricia Brandt

Als die ersten Anhänger des Vegetarismus gelten die griechischen Orphiker. Sie lebten 600 vor Christus, glaubten an die Wanderung der Seele in menschlichen und tierischen Körpern und aßen vermutlich vorwiegend grünes Zeugs. Trotzdem gab es auch knapp 2600 Jahre später noch nichts Besseres als gedünstete Gurke, wenn man was Fleischloses im Re­staurant bestellte. Bis vor wenigen Jahren hatten die Köche keine andere Idee zum Thema vegetarische Küche. Immerhin konnte man sich wie die Orphiker Erlösung durch Askese versprechen. Die Zeiten sind aber vorbei.

„Salatgurken kosten jetzt 1,50“, stellte mein Sohn im Supermarkt fest. Es waren Bio-Gurken, aber trotzdem. Damit waren die Gurken sogar noch teurer als die Plastiktüten, die neuerdings schon einen Euro kosten. Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Hohe Preise für Plastiktüten finde ich durchaus richtig. Aber warum müssen Gurke jetzt auch so teuer sein?

Verglichen mit einer normalen Plastiktüte sieht die Leistungsbilanz einer Standard-Gurke doch eher mau aus.

Immerhin verursachen Gurken weder riesige Müllberge noch sorgen sie für Fischsterben. Jedenfalls habe ich darüber noch nie etwas in den Nachrichten gehört.

Zu bedenken ist bei einer Kosten-Nutzen-Analyse auch, dass man nicht mal seine Einkäufe in den Salatgurken nach Hause tragen kann. Es passen höchstens ein paar Löffel Hackfleisch hinein oder ein wenig gewürfelter Feta-Käse. Aber am Fahrradlenker bekommt man die gefüllten Gurken dann immer noch nicht nach Hause transportiert.

Von Plastiktüten haben die Kunden in der Regel auch viel länger etwas, mindestens 500 Jahre. So lange benutzt der Durchschnitts-Verbraucher seine Tüte aber nicht, sondern oft nur 25 Minuten.

Es ist von daher auch nicht einzusehen, dass eine Salatgurke mehr als eine Plastiktüte kosten soll, gerade wenn letztere biologisch nicht abgebaut werden kann: Ein paar Minuten Knabberspaß, schon ist die Einweg-Gurke verputzt.

Völlig ungerechtfertigt also, dass die Salatgurke nach Angaben der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft, kurz AMI, 130 Mal so teuer ist wie im vergangenen Jahr. Dann darf es niemanden überraschen, wenn der Preisschock dafür sorgt, dass wir bald einen großen Bogen ums Gemüseregal machen. Der Weg der Salatgurke zum Auslaufmodell ist vorgezeichnet.

Das ist wirklich schade. Was die Kalorien betrifft, sind Gurke und Tüte zwar ungefähr gleichauf. Aber sogar gedünstete Gartengurke schmeckt besser als eine Plastiktüte, selbst wenn die Tüte mit Feta-Käse gefüllt ist.

Info

Zur Sache

Martin Renz von der Stadtbibliothek Bremen empfiehlt:

Plastik-Kochbücher gibt es zum Glück noch nicht. Dafür sind in den vergangenen Jahren einige Ratgeber mit Tipps erschienen, wie sich Plastik- oder sonstiger Müll vermeiden lässt. Da wären zum Beispiel „Besser leben ohne Plastik“ von Anneliese Bunk und Nadine Schubert und der Nachfolger „Noch besser leben ohne Pla­stik“ (oekom 2016/2017). Mal ehrlich: Besser leben, wer will das nicht? Und dann auch noch ohne Plastik? Perfekt! Die Bücher klären da­rüber auf, wo überall welche Arten von Plastik enthalten sind (in Kaugummi zum Beispiel), geben Tipps, wie man entsprechende Produkte vermeiden und ersetzen kann – und enthalten einen Rezeptteil für lauter leckere Sachen, deren Zutaten sich allesamt auch plastikfrei beschaffen lassen.

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