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Freiberuflicher Darsteller spielte mit Heidi Kabel und in Fernsehserien – jetzt liest er in Hemelingen Schmolli, Wolle und immer Harald Maack

Hemelingen. Irgendwie passt Wolle zu ihm. Kleine Lachfalten haben es sich um die Augen gemütlich gemacht.
02.10.2017, 00:00 Uhr
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Von Silja Weißer

Hemelingen. Irgendwie passt Wolle zu ihm. Kleine Lachfalten haben es sich um die Augen gemütlich gemacht. Die Mundwinkel kennen im Gespräch nur eine Richtung: nach oben. Ab und an streicht er sich mit väterlicher Ruhe und Gelassenheit durch das silberfarbene Haar. Wolle, so heißt er natürlich nicht. Jörn Wollenberger nennt sich die Figur der ZDF-Serie „Notruf Hafenkante“. Doch in Hemelingen tritt der Schauspieler aus Osterholz-Scharmbeck ganz privat und mit seinem richtigen Namen auf: als Harald Maack liest der Schauspieler morgen bei Optiker Grau aus dem Roman „Sophia, der Tod und ich“ von Thees Uhlmann.

„Die Karten sind schon seit einer Woche weg“, sagt Maack halb verzweifelt, halb stolz. Mehr als 35 Personen fasse das Geschäft in der Hemelinger Heerstraße 50 leider nicht. Über die Jahre hat sich hier eine feste Fangemeinde gebildet, die sich ruckzuck Tickets sichert. Doch Maack plant bereits eine weitere Vorstellung, im Januar 2018 im Rathaus Osterholz-Scharmbeck, in Begleitung von Johannes Grundhoff, Pianist des Bremer Kaffeehausorchesters.

Fünf Tage am Set

In den nächsten Monaten ist Maack jedoch vor allem Wolle. Am 5. Oktober beginnt die Ausstrahlung der nächsten Staffel von „Notruf Hafenkante“ (jeden Donnerstag, ZDF, 19.25 Uhr). Weitere Folgen sind in Planung. Für den Schauspieler heißt das, fünf Tage die Woche am Set stehen. Manchmal auch am Wochenende.

Ja, wie er dazu gekommen sei? Der 61-Jährige schmunzelt und muss weit ausholen. Ursprünglich habe er Speditionskaufmann gelernt, erzählt er. Nebenbei spielte er kleine Rollen in einer plattdeutschen Theatergruppe im niedersächsischen Ramelsloh. Es machte ihm großen Spaß, und so hatte er keine Hemmungen, sich auf ein Inserat des Hamburger Ohnsorg-Theaters zu melden, das Nachwuchs-Schauspieler suchte. Sein Kumpel belächelte ihn und wettete um eine Kiste Bier, dass er dort keinen Job bekommen würde. Doch der damalige Ohnsorg-Theater-Intendant Günther Siegmund reiste extra in den 30 Kilometer südlich von Hamburg gelegenen Ort, um den Bewerber live in der Rolle eines betrunkenen Tierarztes zu sehen. Maack bekam den Job. Und die Kiste Bier.

Gleich im ersten Stück 1978 traf er auf Schauspielerin Heidi Kabel. „Eine unglaublich professionelle und disziplinierte Kollegin“, erinnert er sich. Sie lehrte ihn, dass die Zuschauer nicht wissen wollten, ob es die 500. Vorstellung sei, man schlecht geschlafen, Kopfschmerzen oder Sonstiges habe, man müsse immer zu hundert Prozent abliefern.

Um seine handwerklichen Fähigkeiten weiter auszubauen, absolvierte Maack von 1979 bis 1982 eine Schauspielausbildung. Er lernte Sprache, Körperarbeit und das Hochdeutsche zu perfektionieren. Letzteres sei gar nicht so einfach gewesen für einen Mann, der in seiner Kindheit in der Familie Plattdeutsch gesprochen habe, erzählt er.

Von nun an begannen die Reisejahre, von Ort zu Ort, von Engagement zu Engagement. Mit einem Anfängervertrag am Stadttheater Ingolstadt fing alles an, mit ernsthafteren Stücken, mit Molière und Shakespeare auf dem Spielplan.

Doch eine Festanstellung, die nur Freizeit zu Weihnachten und in den sechs Wochen Sommerpause zuließ, kam für ihn auf Dauer nicht infrage. Seit 1984 ist Maack freischaffend tätig. Es folgten Gastverträge am Celler Schlosstheater und am Stadttheater Freiburg. Nach drei Jahren am Theater in der Josefstadt in Wien zog es ihn zurück nach Hamburg.

Von der Bühne ging es vor die Kamera. In „Karniggels“ von Detlef Buck mimte er den Kuh-Mörder und auch in „Schtonk!“, einer Komödie von Helmut Dietl, war er in einer Nebenrolle zu sehen. Der große Durchbruch aber kam mit der Serie „Girl-Friends“. In 80 Folgen spielte er bis 2007 an der Seite von Mariele Millowitsch und Walter Sittler den Portier Schmollke, liebevoll Schmolli genannt.

Kein geradliniges Leben

Neben den Dreharbeiten zog es Maack immer wieder auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Und so lernte er 2001 am Theater Osterholz-Scharmbeck, an dem er bei einem Stück Regie führte, die Regieassistentin näher kennen: seine Frau Astrid Maack.

Ganz so geradlinig und chronologisch geordnet verlief sein Leben nicht. Immer wieder fällt Maack etwas ein: „Ach ja, und für die Soko Wismar war ich letzte Woche am Dreh.“ Und genau, das Gladbeck-Drama, bei dem er den Busfahrer des gekaperten Linienbusses mimt, werde voraussichtlich Anfang 2018 ausgestrahlt. Außerdem seien da noch die Hörspiele, die er schon während der ersten Engagements nebenbei gesprochen habe. Genau wie das im vergangenen Jahr erschienene Buch „Ich Idiot! Tagebuch einer Weltreise“, das er nach einer dreimonatigen Tour auf einem Containerschiff geschrieben hat.

Es grenzt an ein Wunder, dass bei so viel Umtriebigkeit noch Zeit für private Aktivitäten bleibt. Für seinen Garten, in dem er beim Pflanzen und Graben richtig abschalten kann. Für das Nutzen seines Hörbuch-Abonnements, das er seit zehn Jahren hat, und für Fußball, allen voran Werder Bremen. „Meine Frau und ich sehen uns wirklich sehr viele Spiele an“, berichtet er lachend und gesteht: „Dafür hinken wir bei ,Notruf Hafenkante` hinterher. Das müssen wird dann in der Mediathek angucken.“

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