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Starke Bäcker Sechs Generationen mit Händen im Teig

Starke Bäcker: Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Neuenkirchen, 340 Mitarbeitern und 29 Filialen, feiert 150-jähriges Jubiläum.
06.03.2018, 07:00 Uhr
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Von Kristina Bumb

Neuenkirchen. Die zahlreichen Filialen von Starke Bäcker bilden in Bremen und umzu einen bekannten Anblick. Dabei besteht das Unternehmen schon seit 150 Jahren und ist bis heute in Familienhand – eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte mit einer Menge Superlative, die ihren Ursprung im Schwaneweder Ortsteil Neuenkirchen hat.

Wer die große Backstube des Familienunternehmens besucht, der gerät ins Staunen. Denn in dem weithin sichtbaren, weinroten Gebäude an der Steller Heide in Neuenkirchen werden Brote und Co. im großen Format gebacken. Die Mehlbehälter fassen dort mehr als 14 Tonnen. In enormen Rührschüsseln können rund 230 Kilogramm Teig verarbeitet werden. Die Öfen sind zum Teil so groß wie eine Garage. Täglich werden 4000 Brote, 30 000 Brötchen, zusätzlich süße Backwaren, Torten und Kuchen hergestellt. Und das in handwerklicher Qualität, sagt Starke-Marketingchef Marc Runge. „Wir können zwar diese große Menge Teig nur mit maschineller Unterstützung produzieren. Aber jedes Brot wird von gelernten Bäckern einzeln geknetet, geformt und für den Ofen vorbereitet“, schildert er.

Arbeit rund um die Uhr

Kein Wunder also, dass in der Backstube an der Steller Heide rund um die Uhr in Schichten gearbeitet wird. In der Nacht geht es los, damit die Leckereien mit der firmeneigenen Lkw-Flotte jeden Morgen frisch an die 29 Filialen geliefert werden können. Die Niederlassungen sind in den Kassenzonen von Supermärkten, aber auch in exponierten Lagen mit viel Laufkundschaft in Bremen, Bremerhaven um umzu beheimatet. Mehr als 340 Mitarbeiter sind für die Familie Starke tätig, darunter Fachverkäufer, Bäcker, Konditoren, Hilfs-, Reinigungs- und Fahrkräfte sowie Verwaltungsprofis. Und Tag für Tag finden sich Tausende Kunden in den Filialen ein. Im Jahr kommen so mehrere Millionen Einkäufe zusammen.

Hinter dem Erfolg stehen sechs Generationen der Familie Starke, die allesamt Bäcker waren. 2018 feiert das Unternehmen sein 150-jähriges Bestehen. „Das ist für uns durchaus ein stolzes Jubiläum. Solche alteingesessenen Familienbetriebe gibt es nicht viele“, sagt Marc Runge.

1868 legte August Wilhelm Starke den Grundstein für die Firmenhistorie. Er war ein unternehmungslustiger Geist und hatte bereits sein Glück als Bäcker in Denver in den USA versucht, musste aber unverrichteter Dinge in die preußische Heimat zurückkehren. In Neuenkirchen begann er schließlich, für die Dorfgemeinschaft das Brot zu backen – eine typische Betriebsstruktur in dieser Zeit. Seine kleine Backstube war an der Landstraße angesiedelt. „Ich denke, er hat sich das Handwerk durch learning by doing angeeignet“, sagt Marc Runge. Das Lernen gelang August-Wilhelm Starke offenbar gut und er konnte seinen Betrieb an seinen Sohn übergeben.

Nach diesem übernahmen wiederum der Sohn und dessen Sohn die Familienbäckerei. „Letzterem gelang es bereits, zu expandieren. Er gewann größere Kunden, die er regelmäßig mit Backwaren versorgte“, erzählt Runge. Manch ein Rezept für Backwaren, die heute in den Tresen der Starke-Filialen zu finden sind, stammten noch aus dieser Zeit, sagt Marc Runge. „Sie bilden die Grundlage unserer heutigen Arbeit“, so der Starke-Mitarbeiter. Auch der heutige Seniorchef Eckhard Starke – die fünfte Familiengeneration – wurde mit der Backstube groß. „Als kleiner Junge bin ich schon dort herumgelaufen und habe mir alles genau angeschaut“, erinnert er sich. Später wurde er Bäckermeister und führte den alteingesessenen Betrieb in die Moderne. Denn ab den 1960er-Jahren musste er neben soliden Kenntnissen seines Handwerks noch eines beweisen: Geschäftssinn. Lediglich die dörfliche Nachbarschaft zu versorgen, reichte nicht mehr aus, damit der Betrieb bei der wachsenden Konkurrenz überleben konnte. „Man musste expandieren, um mithalten zu können“, so Runge.

Und Eckhard Starke bewies ein herausragendes Gespür für wirtschaftliche Veränderungen. „Er sprach damals die ersten Supermärkte an und schlug vor, einen Bäckereitresen in den Bereich vor der Kasse zu setzen“, schildert Marc Runge. Was heute Standard ist, wurde damals zunächst skeptisch beobachtet. Doch die Idee setzte sich durch und Starke richtete seine ersten Filialen in den großen Märkten ein. In der Folge wuchsen Produktion und Sortiment. Außerdem musste eine Transportlogistik her. All‘ das gelang und der Betrieb überstand auch schwierige Phasen, in denen andere dem sogenannten Bäckersterben zum Opfer fielen. „Wir sind zur jeweiligen Zeit immer so weit expandiert, wie es für das Unternehmen am besten war“, sagt Eckhard Starke, der die Geschäfte mittlerweile an seinen Sohn Maik übergeben hat.

Dieser ist ebenfalls Bäckermeister und führt den Betrieb nunmehr in der sechsten Familiengeneration. Ihn beschäftigt ebenfalls die weitere Expansion – zum Beispiel mit einer neuen großen Filiale samt Café in Achim. Außerdem muss er als Bäcker stets die aktuellen Entwicklungen auf dem Nahrungsmittelmarkt verfolgen, um den Kundenwünschen gerecht zu werden – ob Superfood im Brot oder Coffee-to-go in Mehrwegbechern.

Unter der Regie von Maik Starke wurde 2011 der Hauptsitz der Firma an die Steller Heide ins Gewerbegebiet von Neuenkirchen verlegt. Die neue, große Backstube, in der täglich Tausende Brote, Brötchen und süße Backwaren produziert werden, bleibt damit in der Heimat, nicht weit von dem Ort entfernt, wo alles begann. Bei aller Modernität wird also die Tradition nicht vergessen. So sehen es auch die Starkes selbst. „Man muss immer wieder die Hände im Teig haben“, sagt der Seniorchef, und seine Enkel, die siebte Familiengeneration der Bäckerdynastie, stehen schon in den Startlöchern.

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