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Fliegerbombe aus dem Stephaniviertel Seehausen: Bombe erfolgreich gesprengt

Nach der abgesagten Bombensprengung im Stephaniviertel hat die Polizei den 1000-Kilo-Sprengkörper auf eine Freifläche nahe der Autobahn 281 transportiert und dort kontrolliert zur Explosion gebracht.
24.07.2016, 10:19 Uhr
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Seehausen: Bombe erfolgreich gesprengt
Von Jürgen Theiner

Nach der abgesagten Bombensprengung im Stephaniviertel hat die Polizei den 1000-Kilo-Sprengkörper auf eine Freifläche nahe der Autobahn 281 transportiert und dort kontrolliert zur Explosion gebracht.

Die Sprengung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat am Sonntag die Stadt in Atem gehalten. Mehrfach musste die Polizei ihre Pläne ändern, bis der Sprengkörper schließlich am Nachmittag in unbewohntem Gebiet nahe des Güterverkehrszentrums kontrolliert zur Explosion gebracht wurde. Durch die Evakuierung des Stephaniviertels und großräumige Sperrungen des Straßen-, Schienen- und Schiffsverkehrs war das öffentliche Leben in der ­Innenstadt für mehrere Stunden lahmgelegt.

Am Morgen waren die Fachleute des Kampfmittelräumdienstes noch davon ausgegangen, die am Freitag bei Baggerarbeiten im Stephaniviertel gefundene 1000-Kilo-Bombe vor Ort entschärfen zu können. Deshalb wurden umfangreiche Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung angeordnet, unter anderem die Räumung sämtlicher Wohnungen in einem Umkreis von 600 Metern um den Fundort. Ab 8 Uhr klingelten Polizeibeamte an allen Haustüren und veranlassten rund 2500 Anwohner, ihre Gebäude zu verlassen. Wer nicht anderweitig ­unterkam, konnte die Räumlichkeiten der Schule am Pulverberg in Findorff aufsuchen. Dort hatte das DRK Aufenthaltsräume und Verpflegung vorbereitet.

Gegen 10.30 Uhr begann Sprengmeister Andreas Rippert mit der Entschärfung der Bombe. Am Mittag musste er seine Bemühungen einstellen. Die beiden Zünder der Bombe waren zu marode, um sie ­auszubauen. Danach änderte sich die Lage fast im Stundentakt. Zunächst hieß es, die Bombe ­müsse nun vor Ort gesprengt werden. Schäden an nahen Gebäuden und auch an Industrieanlagen auf der linken Weserseite wären ­dabei unvermeidlich gewesen. Wenig später dann: Kommando zurück. Die Auswirkungen ­einer Detonation auf eine nahe Gasleitung schienen zu unkalkulierbar. Rippert und Einsatzleiter Jens Rezewski mussten einen Ausweg finden. Sie entschieden: Abtransport der Bombe in unbewohntes Gebiet, um sie dort zu sprengen. In dieser Option sahen die Verantwortlichen das geringste Gefährdungspotenzial.

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So geschah es. Gegen 13.30 Uhr startete ein Polizei-Lkw mit der brisanten Fracht. ­Eskortiert von Motorrädern rollte die ­Bombe ins Niedervieland. Der Transport stoppte nahe des Güterverkehrszentrums, am Ende der Ausbaustrecke der A 281. Am Nachmittag wurde dort zunächst ein etwa 30 Meter hoher Hügel für die Sprengung präpariert. Ein Bagger grub ein etwa zehn Meter tiefes Loch hinein und platzierte darin die Bombe. Um 17.20 Uhr löste Andreas Rippert dann die Sprengung aus: ein dumpfer Knall, eine hohe Sandfontäne – das war‘s.

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Das öffentliche Leben in der Innenstadt war zu diesem Zeitpunkt schon wieder ­erwacht. Kurz nach 14 Uhr hatte die Polizei die Evakuierung des Stephaniviertels aufgehoben. Auch ein erweiterter 1500-Meter-Radius um den Fundort, in dem sich niemand auf der Straße aufhalten sollte, galt nun nicht mehr. Bus und Bahnen nahmen den Betrieb auf, der sich bis 16 Uhr wieder normal einspielte.

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Am Abend war Jens Rezewski die Erleichterung über den Ablauf der Operation anzumerken. Der erfahrene Polizeiführer hat in elf Jahren bereits rund 100 Bombenentschärfungen und -sprengungen hinter sich gebracht. Doch die Herausforderungen der „Stephani-Bombe“ waren nach seinen Worten außergewöhnlich, schon was die Logistik betraf. Rund 230 Einsatzkräfte hatte er aufgeboten, davon waren etwa die Hälfte Angehörige des Technischen Hilfswerks. Die Freiwilligen des THW kamen insbesondere bei der Absperrung der diversen Zufahrten zur Innenstadt zum Einsatz. Nicht immer zeigten sich die Verkehrsteilnehmer und Passanten, die von ihnen abgewiesen wurden, einsichtsvoll. Mit Bemerkungen wie „Interessiert mich doch nicht“ marschierten manche einfach schnurstracks an den THW-Posten vorbei.

Seine Entscheidung, die Bombe quer durch die Stadt ins Niedervieland zu ­kutschieren, hielt der Einsatzleiter auch im Rückblick für richtig und angemessen. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER ­reagierte er damit auf die Frage, warum die Polizei nicht von Anfang an auf einen Abtransport der Bombe setzte. Schließlich hätte man sich dann den ganzen Aufwand einer großräumigen Sperrung der Innenstadt und der ­Evakuierung Tausender Menschen sparen können. Nein, entgegnete Rezewski, ­„normalerweise transportieren wir keine Bomben vom Fundort weg“. Doch nachdem die Entschärfung gescheitert war, habe er nur die Wahl zwischen zwei Übeln gehabt: der Sprengung des 1000-Kilo-Ungetüms ­mitten im Stephaniviertel und dem Restrisiko beim Transport der Bombe aus bewohntem Gebiet heraus. „Ich war mit beidem nicht sehr glücklich“, gestand Einsatzleister Rezewski.

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