Um ihrem Leben noch einen Sinn zu geben, erfüllt sich die betagte Martha ihren langgehegten Traum und eröffnet nach dem Tod ihres Ehemannes ihre eigene Dessous-Boutique mit selbst entworfener Wäsche. Von dem Trubel, den diese Geschäftseröffnung in einem kleinen Ort auslöst, handelt die Komödie "Altweiberfrühling". Das Theater am Deich präsentiert das Stück erstmals am 9. November.
Lehesterdeich. "Es kommt nicht bloß auf das Äußere einer Frau an. Auch die Dessous sind wichtig." Dieses Zitat des Schriftstellers Karl Kraus (1874-1936) überzeuge auch heute, meint das Ensemble des Theaters am Deich, das die Komödie "Altweiberfrühling" von Stefan Vögel für sein Herbstprogramm ausgewählt hat. Der Vorhang zur Premiere für die heitere bis leicht frivole Komödie unter der Regie von Karl Heinz Schwentker und Assistentin Corinna Grund hebt sich am Freitag, 9. November, um 19.30 Uhr im kleinen Theater am Deich, Lehester Deich 92a.
Die Frauen des Ensembles haben sich diesmal um die wichtigsten Requisiten gekümmert. Auf dem Einkaufszettel standen Büstenhalter, Korsagen und Spitzenhöschen. Dessous spielen in diesem Stück eine zentrale Rolle.
Die Geschichte: Nach dem Tod ihres Mannes hat Martha nur noch wenig Freude am Leben. Und zu ihrem Leidwesen soll der familieneigene Tante-Emma-Laden zweckentfremdet werden. Sowohl Marthas Sohn Walter, Pastor des kleinen Ortes, als auch Fritz, Bürgermeister und Initiator eines anstehenden Chorfestes, erheben Anspruch auf den Laden. Martha aber lässt sich von ihrer Freundin Lissi ermuntern, den alten Jugendtraum einer eigenen Dessous-Boutique zu verwirklichen. Die Freundinnen Hanni und Frieda stehen dem Projekt zunächst sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber. Mit der Eröffnung des "liederlichen Ladens" sorgt Martha dann für gewaltigen Zündstoff im Ort. Und als Walter die von den Frauen selbst genähte Reizwäsche auf den Müll wirft, ist es endgültig mit der dörflichen Idylle vorbei.
Die Komödie enthält manch schlüpfrige Anspielungen, erzählt aber auch auf anrührende Weise vom Alter, von der zweiten Chance im Leben und vom Mut, der nötig ist, um die zweite Chance zu nutzen. Autor Stefan Vögel inszenierte das turbulente Stück nach dem Drehbuch des Films "Die Herbstzeitlosen" von Sabine Pochhammer und Bettina Oberli, der mit über 800000 Kinobesuchern einer der erfolgreichsten Schweizer Filme überhaupt war.
Ugur Alkan, in Istanbul geboren und in Deutschland aufgewachsen, spielt den Bürgermeister. Es ist sein erster Bühnenauftritt, seit er in der Schule einmal bei einem Theaterprojekt mitgemacht habe, erzählt er. "In den Gelben Seiten habe ich das Theater am Deich entdeckt und mich einfach mal bei der kleinen Bühne beworben." Das Ensemble ist sich einig: "Er macht seine Sache richtig gut."
Seit Januar wird geprobt
Heike Weppler-Vollbrecht, die für die Hauptkoordination des Bühnenstückes verantwortlich ist, muss nur noch wenig eingreifen, denn die Proben laufen bereits seit Januar. Inge Stellmann ist als Souffleuse seit über zehn Jahren dabei. Sie hat bei der Probe nur wenig an den Texten zu korrigieren. Damit alles wie am Schnürchen klappt, hängen an der Wand hinter der Bühne viele Zettel, damit jeder weiß, was er anzuziehen hat und welche Requisiten auszutauschen sind. "Es gibt neun verschiedene Bühnenbilder, und zu jedem Bild zumindest für die weiblichen Darsteller ein neues Outfit", erklärt Weppler-Vollbrecht.
"Wo ist bloß mein Gesangbuch abgeblieben?", ruft Jörg Hermann. Er spielt den Pastor und muss gleich auf die Bühne. Heute bei der Probe mal ohne Talar, denn der sei gerade in der Reinigung, erzählt er. Während der Umbau der ersten Bühnenbilder noch Muskelkraft erfordert, um all die alten Kisten und Kartons aus dem Laden wegzuräumen, ist ab dem dritten Bild mehr die zarte Hand gefragt. "Dessous sind empfindliche Wäschestücke", weiß Laden-Inhaberin Martha Jäger, die von Hilke Müller gespielt wird, während sie bei der Probe ein feines Damennachthemd zurechtrückt.
"Ob die Zuschauer später mehr Augen für die Dessous oder die Akteure haben werden, bleibt wohl ein Geheimnis", meinen schmunzelnd Helga Goll und Jutta Puppe, die die Freundinnen Lissi und Frieda spielen. Die Proben hätten allen sehr viel Spaß gemacht, erzählen sie. Die Zuschauer erwarte ein Bühnenstück, bei dem die Lachmuskeln kräftig angeregt würden. Neben Hilke Müller, Ugur Alkan, Jörg Herrmann, Helga Goll und Jutta Puppe wirken Ingeborg Schweikert-Kaya und Corinna Grund auf der Bühne mit. Premiere ist am Freitag, 9. November. Es folgen Spieltermine bis zum 21. Dezember.
Karten können bei Ingeborg Müller unter Telefon 04221/ 123 84 78 bestellt werden (montags 18 bis 20 Uhr, mittwochs 14 bis 15 Uhr und 18 bis 20 Uhr, donnerstags 18 bis 20 Uhr und freitags 14 bis 15 Uhr), sie kosten zehn Euro für Erwachsene und sieben für Schüler. Näheres im Internet unter www.theateramdeich.de.