Um die Verkehrssicherheit für schwächere Verkehrsteilnehmer wie Kinder und Senioren zu verbessern, bekommt Bremen im Umfeld von Kindertagesstätten, Schulen, Senioreneinrichtungen und Krankenhäusern zusätzliche Tempo-30-Strecken: Das hat in einem Schreiben kürzlich das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) den Bremer Ortsämtern mitgeteilt. Hintergrund ist eine Ende 2016 in Kraft getretene Novellierung der Straßenverkehrsordnung, die an sogenannten sensiblen Einrichtungen unabhängig von besonderen Gefahrenlagen nun Geschwindigkeitsbeschränkungen anordnet.
Das ASV hatte daraufhin die Einführung von Tempo 30 vor Kindergärten, Schulen und Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderungen geprüft und festgestellt, dass sich davon 583 Einrichtungen bereits in Tempo-30-Zonen oder an Strecken mit einer zulässigen Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometer oder weniger befinden. Bei 71 Einrichtungen sieht die Behörde die Möglichkeit, die neue Regelung direkt und ohne weitere Prüfung umsetzen zu können, und bei weiteren 107 Einrichtungen muss zunächst geprüft werden, ob die Tempo-30-Regel auch dort eingeführt werden kann.
Dementsprechend kann die neue Regelung an sieben Orten im Bremer Westen bereits ab Juli umgesetzt werden, zu denen das Ortsamt als Träger öffentlicher Belange nach der Sommerpause angehört werden soll. So zum Beispiel in Findorff an der Theodor-Heuss-Allee, wo der Verein Familien in Findorff im ehemaligen Wasserwirtschaftsamt Kleinkindgruppen betreut. Die kerzengerade Strecke in Verlängerung der Admiralstraße dort wirkt offenbar auf manche Autofahrer regelrecht wie eine Einladung zum Gasgeben. Demnächst werden Raser hier nun also ausgebremst.
In Gröpelingen können die Tempo-30-Regelungen nach Ansicht der Planer vor der Kita der Evangelischen Gemeinde Gröpelingen-Oslebshausen an der Ritterhuder Heerstraße und auch beim Martinshof am Schiffbauerweg zügig ausgeschildert werden.
In Walle sind sogar gleich vier Einrichtungen betroffen. Dort ist die schnelle Tempo-30-Einführung unter anderem im Umfeld von drei Kindertageseinrichtungen in der Überseestadt geplant; dies sind die Kinderkrippe „City Kids Portland“ an der Konsul-Smidt-Straße, die Kita „Drachenkinder“ an der Lloydstraße und die Kita am Überseetor schräg gegenüber vom Porthotel. Und auch bei der Europaschule Schulzentrum SII Utbremen an der Meta-Sattler-Straße können die Tempo-30-Schilder bereits in der zweiten Jahreshälfte aufgestellt werden.
Zwölf weitere Orte sind im Bremer Westen darüber hinaus zunächst in Prüfung, bei denen sich das ASV zunächst unter anderem mit der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) abstimmen muss. Wenn nämlich negative Auswirkungen auf den öffentlichen Personennahverkehr zu erwarten sind oder sich der Verkehr womöglich durch eine Geschwindigkeitsbeschränkung in Wohnnebenstraßen verlagern könnte, kann ausnahmsweise auf eine Geschwindigkeitsbeschränkung verzichtet werden.
Dies betrifft zum Beispiel die Waller Grundschule an der Nordstraße, wo allmorgendlich ab 7.45 Uhr etliche Mütter und Väter mit ihren Autos den schmalen Parkstreifen vor der Schule ansteuern, um ihre Kinder vor Unterrichtsbeginn dort abzusetzen. Dort sind zu Stoßzeiten sogar Eltern zu beobachten, die auf der rechten Fahrbahn halten und ihre Kinder links aussteigen lassen – offenbar unbeeindruckt von den vielen Lkw, die regelmäßig auch auf diesem Abschnitt der Hafenrandstraße unterwegs sind.
Für Walle stehen außerdem das Stiftungsdorf Walle an der Karl-Peters-Straße, das Kinderhaus Baumhöhle an der Bremerhavener Straße, der Interimsstandort des Kinderhauses Quirl an der Waller Heerstraße, die Kitas der Wilhadi-Gemeinde und der Immanuel-Gemeinde sowie die Allgemeine Berufsschule (ABS) auf der Prüfliste. Die drei Letzteren befinden sich am Steffensweg, den der Waller Beirat langfristig gern zu einer verkehrsberuhigten Fahrradstraße umgestalten würde. Als einen ersten Schritt in diese Richtung würden demnach viele Ortspolitiker eine Ausweitung der Tempo-30-Regelung, die hier bereits nachts ab 22 Uhr gilt, wohl ausdrücklich begrüßen.
In Gröpelingen und Oslebshausen muss zunächst geprüft werden, ob die Tempo-30-Regelung auch an der Grundschule an der Oslebshauser Heerstraße, bei der Kita „Feuerteufelchen“ und beim Diako – also an drei Einrichtungen unmittelbar am Heerstraßenzug – eingeführt werden kann. Auch in Findorff ist eine Einrichtung betroffen. Dort gilt es für die Planer noch abzuwägen, ob Tempo 30 beim Seniorenhaus Findorff an der Hemmstraße womöglich negative Auswirkungen haben könnte.
„Zur Bewertung der Ausnahmekriterien werden derzeit vertiefende Prüfungen beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr durchgeführt“, sagt ASV-Sprecher Martin Stellmann. „Diese werden voraussichtlich zum Anfang des Jahres 2019 abgeschlossen sein.“