Schnelle Fragen, schnelle Antworten. Im Kandidatencheck für die Bürgerschaftswahl am 26. Mai, den Radio Bremen am 2. April gesendet hat, hat sich Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) zumindest mit einer Blitzantwort offenbar keinen Gefallen getan. Auf die Frage des Moderators, welcher Bremens schwierigster Stadtteil sei, zögerte Sieling nicht lange. Aber er antwortete nicht „Gröpelingen“ oder vielleicht auch „Bremerhaven-Lehe“, was aus Sicht der wohl meisten Bremer die erwartbaren Kandidaten unter den Stadtteilen des Bundeslandes gewesen wären. Sieling entschied sich für eine überraschende Variante und antwortete: „Schwachhausen und Oberneuland.“
Auf die Nachfrage, wie er diese Einschätzung begründe, antwortete Sieling: „Dort gibt es viele Menschen, die ganz, ganz viele Ressourcen haben und die ich bitte, mehr davon für das Gemeinwesen aufzuwenden.“ Eine Antwort, die vielen nicht zu gefallen scheint. Und, Stichwort Wahlkampf: Mögliches Aufregerpotenzial in der Sielingschen Aussage hat auch die Opposition entdeckt und die Aufzeichnung des Interviews in sozialen Netzwerken geteilt. Die FDP bezeichnete die Aussage des Bürgermeisters bei Facebook als anmaßend. „Lieber Herr Bürgermeister, diese Menschen finanzieren mit ihren Steuern das Gemeinwesen und zusätzlich auch noch Ihre zahlreichen Wahlgeschenke! Wie anmaßend!“, schreibt die Partei in ihrem Post.
Für die CDU kommentierte der Fraktionsvorsitzende Thomas Röwekamp bei Twitter: „Wie peinlich ist das denn, Herr Sieling. Schuld sind immer die anderen. Und dann auch Menschen in Stadtteilen gegeneinander ausspielen. So geht Bürgermeister in Bremen nicht. Zeit für den Wechsel.“ Sielings direkter Herausforderer, CDU-Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder, meldete sich dagegen nicht zu Wort.
Am Freitagabend, 5. April, treffen Sieling und Meyer-Heder beim WESER-Strand, dem Talkformat des WESER-KURIER, im Café Sand aufeinander. Bärbel Schäfer moderiert das bislang dritte öffentliche Rededuell der beiden, das restlos ausverkauft ist. Die Aufzeichnung des Gesprächs können Sie ab Samstagnachmittag unter www.weser-kurier.de/weserstrand sehen.
Bei den anderen Themen des „Buten un Binnen“-Kurzchecks fielen Sielings Antworten übrigens wenig überraschend aus. „Bildung, Wohnen und Soziales“ nannte er als Themen, die für ihn in der kommenden Legislaturperiode Vorrang genießen. „Bildung ist eine zentrale Herausforderung“, sagte Sieling im Interview. Auf diesem Feld müsse Bremen vorankommen. „Ich möchte, dass wir aus der schwierigen Situation herauskommen und wieder Anschluss an die anderen Großstädte und Stadtstaaten finden.“ Ebenso sprach sich Sieling für mehr bezahlbaren Wohnraum aus.
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