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Beetpatenschaften in Bremen Warum es in den kleinsten öffentlichen Gärten so schön blüht und grünt

320 Beetpatinnen und -paten gibt es in Bremen. Die aktuelle Hitze ist eine ganz schöne Herausforderung für sie. Warum die Ehrenamtlichen trotzdem viele städtische Blühinseln in Schuss halten.
21.08.2022, 06:00 Uhr
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Warum es in den kleinsten öffentlichen Gärten so schön blüht und grünt
Von Sigrid Schuer

In allen Ecken Bremens blüht und grünt es, nicht nur in den Parks der Hansestadt. Allerdings machen den Pflanzen Sommerhitze und Regenmangel zu schaffen. Die Bremerinnen und Bremer sind bekannt für ihre große Liebe zur Flora und das manifestiert sich nicht nur in ihrer Kampfeslust, wenn es um den Erhalt jedes einzelnen Baumes geht. Bremen weit gibt es inzwischen rund 320 Beetpatinnen und Beetpaten, die die kleinteiligste Art öffentlichen Grüns zum Blühen bringen, die sich rundum die sogenannten Baumscheiben befindet. Registrieren beim Umweltbetrieb Bremen, eine Haftpflichtversicherung vorweisen und schon kann es losgehen.

Würzburger Straße

Eine von ihnen ist Lucy Hollwedel. Wir besuchen die Beetpatin in Findorff, in der Würzburger Straße. "Hier in der Straße gibt es schon viele Beetpatinnen und -paten", erzählt sie. Das Fleckchen Grün vor ihrer Haustür sei längere Zeit mit Styropor übersät gewesen, der von der gegenüberliegenden Baustelle herübergeweht sei oder auch mit Zigarettenkippen oder anderem Müll. Das habe sie irgendwann genervt. Also griff sie flugs zu Schäufelchen und Gießkanne und machte sich an die Arbeit. Mit viel Liebe hegt und pflegt sie seitdem das Fleckchen Erde, so hat sie hier sogenannte Wunderblumen gepflanzt, der Name ist Programm. Die Pflanze prunkt mit vielfarbigen Blüten. Mit einem kräftigen Orange trumpft die sogenannte Trompetenblüte auf. Der Lavendel mit seinen violetten Blüten kommt ursprünglich aus Südfrankreich und ist Hitze gewöhnt. Und auch eine Sonnenblume hat die Hobby-Gärtnerin für ihr Beet gekauft. Schließlich hat Lucy Hollwedel auch ihren eigenen Balkon hübsch bepflanzt mit Margeriten, Wunderblumen, Kräutern und einer Fuchsie. "Ich finde das schön, etwas auszusäen und zu gucken, was überlebt", erläutert sie ihre Motivation. Umso befriedigender, wenn sie feststellen könne: "Oh, die wollen hier offenbar wohnen". Für die Pflanzaktion gibt es ausdrücklich Lob von den vorbei Flanierenden.

Hollwedel wässert ihr Gärtchen nun mehr als einmal pro Tag, aber auch nur, wenn die Sonne nicht mehr prall auf das Beet scheint. "Sonst können die Blätter durch die Wassertropfen, die bei Sonnenschein wie ein Brennglas wirken, Schaden nehmen", erklärt sie. Und, fügt sie hinzu: "So viel Geld für Wasser habe ich auch nicht". Was sie gar nicht mag: Wenn Hunde die von ihr gesetzten Blumenzwiebeln wieder ausgraben oder ihr Beet gar als Hundeklo missbrauchten. Aber das komme zum Glück eher selten vor, sagt sie.

Humboldtstraße

"Es hat mich total genervt, aus dem Fenster zu schauen und zu beobachten, dass das kleine Beet vor meinem Haus als Hundeklo missbraucht wurde", erinnert sich Sandra-Michaela Veith, die in der Humboldtstraße gegenüber der Friedensgemeinde wohnt. Ein bunt bemalter Zaun umfriedet das Fleckchen Grün. Über das Internetportal nebenan.de bekam sie Holzfarbenreste. Schon 2018 begann sie damit, das Beet zu bepflanzen. Eine Idee, die von dem zuständigen Ortsbeirat Östliche Vorstadt honoriert und unterstützt wurde. Bienenfreundlich und pflegeleicht sollten die Pflanzen in dem kleinen Gärtchen sein, so wie es Nabu und BUND empfehlen. Und damit diese Pflanzen sich auch so richtig wohlfühlen, hängt an dem Baum mittendrin ein Bienenhotel sowie ein Vogelhäuschen.

