Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Verein wirbt um Spenden für Werftaufenthalt Schwimm-Zeugnis für das Schulschiff

Das "Schulschiff Deutschland" muss spätestens 2015 während eines Werftaufenthalts überholt werden. Das geht aus einem Gutachten zur Schwimmfähigkeit des Kulturdenkmals hervor. Die Kosten für die Instandsetzungsarbeiten schätzte der Schulschiffverein bisher auf rund 1,5 Million Euro.
28.12.2012, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Schwimm-Zeugnis für das Schulschiff
Von Patricia Brandt

Das "Schulschiff Deutschland" muss spätestens 2015 während eines Werftaufenthalts überholt werden. Das geht aus einem Gutachten zur Schwimmfähigkeit des Kulturdenkmals hervor. Die Kosten für die Instandsetzungsarbeiten schätzte der Schulschiffverein bisher auf rund 1,5 Million Euro.

Vegesack. Das erste Angebot einer Bremerhavener Werft liegt seit langem vor. Ein Gegenangebot einer regionalen Werft wird es vorerst nicht geben, das Unternehmen hat zurückgezogen. Geschäftsführer Wulf Dominik hatte gehofft, die Schlepperkosten in die Seestadt in Höhe von 40000 Euro sparen zu können.

Reparaturbedürftig ist bekanntlich der Rumpf des Dreimasters. Hier müssen Stahl-Platten aufgedoppelt werden. Ebenso sollen die Masten des 1927 auf der Tecklenborg-Werft in Geestemünde vom Stapel gelaufenen Seglers erneuert werden. Hierüber sind die Mitglieder des Schulschiff-Vereins spätestens seit der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr informiert. Handlungsbedarf besteht, wohlgemerkt, mittelfristig. Dass der Dreimaster voraussichtlich noch nicht allzu bald auf Grund laufen wird, hat der Verein seit ein paar Wochen schriftlich. Dem "Schulschiff Deutschland" wurde die Schwimmfähigkeit von einem Gutachter attestiert.

Das Zeugnis musste der Verein dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WAS) Bremen vorlegen, weil der Behörde bei einer Kontrolle aufgefallen war, dass das Schulschiff kein Schiff im rechtlichen Sinne sei. Es handele sich vielmehr um eine schwimmende Anlage, wurde dem überraschten Dominik mitgeteilt: "Und wir dachten immer, wir hätten ein Schiff." Als schwimmende Anlage brauchte das Schulschiff Deutschland eine "strom- und schifffahrtspolizeiliche" Genehmigung und die gab’s eben nur mit Schwimm-Zeugnis.

Der Gutachter stellte Dominik zufolge fest, dass der Allgemein- und Pflegezustand der schwimmenden Anlage als gut bis sehr gut sei. "Es wurden keine Rostnester im Innenbereich festgestellt und auch keine Korrosionsnarben", so Dominik. Für den Notfall gebe es überdies Wasserstands-Alarmmelder und Tauchpumpen an Bord. Auch ein Notfallplan für starken Eisgang liegt vor: Dann wird das Kulturdenkmal zur Sicherheit in den Industriehafen verholt. Die Schwimmfähigkeit sei für mindestens drei weitere Jahre gegeben, so haben die Gutachter festgestellt.

Damit hat der Verein noch etwas Zeit, Geld für die notwendigen Reparaturarbeiten aufzutreiben. Der Versuch, Geld über Kulturstaatsrat Bernd Neumann (CDU) zu bekommen, ist bereits vor einiger Zeit gescheitert. "Mobile Denkmäler werden grundsätzlich nicht unterstützt", hieß es damals. Nun sollen Spenden das Schiff vor dem Untergang bewahren. Dass das Einwerben der Spenden kein leichtes Unterfangen ist, zeigt Dominiks Jahresstatistik.

Zwar ist das Besucherinteresse an dem Segler groß, wie die Zahlen belegen. Demnach kamen 2012 rund 13000 Menschen an Bord des Schiffes. An bezahlten Gästeführungen nahmen demnach 1200 Frauen und Männer teil. 2500 Besucherinnen und Besucher übernachteten hier. Doch zeitgleich schrumpfte auch die Zahl der zahlenden Vereinsmitglieder von 370 auf 320 Mitglieder und das Spendenaufkommen, das 2011 noch bei 45000 Euro lag, halbierte sich.

Dennoch kann der Verein bereits auf eine größere Summe zurückgreifen. Abrufbereit sind Dominik zufolge rund 90000 Euro bei der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz in Bonn. Das Geld sei über die Glücksspirale zusammengekommen.

Der Verein setzt seine Hoffnung auch auf Benefizkonzerte zu Gunsten des Erhalts des Schulschiff. Erst im Dezember gab es zwei Benefizkonzerte für das Nordbremer Wahrzeichen. Gesungen wurden sowohl traditionelle Seemannslieder als auch Seemanns-Weihnachtslieder auf Hoch- und Plattdeutsch. Die Sänger des Schulschiff-Deutschland-Chors (SDC) versprachen indes, auch den Reinertrag dieser beiden Auftritte einmal mehr auf das Konto des Schulschiff-Vereins zu überweisen. Es hat schon Tradition, dass jeweils im Januar auf dem Schiff der Spenden-Scheck den Besitzer wechselt.

Der Vereins-Geschäftsführer Dominik hofft, dass er bald zehn Prozent der Werftkosten zusammen hat. Dann könnte er europäische Fördermittel beantragen. Die Finanzierung des Werftaufenthaltes solle seine letzte große Aufgabe sein, bevor er sich aus der Schulschiff-Arbeit zurückzieht, plant der 70-Jährige.

Ein paar Tausender kann der Verein übrigens auch noch bei den Liegekosten einsparen. Wie der Schulschiff-Verein erst jetzt auf Nachfrage des Vereinsvorsitzenden Claus Jäger beim Wasser- und Schifffahrtsamt erfahren hat, kann er wegen seiner Gemeinnützigkeit 50 Prozent Rabatt bei den Gebühren für den Platz an der Lesummündung geltend machen. Er müsse dafür lediglich einen Antrag stellen, hieß es bei der Behörde. Dann würden künftig statt 2888 Euro jährlich nur noch 1444 Euro fällig. Geschäftsführer Dominik musste aber feststellen: "Leider gilt das nicht rückwirkend."

Schwimm-Zeugnis für das Schulschiff

Verein wirbt um Spenden für Werftaufenthalt / Reparaturbedarf auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt

Zitat:

"Und wir dachten

immer, wir hätten

ein Schiff."

Wulf Dominik, Schulschiff-Geschäftsführer

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)