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Früherer Friedhof in Oslebshausen Streit um Reitbrake: Petition fordert Online-Informationsangebot

Im Streit um den früheren Friedhof an der Reitbrake fordert eine Petition mehr Transparenz durch eine Website. Der Vorwurf: Die Landesarchäologie sei angehalten, nur das Nötigste preiszugeben.
27.02.2022, 17:37 Uhr
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Streit um Reitbrake: Petition fordert Online-Informationsangebot
Von Frank Hethey

Aus Sicht von Ekkehard Lentz lässt der Informationsfluss zu den Grabungen auf dem früheren Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene an der Reitbrake zu wünschen übrig. Sein Vorschlag zur Abhilfe: die Einrichtung eines Online-Informationsangebotes, das auch in den sozialen Medien präsent ist.

Von der digitalen Aufbereitung verspricht sich der Vorsitzende des Bremer Friedensforums eine maximale Reichweite bis nach Israel und in die post-sowjetischen Staaten. Die Ergebnisse der Grabungen müssten öffentlich und so transparent wie möglich kommuniziert werden.

Petition ist in parlamentarischer Beratung

Die Idee einer Website ist Teil einer Stellungnahme, die Lentz und seine Mitstreiter im Rahmen ihrer Petition zur Einrichtung einer Mahn- und Gedenkstätte in Oslebshausen vorgelegt haben. Damit soll an das Schicksal der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter erinnert werden, die im Zweiten Weltkrieg in mehreren Lagern in unmittelbarer Nähe untergebracht waren. Bis zum Ablauf der Mitzeichnungsfrist im Juli 2021 hatten 426 Menschen ihre Unterstützung bekundet. Nun befindet sich die Petition in der parlamentarischen Beratung.

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Seine Anregung zur digitalen Öffentlichkeitsarbeit begründet Lentz damit, dass die Landesarchäologie nicht transparent und laufend informiere. Dahinter vermutet er eine behördliche Maßgabe: "Wir befürchten, dass die Landesarchäologie angewiesen wurde, nur die nötigsten Informationen preiszugeben."

Die Kulturbehörde wehrt sich gegen diese Bezichtigung. "Den Vorwurf an Kulturressort und Landesarchäologie können wir nicht nachvollziehen", sagt Ressortsprecher Werner Wick. "Wir sind dem von uns von Beginn an formulierten Anspruch an Transparenz und Informierung der Öffentlichkeit während des gesamten Prozesses in vollem Umfang nachgekommen – und werden dies auch weiterhin tun." Alle Erkenntnisse und Fortschritte würden fortlaufend und umfassend dokumentiert. Erst am Ende aller Grabungsarbeiten könnten die notwendigen Rückschlüsse gezogen werden, wie mit den Ergebnissen umzugehen sei. 

Forderung: Grabungsaktivitäten sollen live übertragen werden

Auf der Website sollen sämtliche Erkenntnisse zur Reitbrake Eingang finden, inklusive der Rechercheergebnisse von Heimatforschern. Zum Paket gehört auch, die Grabungsaktivitäten per Livecam zu übertragen. Eine solche Aufarbeitung wäre nach Einschätzung der Petenten finanziell zu stemmen, sie dürfte "nur einen Bruchteil" der Aufwendungen für die Grabung betragen. "Sicherlich würden sich auch Studierende hier sehr gerne ehrenamtlich engagieren."  

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Das Bremer Friedensforum und die Bürgerinitiative Oslebshausen und umzu misstrauen dem angekündigten Abschlussbericht von Landesarchäologie und Staatsarchiv, sie fordern stattdessen eine unabhängige Kommission aus Historikern, Völkerrechtlern und Ethikern. "Eine politische Befassung auf Grundlage eines Berichts, der von Angestellten der dem Senator für Kultur beigeordneten Behörden verfasst wurde, erachten wir als nicht unabhängig", heißt es in der Stellungnahme. Es bestehe offenbar ein Interessenkonflikt in der Abwägung wirtschaftlicher und arbeitsmarktpolitischer Interessen gegenüber historischen und völkerrechtlichen Verpflichtungen. 

Die Kulturbehörde will die Grabungen und die Pläne für eine Bahnwerkstatt auf dem Gelände an der Reitbrake strikt trennen. Bürgermeister Andreas Bovenschulte favorisiert eine Gedenkstätte auf der zentralen Kriegsgräberstätte in Osterholz. Friedensforum und BI sprechen sich für die Reitbrake aus, da eine Gedenkstätte in Osterholz "nicht im geographischen Kontext zu den Nazi-Verbrechen in Oslebshausen" stehe. 

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