Auch die Nachbarn beteiligten sich eifrig an den Pflanzaktionen. Und die Bepflanzung der bunten Töpfe geriet zur Kinderattraktion, wie Sandra-Michaela Veith erzählt. Das Beet war etwas früher im Jahr kunterbunt: Da wachsen violette Glockenblumen, blauer Rittersporn und Vergissmeinnicht neben wilden Erdbeeren. "Aber im Frühjahr blühen hier auch Hyazinthen, Krokus und Osterglocken. Das ist schon ein Träumchen", resümiert Veith. In der Humboldtstraße ist es so wie in der Stader Straße: Immer mehr Beete rund um die Bäume werden bepflanzt.  

Ach, das ist schön, dass Sie hier etwas anpflanzen!
Häufig gehörter Satz von Passanten

Ihre Nachbarin Dorothee Schwarz-Kaufmann ist angesichts der Gluthitze einigermaßen bekümmert beim Blick auf das dahinwelkende Gärtchen vor der Friedenskirche, das sie seit zwei Jahren liebevoll betreut. "Viele Fragen, immer wieder, manchmal Enttäuschungen für das Gärtnerinnen-Herz, Seufzer, Kopfschütteln und sorgenvolle Blicke, aber eben auch das Andere: Freude und Vergnügen, wenn Vorübergehende spontan stehen bleiben, wenn ein Gespräch entsteht, übrig gebliebene Pflanzen angeboten und Erfahrungen ausgetauscht werden. Und wenn wahrgenommen wird, dass da etwas im Entstehen ist und der Satz fällt: "Ach, das ist schön, dass Sie hier etwas anpflanzen!" Fazit der begeisterten Laien-Gärtnerin: "Es wird dauern, bis die Pflanzen mit den so klangvollen Namen wie Nelkenwurz, Küchenschelle, Himmelsschlüssel, Jakobsleiter und Salomonsiegel ansässig geworden sind", und: "Aber das weiß ich ja seit Langem, so ist Garten: Immer überraschend, selten nach Plan, meist eine Herausforderung, auf jeden Fall eine sehr erdende Arbeit, und dann, irgendwann, doch eine schöne Bestätigung". Obwohl sie sich das Gärtchen, frei nach einem Buchtitel, eigentlich "grüner vorgestellt" hatte. Den Anfang hatte sie gemacht, indem sie Stauden und Bodendecker anpflanzte. "Sie durften nicht zu viel Sonne brauchen, mussten mit wenig Wasser auskommen und sollten mit ihren Blüten möglichst vielen Insekten Nahrung bieten", berichtet Schwarz-Kaufmann.

Stader Straße

Ruth Mattfeld strahlt mit der Sonne um die Wette. In der Hand hält sie eine große Gießkanne. "Die Blumen bekommen jeden Morgen zwei Gießkannen Wasser von mir, aber natürlich kein Wasser aus der Leitung, sondern Regenwasser. Dafür habe ich eine extra Tonne", darauf legt die ältere Dame schon wert. Schon seit 40 Jahren bepflanzt sie liebevoll das Beet in der Stader Straße, das zu den schönsten in dem Straßenzug gehört. Auf anderen Beeten beugen sich Lavendel und Rosen im Wind. Ruth Mattfelds Beet ist dagegen ein kunterbunter Mix, der allerdings mittlerweile durch die Sommerhitze etwas gelitten hat. Das Auge des oder der Vorbeiflanierenden erfreuen rote und rosa Geranien, aber auch Tagetes, die sogenannten Studentenblumen in gelb und orange. Und ein großer Tontopf mit einem weißen Rhododendron, der im Frühjahr wunderschön blühte, hat auf dem Beet auch Platz gefunden. Demnächst soll auch noch eine Rose folgen. "Ich habe einfach Spaß daran und freue mich jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster schaue", strahlt Ruth Mattfeld.

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Info

Wer an einer Beetpatenschaft interessiert ist, kann sich beim Umweltbetrieb Bremen darüber informieren, online unter www.umweltbetrieb-bremen.de, Stichwort "Grünpflegepatenschaften".

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