Blumenthal. Blumenthal braucht den Bau einer vierten Oberschule im Stadtteil. Mit solch einem Neubau ließen sich komplizierte An- und Umbauten an den Oberschulen An der Egge, Lehmhorster Straße und In den Sandwehen verhindern. Mit dieser Erklärung stellten sich jetzt die Schulleitungen mit ihren Kollegien gegen die Schulstandortplanung des Bildungsressorts. Der zuständige Referent Daniel de Olano wurde vom Blumenthaler Bildungsausschuss ermahnt, dieses Votum der Basis ernst zu nehmen.
„Es kann nicht sein, dass wir uns in Planungskonferenzen einen Kopf zur Schulstandortplanung machen, die Schulen alle wirklich mitarbeiten und die Ergebnisse dann einfach so vom Tisch gewischt werden,“ urteilte nach der Sitzung des Bildungsausschusses Beiratssprecherin Ute Reimers-Bruns (SPD). Schulstandortplaner de Olano hatte dem Beirat kurz zuvor noch mitgeteilt, er brauche das abschließende Votum des Beirates vor den Sommerferien.
Aus seiner Sicht würde ein Neubau die Planungen nur zusätzlich verzögern und wäre wahrscheinlich besser in Rönnebeck verortet als zentral im Stadtteil. De Olano: „Machen wir uns nichts vor: Wir müssen hier schlicht über einen Kapazitätsausbau zur Absicherung der Schulpflicht reden: über einen Plan bis 2025, aber auch über Überbrückungs- und Interimslösungen.“
So sehen die Pläne der Behörde für den Schulausbau – Stand Anfang Mai 2018 – aus: Die Oberschule an der Lehmhorster Straße soll noch einmal von einer drei- zu einer vierzügigen Oberschule erweitert werden, die Oberschule an der Egge will man sogar um durchgehend zwei Züge von dreizügig auf fünfzügig erweitern. Die Oberschule in den Sandwehen wächst von fünf auf sechs Züge. Und dort ist mit dem Ausbau eines kompletten Klassenzuges für inklusive Beschulung im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung noch Größeres geplant.
Grundschulneubau in Farge
Auch den Katalog für die Grundschulen im Stadtteil hat Daniel de Olano mitgebracht: Die beiden einzügigen Schulen in Farge-Rekum werden zugunsten eines Neubaus als dreizügige Grundschule im offenen Ganztagsbetrieb aufgegeben. Die Schule an der Wigmodistraße soll zur gebundenen Ganztagsschule ausgebaut werden. Die Schule Rönnebeck geht in einen dreizügigen Ersatzneubau im offenen Ganztagsbetrieb auf. Die Tami-Oelfken-Schule wird dreizügig durch Baumaßnahmen. Die Schule am Pürschweg wird vierzügig und gebundene Ganztagsschule.
Elke Wolf von der Schulaufsicht erntete in der Folge viel Widerspruch. Wo sie von „überfrequenten Klassen“ sprach, übersetzte Schulleiter Stefan Wegner das umgehend: „Wir sind voll bis unterm Dach.“ Als sie von der Zuteilung weiterer Stunden in der Schulsozialarbeit berichtete, meldete sich umgehend Schulsozialarbeiterin Edith Kruse aus dem Publikum: „Was davon in den Schulen ankommt, kann man angesichts der Probleme nur als eine Ultra-Spar-Version, als kleines Pflaster auf ein riesengroßes Problem ansehen.“ Und das Rebuz habe als unabhängige Beratungsinstitution jetzt erst Problemfälle und Anfragen aus dem Dezember in der Beratung, weil es an Personal mangele.
Mehrfach umschrieben Vokabeln wie „Ankommenstadtteil“, dass der Anteil an Migranten und Geflüchteten in Blumenthal noch weiter wächst. Hans-Gerd Thormeier, CDU-Fraktionssprecher im Beirat, führte das Beispiel einer Klasse mit 15 Geflüchteten und zwölf einheimischen Kindern an: „Da funktioniert Schule einfach nicht mehr.“
Sein SPD-Kollege Marcus Pfeiff fragte die Experten, wie eine Qualitätskontrolle des Bildungsstandes der Neuankömmlinge erfolge: „Es kommen genug Kinder als Analphabeten, andere sind traumatisiert. Da kann doch ein halbes Jahr Deutsch im Vorkurs alleine nicht reichen.“ Elke Wolf erläuterte, dass die Vorschule vor der Oberschule ein Jahr lang stattfinde: „Reicht es nicht, bekommen diese Kinder Förderunterricht.“
Eine „Geflüchtetenschule“ will Elke Wolf jedenfalls keinesfalls aufbauen: „Die Kinder sollen hier in Deutschland ankommen. Integration braucht einen langen Atem. Aber am Ende des Weges sind das Deutsche.“ An der Stelle sprang auch Stefan Wegner von den Sandwehen seiner Schulaufsicht zur Seite: „Es ist entscheidend für diese Kinder, dass die Durchmischung erhalten bleibt.“ Wobei Hans-Gerd Thormeier als Schulneubau im Stadtteil lieber den eines reinen Gymnasiums sehen würde: „Dann hätten wir etwas für die Durchmischung im Stadtteil erreicht.“